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Gesellschaftsspiel: Monopoly feiert 70. Geburtstag

Monopoly-Fans haben schon auf dem Gipfel der Zugspitze gezockt oder 45 Tage lang in Tauchanzügen unter Wasser spekuliert. Nun soll in Berlin zum 70. Geburtstag das größte Monopoly-Spiel der Welt aufgebaut werden.

Berlin (15.06.2005, 11:24 Uhr)- Zum 70-jährigen Jubiläum des weltbekannten Brettspiels um Macht, Mieten und Moneten muss nun ein neuer Weltrekord her. An diesem Freitag soll in Berlin auf einer Fläche von 900 Quadratmetern das größte Monopoly-Spiel der Welt aufgebaut werden. Die Spielfiguren haben einen Durchmesser von mehreren Metern und lassen sich am besten vom Hubschrauber aus betrachten, kündigte der Spieleverlag an.

Bescheidenheit ist beim Monopoly eben keine Zier, seit das Spiel am 20. Juni 1935 in den USA auf den Markt kam. Auch die Geschichten und Legenden, die sich um das Familienspiel ranken, sind mit den Jahren immer skurriler geworden. Da gab es die englischen Ganoven, die nach dem Überfall auf einen Postzug erst einmal eine Runde Monopoly mit ihrem Beutegeld gespielt haben sollen. Oder aber die NASA, die - nachweislich - zwei weltraumtaugliche Ausgaben bestellte, damit auch ihre Astronauten über Los gehen konnten.

Die Monopoly-Historie lässt sich natürlich am besten mit Zahlen belegen: Mehr als 750 Millionen Menschen haben in den vergangenen 70 Jahren weltweit um Straßen und Gebäude gespielt, hat der Verlag errechnet. Monopoly gibt es in 80 Ländern der Welt in 36 Sprachen zu kaufen. In Deutschland zählt es bis heute zu den bestverkauften Familienspielen. Damit das so bleibt, kommt vom 20. Juni an bundesweit eine Jubiläumsausgabe in den Handel. Darin hat der Verlag der Hauptstadt Berlin ein Denkmal gesetzt: Wer mag, kann nun um Szeneviertel wie den Kollwitzplatz, den Checkpoint Charlie oder den Boulevard Unter den Linden zocken.

Die Erfolgsgeschichte lässt leicht vergessen, dass Monopoly eine Idee aus Krisenzeiten ist. 1935 erdachte der arbeitslose Heizungsmonteur Charles Darrow das Spiel im US-Bundesstaat Pennsylvania. Mitten in der Weltwirtschaftskrise erfreute sich das spielerische Schachern um Immobilien bald großer Beliebtheit, nach anfänglichem Zögern kaufte der Parker-Verlag Darrow die Idee ab. Der wurde mit dem wachsenden Erfolg von Monopoly zum Musterbeispiel für den amerikanischen Traum - und starb folgerichtig als Millionär.

Dass Darrows Spiel in der Folgezeit sogar für politische Verwicklungen sorgte, hat er sich kaum träumen lassen. In Deutschland ließ NS-Propagandaminister Joseph Goebbels das erste Berlin-Monopoly 1936 verbieten. Als Grund nannte er den «jüdisch-spekulativen Charakter» des Spiels. In Wahrheit erboste ihn die Nennung der «Insel Schwanenwerder» als teuerstes Spekulationsobjekt auf dem Spielbrett. Goebbels lebte auf dem Schwanenwerder. Seine Villa hatte er weit unter Wert von einem jüdischen Besitzer erworben, der zum Verkauf gezwungen wurde, heißt es in der Monopoly-Historie des Verlags.

Andere Machthaber stießen sich am «kapitalistischen Charakter» des Spiels. Bis zum Fall des Eisernen Vorhangs stand Monopoly im gesamten Ostblock auf dem Index. Auf Kuba, in Nord-Vietnam, Nord-Korea oder China gibt es bis heute offiziell keine Editionen zu kaufen.

Selbst aus der Zeit des Zweiten Weltkrieg ist eine Kuriosität vermerkt: Das Rote Kreuz soll englische Monopoly-Editionen an britische Gefangene verteilt haben. Gut getarnt sollen die Packungen auch Landkarten, falsche Ausweise und echte Geldscheine für die Zeit nach der geglückten Flucht enthalten haben.

Heute gibt sich Monopoly als zeitloses Spiel mit Tradition. Die besten Spieler messen ihre Kräfte mit einer eigenen Weltmeisterschaft. Auch an Weltrekordversuchen mit Spielbrettern dürfte es in Zukunft nicht mangeln. Zu überbieten wäre beispielsweise noch ein 200-Stunden-Balanceakt auf dem Schwebebalken. (Von Ulrike von Leszczynski, dpa)

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