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© AFP

Mode: "Burka für Männer" ist neuer Insel-Trend

Britische Teens hüllen sich in letzter Zeit mit Vorliebe in Jacken, in denen sie wie Außerirdische aussehen. Einige Inselbewohner gruselt es bereits angesichts des neuen Trends namens "Goggle-Jacket". Die Hersteller dagegen freuen sich über reißenden Absatz.

Sie wirkt irgendwie unheimlich. Trotzdem oder gerade deshalb fliegen junge Briten auf ein Kleidungsstück namens "Goggle Jacket". Diese neue, auch als "Burka für Männer" verspottete Jacke mit integrierter Schutzbrille verhüllt das ganze Gesicht und findet in Großbritannien reißenden Absatz. Schon gruselt sich so mancher Bürger vor den vermummten Gestalten auf den Straßen.

Peter Webster, Vertreter des Herstellers Carter, hat binnen drei Wochen mehr als 450 Jacken in seinem Bezirk Süd- und Südostengland verkauft. "Im Einzelhandel sieht es momentan ziemlich trist aus. Aber die 'Goggle'-Jacke läuft sehr gut", frohlockt er. Eigentlich handelt es sich um eine ganz gewöhnliche Jacke mit Kapuze, die aber mit Klappen komplett über dem Gesicht geschlossen werden kann. Eine grotesk anmutende Plastik-Schutzbrille mit verspiegelter Oberfläche in der Jacke lässt die Augen des Trägers nur erahnen.

Original stammt aus Italien

Mehrere Marken bieten das Kleidungsstück zwischen 50 und 85 Pfund (70 bis 120 Euro) an. Die Käufer sind zumeist junge Männer zwischen 15 und 25 Jahren, doch auch Frauen greifen durchaus zu der Pseudo-Burka. Sie haben die Wahl zwischen Jacken in schwarz, tarnfarben, creme oder rosa. Inspiriert wurde die "Goggle Jacket" von einer Lederjacke des italienischen Modeschöpfers CP Company, die einst als Hommage an ein Autorennen entworfen wurde. Das 600 Pfund (840 Euro) teure Designerstück wurde vor allem durch Oasis-Sänger Liam Gallagher populär.

Nun machen die Kopien in England Furore. Die einen finden sie "lustig und modisch", andere "grässlich und unheimlich". Tatsächlich erinnern die dunklen Modelle an die Silhouette eines Räubers. Die hellen Exemplare hingegen geben einem das Gefühl, gerade eine nukleare Katastrophe überlebt zu haben. Dem Erfolg der Jacken tut all das keinen Abbruch.

In einem Laden am Rande von Newcastle etwa gehen sie weg wie warme Semmeln. Boutique-Besitzer Mark Chapman hat binnen drei Wochen 60 Stück verkauft. Auch im Einkaufszentrum Bluewater in Greenhithe östlich von London ist die Jacke der Renner. Der 14-jährige Ben Wilson ist mit seiner Mutter da, um sich seine eigene "Goggle Jacket" zu sichern. "Viele meiner Kumpels haben eine. Ich finde, sie ist schön und warm, das ist gut für den Winter", sagt er.

Nicht für Banküberfälle geeignet

Die Jacke wird aus Spaß oder zum Ski- oder Motorradfahren gekauft - jedoch nicht, um sich für Straftaten zu vermummen, versichern Einzelhändler und Hersteller unisono. An einen möglichen Missbrauch habe man gar nicht gedacht, betont der Hersteller NYC: "Es gibt doch viele Kleidungsstücke, die Leute bei Straftaten tragen können, eine Kapuze etwa."

Nach Ansicht von Einzelhändler Chapman wären Bankräuber sogar dumm, wenn sie sich mit Hilfe der Jacke vermummten. "Es wird schnell heiß darin und die Brille beschlägt, so dass man nichts mehr sieht."

Elodie Mazein

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