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© Alamy

Marihuana: High in der Höhe

Seit 1. Januar ist der Konsum von Marihuana im Skiort Breckenridge in den Rocky Mountains erlaubt – die Nachfrage boomt.

Kim Green hatte selten so viele Fragen über Marihuana zu beantworten wie in den letzten Wochen. „Ich bekomme Anrufe aus allen Landesteilen. Die Leute wollen wissen, ob sie Pot auf dem Skilift rauchen dürfen. Auf der Straße oder nur im Hotelzimmer?“, erzählt die Sprecherin der Polizei von Breckenridge, Colorado.

Dass sich Kiffer so begierig um Auskunft bei den Ordnungshütern bemühen, hat mit der Abstimmung im vergangenen November zu tun. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 73 Prozent legalisierten die 3300 Wahlberechtigten des Skiorts in den Rockies nicht nur den Konsum und Besitz kleiner Mengen (28 Gramm) von Marihuana, sondern auch den Besitz von Pfeifchen, Bongs und anderen Drogenparaphernalien. Seit 1. Januar ist die Neuregelung in Kraft.

Breckenridge ist damit nach Denver die zweite Stadt in den USA, die ihren Bürgern über 21 Jahren den Marihuana-Konsum erlaubt. „Die Einwohner wollen damit doch nur sagen, dass Konsumenten nicht dafür bestraft werden sollen, dass sie statt Alkohol zur sichereren Droge Marihuana greifen“, begründet Sean McAllister das Resultat. Der Anwalt hat die Gesetzesänderung in Breckenridge eingebracht und glaubt, dass der nächste Schritt eine Besteuerung der Freizeitdroge sein müsse.

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg in einem Land, das Milliarden zur Bekämpfung des internationalen Drogenanbaus und -handels ausgibt. Vorerst müssen sich die Initiatoren mit dem großen landesweiten Interesse begnügen, das die Legalisierung auslöste. Und dieses reicht von ernsthaften Kommentaren in der traditionellen Presse über den neuen Namen für Breckenridge – „Amsterdam der Rockies“ – bis hin zu lautem Beifall von Snowboardern, die schon immer gern in der Gondel ein Pfeifchen geraucht haben.

Der Skiort Breckenridge sorgt derweil vor und verwarnt bereits Kiffer. „Die Benutzung von Skiliften und Skiabfahrten unter Drogen- und Alkoholeinfluss ist verboten“, heißt es auf der Website der Pistenbetreiber. Und dies gelte auch weiterhin – Marihuana-Legalisierung hin oder her –, betont Manager Pat Campbell.

Überhaupt, so notieren Beobachter, sei das Wahlresultat eher symbolischer Natur. Denn der Drogenverkauf und der Anbau von Marihuana ist weiterhin illegal nach Landes- und Bundesgesetzen. Auf Cafés wie in Amsterdam dürfte Breckenridge noch lange warten.

Denn nur der Konsum und Anbau zu medizinischen Zwecken ist in Colorado wie auch in 13 weiteren US-Bundesstaaten straffrei. Doch diese Nachfrage boomt. Ob in Breckenridge, wo sich in wenigen Wochen drei Cannabis-Clubs niederließen, oder in Denver, wo das größte Geschäft über 5000 Quadratmeter verfügt. Im Pitkin-Landkreis, zu dem der Nobelskiort Aspen gehört, wurden Ende August 85 „Apotheken“ gezählt.

Sie werben mit „green natural solutions“ und dem Label „potent medical marijuana“. Sie offerieren Arzttermine, Lieferung frei Haus und Feiertagspreise. In Denver hat sogar ein Restaurant mit Namen „Ganja Gourmet“ sündhaft teure Kekse, Kuchen und Pizzen auf dem Speiseplan – alle hergestellt mit Marihuana. Erhältlich jedoch nur gegen ärztliches Rezept. Die große Nachfrage – schon Rückenschmerzen reichen angeblich für ein Rezept vom Arzt – lassen nicht nur die Hallen, in denen die kostbaren Pflanzen gezüchtet werden, knapp werden und die Preise steigen. Manche Stadtoberen denken über eine schärfere Regulierung der Clubs nach.

Gegner wiederum fürchten gar eine Legalisierung durch die Hintertür. Gemach, sagt Terrance Carroll, Sprecher des Repräsentantenhauses in Colorado. „In das Wahlresultat in Breckenridge wird zu viel hineininterpretiert. Es ist vergleichbar mit einem Brief an den Nikolaus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Marihuana bald in diesem Land legalisiert wird.“

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