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Der Kurien-Erzbischof Georg Gänswein predigt in Freiburg anlässlich des katholischen Festtags Mariä Himmelfahrt.

© Patrick Seeger/dp

Mariä Himmelfahrt: Was der Feiertag bedeutet – und wo die Menschen freihaben

Jährlich am 15. August feiern Katholiken das Fest Mariä Himmelfahrt. Wir klären, worum es an diesem Feiertag geht – und warum nicht alle freihaben.

Mariä Himmelfahrt ist ein Feiertag, der mit allerlei Brauchtum verbunden ist. In der Öffentlichkeit ist er jedoch weitgehend unbekannt. Was feiert die katholische Kirche an diesem Tag?

Was wird an Mariä Himmelfahrt gefeiert?

Das Fest erinnert an die „leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel“. Diese wird zwar nicht in der Bibel beschrieben, wurde aber 1950 als bisher letztes katholisches Dogma von Papst Pius XII. verkündet.

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In diesem mit höchster Autorität verfassten unfehlbaren Lehr- und Glaubenssatz heißt es unter anderem, dass „die unbefleckte, allzeit jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde“.

Nach katholischer Lehre lebt die Seele nach dem Tod weiter, während der Leib erst am Tag des Jüngsten Gerichtes auferweckt wird. Die sofortige leibliche Aufnahme Mariens ist also ein besonderes Privileg, das die herausragende Rolle der Muttergottes betont. Papst Benedikt XVI. hat es einmal so formuliert: „Wir glauben, dass Maria, wie Christus ihr Sohn, den Tod schon besiegt hat.“

Was ist der wichtigste Unterschied zu Christi Himmelfahrt?

Christus steigt aus eigener Kraft zu Gott empor, Maria dagegen wird in den Himmel aufgenommen. Im Deutschen heißt beides Himmelfahrt, im Lateinischen wird der Unterschied deutlich zwischen „Assumptio Mariae“ (Annahme, Aufnahme Mariens) und „Ascensio Christi“ (Hinaufsteigen Christi).

Seit wann wird Mariä Himmelfahrt gefeiert?

Das Fest hat seinen Ursprung in der Ostkirche, wo es im Jahr 431 eingeführt wurde. Im 6. Jahrhundert folgen erste legendarische Darstellungen. In der römischen Kirche wird die Aufnahme Mariens in den Himmel seit dem 7. Jahrhundert gefeiert, in Deutschland seit dem 9. Jahrhundert.

Gläubige umrunden bei einer Lichterprozession am Vorabend von Mariä Himmelfahrt mit Kerzen auf den Kapellplatz die Gnadenkapelle.
Gläubige umrunden bei einer Lichterprozession am Vorabend von Mariä Himmelfahrt mit Kerzen auf den Kapellplatz die Gnadenkapelle.

© Angelika Warmuth/dpa

Seit der Zeit der katholischen Reform nach dem Konzil von Trient (1545-1563), das Maria von der Erbsünde ausnahm, wurde die Lehre von der Aufnahme Mariens in den Himmel bewusster, ehe sie dann 1950 von Pius XII. zum Dogma erhoben wurde

Wo ist Mariä Himmelfahrt gesetzlicher Feiertag?

In Deutschland ist lediglich im Saarland arbeitsfrei sowie in weiten Teilen Bayerns, genau in 1.704 von 2.056 Kommunen mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung. Nur in weiten Teilen Ober- und Mittelfrankens mit evangelischer Mehrheit ist es kein gesetzlicher Feiertag. Dies wurde nach den Ergebnissen der Volkszählung von 2011 neu festgelegt.

In fünf der acht bayerischen Großstädte ist der Tag damit ebenfalls ein katholischer Feiertag. Das gilt für München, Augsburg, Würzburg, Regensburg und Ingolstadt. In Nürnberg, Fürth und Erlangen wird dagegen am Montag gearbeitet.

Gemäß Artikel 1 Absatz 1 Nummer 2 des Gesetzes über den Schutz der Sonn- und Feiertage ist in Bayern der 15. August in einer Gemeinde dann ein gesetzlicher Feiertag, wenn dort mehr katholische als evangelische Einwohner ihren Hauptwohnsitz haben. In der evangelischen Kirche ist Mariä Himmelfahrt kein besonderer Festtag.

Wie sieht es im Ausland aus?

In Österreich und in Liechtenstein ist der 15. August landesweit gesetzlicher Feiertag, ebenso in acht Kantonen der Schweiz. In weiteren sieben Kantonen ist in etlichen Gemeinden arbeitsfrei. Außerdem ist Mariä Himmelfahrt in etlichen anderen katholischen Staaten weltweit Feiertag - in Europa etwa in Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Polen, Portugal und Spanien.

Und was bedeutet in diesem Zusammenhang der Begriff „Maria Entschlafung“?

In der Ostkirche wird das Fest bis heute als „Tag der Entschlafung“ und Maria als die „Panagia“, die „Allerheiligste“, bezeichnet, die als erster Mensch die Vergöttlichung erfahren habe, weil Christus ihre Seele sofort ins Paradies holte.

Auch wenn liturgische Texte des Festes die Unversehrtheit ihres Leibes im Tod bekennen, bleibt die orthodoxe Theologie hinsichtlich einer leiblichen Aufnahme in den Himmel zurückhaltend.

Ebenso meidet die orthodoxe Theologie die Begriffe der „Aufnahme“ und der „Himmelfahrt“ der Gottesmutter. Den wichtigen Rang des Festes im geistlichen Leben der Ostkirchen unterstreicht jedoch eine 14-tägige Fastenzeit („Marienfasten“), die auf das Fest vorbereitet.

Wie feiert der Papst in Rom?

Der 15. August ist in Italien nicht nur Mariä Himmelfahrt, sondern auch „Ferragosto“, ein Feiertag, an dem in Rom fast alles stillsteht. Der Begriff geht auf die heidnischen „Feriae Augusti“ (Ferien des Augustus) aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert zurück.

Der römische Kaiser Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) hatte an diesem Datum seinen Untertanen das Privileg eines freien Tags gewährt.

Welches Brauchtum ist mit dem Fest verbunden?

In katholischen Regionen Deutschlands und darüber hinaus sind an dem auch als „großer Frauentag“ bekannten Fest vor allem Lichterprozessionen und Kräuterweihen populär. Dabei werden bis zu 77 verschiedene Kräuter und Pflanzen gesammelt, zu sogenannten Buschen zusammengebunden und gesegnet.

Danach werden sie oft im Haus aufgehängt, wo sie gegen Krankheiten, Gewitter und Blitzschlag helfen sollen, oder sie werden kranken Tieren unters Futter gemischt. Einer Legende nach öffneten die Jünger das Grab Mariens und fanden nicht ihren Leichnam, sondern blühende Blumen und Kräuter. Daraus hat sich die Tradition der Kräutersegnung entwickelt. (KNA)

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