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Unter Beobachtung. Die Presse hat sich vor der Villa des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela postiert. In Johannesburg hat die Familie seine Kontakte besser unter Kontrolle.

© AFP

Südafrika: Mandela wird nun zu Hause belagert

Mandela ist 95 Jahre alt und hat die letzten Monate in einem Krankenhaus in Südafrikas Hauptstadt Pretoria verbracht. Nun ist er zurück in seine Villa in Johannesburg gebracht worden. Über die Gründe wird heftig spekuliert - auch, weil nicht klar ist, wie sein Zustand ist. Ist er zum Sterben heim gebracht worden?

Die Überschrift „Mandela“ kann doch nur eines heißen, dachte sich der langjährige Sprecher des ehemaligen Präsidenten George Bush, Jim McGrath: Er muss gestorben sein. Schnell schickte er das vorbereitete Kondolenzschreiben von George Bush und seiner Frau Barbara auf die Reise nach Südafrika – und an die Presse. Leider hatte Jim McGrath die Meldung nicht ganz gelesen. Sie besagte nämlich, dass Nelson Mandela am Sonntag nach mehr als drei Monaten aus einem Krankenhaus in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria in seine Villa in Johannesburg entlassen worden war.

Nelson Mandela ist am Sonntag aus dem Krankenhaus in Pretoria in seine Villa in Johannesburg gebracht worden. Der 95-jährige ehemalige Präsident wird weiter intensiv medizinisch betreut. Das Foto stammt aus dem Jahr 2008.
Nelson Mandela ist am Sonntag aus dem Krankenhaus in Pretoria in seine Villa in Johannesburg gebracht worden. Der 95-jährige ehemalige Präsident wird weiter intensiv medizinisch betreut. Das Foto stammt aus dem Jahr 2008.

© dpa

McGrath musste sich beeilen, seine Nachricht wieder einzufangen. Über den Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er, er habe eine Schlagzeile falsch gelesen: „Ein dummer Fehler von mir.“ Er bitte um Entschuldigung. Der Fehler liege bei ihm, beteuerte McGrath, und nicht bei der Familie Bush.

Vor Mandelas Villa im vornehmen Johannesburger Stadtteil Houghton hat die Belagerung durch Medien und Anhänger wieder eingesetzt. Dutzende Menschen versammelten sich mit Medienvertretern vor dem Haus, das nach Angaben des aktuellen südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma so umgebaut wurde, dass Mandela nun zu Hause „die gleiche intesivmedizinische Versorgung“ bekomme wie zuvor im Krankenhaus in Pretoria. Der Gesundheitszustand des ersten südafrikanischen Präsidenten nach dem Ende der gewaltsamen Rassentrennung ist nach Zumas Angaben weiterhin „ernst und zu Zeiten instabil“.

Die „Heimkehr“ Mandelas wird von manchen Beobachtern deshalb so gedeutet, dass er zum Sterben in eine vertraute Umgebung gebracht werden sollte. Dagegen sprach Mandelas Tochter Zindzi schon im Juli kurz vor dem 95. Geburtstag des Nationalhelden von „dramatischen Fortschritten“. Südafrikas Verteidigungsministerin Nosiviwe Mapisa-Nqakula sagte am Montag: „Wir hatten nicht geglaubt, dass Madiba (so lautet der Clanname der Mandelas) uns noch einmal anschauen und lächeln würde." Am Samstag hatte Zumas Sprecher noch vehement bestritten, dass Mandela aus dem Krankenhaus entlassen worden sei. Am Tag darauf kam die Bestätigung.

Während Mandela noch im Krankenhaus in Pretoria lag, hatte er zum ersten Mal seit Jahren wieder Besuch von seinen alten Freunden empfangen können. Seit Mandelas letztem öffentlichen Auftritt bei den Fußballweltmeisterschaften 2010 hatten die Familie und der regierende ANC den ehemaligen Präsidenten fast vollständig abgeschottet. Beobachter berichten, dass der Kontakt zu seinen alten Freunden Mandela gutgetan habe. In der Villa in Johannesburg dürften die Familie und die Partei des Präsidenten Jacob Zuma wieder mehr Einfluss darauf haben, wer Mandela noch sehen darf und mit wem er noch Kontakt aufnehmen kann.

Zuma hat Mandela offenbar nötiger als je zuvor. Seine Umfragewerte sind dramatisch gefallen. In aktuellen Umfragen erreicht der ANC gerade noch rund 55 Prozent der Stimmen, das wäre das schlechteste Ergebnis seit 1994. Im kommenden Jahr stellt sich Zuma zur Wiederwahl. Im Frühjahr hatte Zuma mit einer ganzen Delegation des ANC seinen Vorvorgänger in seiner Villa in Johannesburg besucht. Dabei drehte einer der Besucher ein Video, das im südafrikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde und einen geschwächten Mandela zeigte, dem der Unwille über die Situation ins Gesicht geschrieben stand.

In Südafrika hatte es danach eine heftige Diskussion darüber gegeben, wie der ANC Mandela ausnutze. Während seines Klinikaufenthalts machte Mandelas Familie Schlagzeilen. Tochter Makaziwe Mandela versuchte, gemeinsam mit ihrer Schwester Zenani Dlamini Zugriff auf Mandelas Vermögen zu bekommen. Gestritten wurde auch darüber, wo die Mandelas begraben sein sollen.

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