zum Hauptinhalt

Protest gegen Mehrbelastung: Lehrer verweigern Klassenfahrten

Um gegen Mehrarbeit zu protestieren, verweigern Gymnasiallehrer in Niedersachsen Klassenfahrten. Dagegen protestieren nun Schüler. Die rot-grüne Landesregierung hatte den Lehrern eine Stunde mehr pro Woche zugemutet.

Weil sie eine Stunde pro Woche länger arbeiten sollen, haben viele Gymnasiallehrer in Niedersachsen die Klassenfahrten gestrichen. Die rot-grüne Landesregierung hatte zum 1. August die Arbeitszeit für Lehrer an Gymnasien trotz deren Widerstand erhöht. Sie müssen statt 23,5 nun 24,5 Stunden arbeiten. Zudem wurde die vor Jahren in Aussicht gestellte Reduzierung der Arbeitszeit für Pädagogen höheren Alters ausgesetzt. Das gesparte Geld soll in Verbesserungen fließen, etwa für Ganztagsschulen. Der Philologenverband hat gegen diese Maßnahmen bereits Klage eingereicht, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will ebenfalls vor Gericht ziehen.

An den meisten der 260 niedersächsischen Gymnasien haben die Lehrer zudem angekündigt, aus Protest keine Klassenfahrten anzubieten. Die Schulausflüge zählen zu den sogenannten freiwilligen Leistungen. „Aus pädagogischer Verantwortung und als Zeichen des Protests“, schreiben die Lehrer, seien Klassenfahrten angesichts der steigenden Arbeitsbelastung für sie nicht mehr möglich.

Auf dem Rücken der Schüler

Aus Sicht von Eltern und Schülern spielen die Klassenfahrten aber eine wichtige Rolle im Schulleben, sie gelten als pädagogisch sinnvolle Ergänzung zum Unterricht und sollen den Zusammenhalt einer Klasse stärken. Der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens mag denn auch nicht akzeptieren, dass der Streit um Arbeitszeitverlängerungen „auf dem Rücken der Schüler ausgetragen wird“.

Auch der Landesschülerrat will nicht hinnehmen, dass Klassen- und Kursfahrten vorerst nicht mehr stattfinden sollen. Wenn die Lehrer freiwillige Leistungen strichen, könnten auch Schüler ihrerseits freiwillige Dienste einstellen, sagt der Vorsitzende des Rats, Helge Feußahrens. So sei etwa denkbar, dass sich Schüler weigerten, die Tafeln im Klassenraum abzuwischen oder die Klassenbücher zu führen. Oder dass sie zwar in die Schule kämen, sich aber nicht am Unterricht beteiligten. Bereits in dieser Woche wollten die Gymnasiasten ihre Forderung an die Öffentlichkeit tragen, nach den Herbstferien sollen die Proteste ausgeweitet werden.

Gleichzeitig kritisiert der Landesschülerrat die Klage des Philologenverbands. Ein langer juristischer Streit werde der Problematik nicht gerecht, sagte Sprecher Florian Kolb. Eine Stunde mehr Unterricht sei vertretbar. Schließlich unterrichteten auch Gesamt- und Berufsschullehrer 24,5 Stunden in der Woche und könnten trotzdem weiter Klassenfahrten anbieten. Dieselbe Position vertritt das Kultusministerium in Hannover. Es verweist darauf, dass die wöchentlichen Unterrichtsstunden der Gymnasiallehrer in Niedersachsen zurzeit so niedrig sind wie in kaum einem anderen Bundesland.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false