zum Hauptinhalt
Zwei Helfer beseitigen womöglich infiziertes Material in Gueckedou in Guinea, der Region, in der das Virus vor einem Jahr erstmals aufgetreten ist, und von wo es sich vor allem in drei westafrikanischen Ländern rasant ausgebreitet hat.

© dpa

Deutsche Ebolahilfe: Leere Betten, kaputte Generatoren und viele Rätsel

Der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, berichtet über die Situation in Westafrika. In Liberia sinken die Fallzahlen. Dort nimmt Deutschland nun ein Behandlungszentrum in Betrieb. Eine Wahl und Weihnachten könnten neue Risiken bergen.

Vier Mal ist Walter Lindner ins Ebola-Gebiet gereist, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Und trotzdem ist vieles unklar geblieben. Der Sonderbeauftragte der Regierung für die Ebola- Hilfe hat keine Erklärung dafür, warum die Zahl der Neuerkrankungen in Liberia seit knapp drei Wochen auf etwa 20 gefallen und im Nachbarland Sierra Leone auf 80 am Tag gestiegen ist. Aber diese „Rätsel der Virologie“ machen es schwer, die Hilfe zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben, sagte er dem Tagesspiegel.

An diesem Wochenende nehmen das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und die Bundeswehr eine Ebola-Behandlungsstation in der liberianischen Hauptstadt Monrovia in Betrieb, mit einer mehrwöchigen Verspätung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Station nach den von ihr im Lauf der Krise entwickelten Standards aufgebaut. Die Behandlungsstation steht nahe am Fußballstadion, wo inzwischen chinesische Helfer einquartiert worden sind. Nebenan betreiben die USA eine Station und die Chinesen ebenfalls, offenbar die einzige, die nicht nach WHO-Standards aufgebaut worden ist. Für China ist es der erste größere Hilfseinsatz außerhalb des eigenen Landes, da fehlt es wohl noch an Erfahrung.

Gummistiefel von Ebola-Helfern sind zum Trocknen aufgestellt. Sie gehören zu den wenigen Gegenständen, die mehrfach benutzt werden können, wenn sie gewissenhaft desinfiziert worden sind. Das Foto entstand in Guineas Hauptstadt Conakry.

© AFP

Seit ein paar Wochen berichten die Ärzte ohne Grenzen, die als Erste vor Ort waren, dass die ersten Betten in Monrovia leer geblieben seien. Allerdings war das im April in Guinea, wo die Ebola-Epidemie ihren Ursprung hatte, schon einmal so. Und plötzlich gingen dort die Fallzahlen wieder stark nach oben. Lindner denkt also vorläufig noch nicht daran, die Station in Monrovia wieder abbauen zu lassen. Denn in Liberia könnte der Dezember das Bild auch wieder wenden. Am 16. Dezember finden Senatswahlen statt. Sie waren wegen Ebola schon einmal verschoben worden. Dafür müssen die Wähler in ihre Heimatregionen reisen. Und Weihnachten ist in allen drei Ländern traditionell eine Zeit mit hoher Reisetätigkeit. „Ende Januar werden wir eine Bestandsaufnahme machen und entscheiden, wie es weitergeht“, sagt Lindner.

Deutsche Ärzte unterstützen die größte Klinik in Monrovia

Inzwischen haben die deutschen Ärzte im größten Krankenhaus Monrovias eine Station aufgebaut, in der Patienten auf Ebola getestet werden, bevor sie behandelt werden. „Das hilft, das Vertrauen zurückzugewinnen“, berichtet Lindner. Jeder Patient wird nun durch diese Empfangsstation geschleust und nur dann ins Krankenhaus gelassen, wenn er kein Fieber oder andere verdächtige Symptome zeigt. Hat er Fieber, wird sein Blut auf Ebola getestet. Ist er erkrankt, wird er nicht in die Klinik sondern in eines der umliegenden Behandlungszentren gebracht. Bundeswehrtechniker haben drei von vier Generatoren repariert, die ausgefallen waren. Und die entsprechende Station in der UN-Klinik der Blauhelmtruppe in Monrovia wird ebenfalls von deutschen Ärzten betrieben.

Flexibel. Walter Lindner lobt die deutschen Helfer im Ebola-Gebiet.

© Doris Spieckermann-Klaas

Im benachbarten Sierra Leone ist die Lage dagegen zunehmend außer Kontrolle. In der Region Kenema, wo das DRK schon seit Wochen eine Behandlungsstation betreibt, dem bisherigen Hotspot der Epidemie, gehen die Fallzahlen zwar leicht zurück. Aber in der Hauptstadt sind die Zahlen nach oben geschossen. Lindner kann kaum glauben, dass das nur durch den Streik der Beerdigungsteams ausgelöst worden sein kann. Aber eine bessere Erklärung gibt es derzeit nicht.

In Guinea werden in der Urwaldregion, wo das Virus hergekommen ist, derzeit ebenfalls Behandlungsstationen mit deutscher Hilfe, aber nicht mit deutschem Geld aufgebaut. Die WHO hat die Welthungerhilfe beauftragt. Die Welthungerhilfe hat Lindner beeindruckt. In Kenema versorgt sie seit Monaten die Dörfer unter Quarantäne mit Lebensmitteln, Telefonkarten und allem anderen, was gebraucht wird. Und auch in Guinea „sind die überall“, sagt er staunend.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false