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Hells Angels

© dpa

Rockerbanden: Lebenslange Haft für zwei "Bandidos"

Unter großem Rocker-Aufgebot wurden heute zwei Mitglieder der Rockerbande "Bandidos" zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Landgericht Münster sah es als erwiesen an, dass die beiden Männer ein Mitglied der verfeindeten "Hells Angels" im vergangenen Jahr erschossen haben.

Im Prozess um den Mord an einem Rocker der "Hells Angels" hat das Landgericht Münster zwei Angehörige der rivalisierenden Gruppe "Bandidos" zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach dem Urteil der 2. Großen Strafkammer vom Dienstag hatten die beiden 36 und 48 Jahre alten Männer im Mai vergangenen Jahres den 47-jährigen Motorradhändler erschossen. Der Mann verblutete in seinem Laden im westfälischen Ibbenbüren. Die Anklage stützte sich auf eine lange Kette von Indizien, jedoch fehlten klare Beweise. Die Verteidigung hatte daher Freispruch gefordert. Ihr Versuch, mit einem Kronzeugen die Indizienkette zu erschüttern, war jedoch gescheitert. Die Anwälte wollen die Urteile dennoch mit einer Revison anfechten.

Das Gericht nimmt als Motiv für die Tat vor allem Rache an. Seit Jahren bekriegen sich "Bandidos" und "Hells Angels". In den vergangenen Jahren hatte es eine Reihe von Überfällen auf die Vereinsheime und Waffenlager der jeweils anderen Seite gegeben. Auch das Opfer war bereits 2004 Ziel eines "Bandidos"-Überfalls gewesen. Der Name des von ihm selbst ermittelten angeblichen Täters fand sich auf einem Zettel in seiner Geldbörse. Der ältere der beiden Angeklagten war seinerseits Opfer von Übergriffen von "Hells Angels" und dabei lebensgefährlich verletzt worden.

Organisierte Gewalt in der Rockerszene

Kriminalisten vermuten, dass es bei dem Rockerkrieg nicht nur um die "Ehre" der jeweiligen Gang geht, sondern auch um organisierte Kriminalität mit Rauschgift- und Waffendelikten. Allerdings komme nur ein Bruchteil der Gewalttaten an die Öffentlichkeit, weil Rocker ihre Konflikte unter sich austragen und nach außen hin gewöhnlich eisern schweigen, sagte Thomas Jungbluth vom Landeskriminalamt in Düsseldorf am Rande des Prozesses.

Der Kronzeuge, einer der wenigen Aussteiger aus der "Hells Angels"-Szene, gab vor Gericht an, von den Vorfällen um den Tod des Motorradhändlers "keine Ahnung" zu haben. Verteidiger Jens Meggers sagte in seinem Plädoyer, er sei davon überzeugt, dass der Zeuge auch angesichts zahlreicher Rocker im Zuschauerraum "mauert". In Folge von Aussagen dieses Kronzeugen waren Anfang der Woche insgesamt 14 Mitglieder der Rockergruppe "Hells Angels" festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft Verden bestätigte am Dienstag einen Bericht des "Weser Kurier", wonach der Mann gegen seine früheren Clubmitglieder ausgesagt hat. Den 14 Rockern wird schwerer Raub und gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.

Urteil stützt sich auf Widersprüche in den Aussagen der Angeklagten

Der Vorsitzende der 2. Großen Strafkammer, Michael Skawran, stützte das Urteil des Gerichts nach fast sechs Monaten Verhandlungszeit vor allem auf Widersprüche in den Aussagen der Angeklagten. Außerdem ergaben die Auswertung von Telefondaten und Zufallsbilder der Überwachungskamera einer nahe am Tatort gelegenen Firma, auf denen die Autos der Angeklagten zu erkennen sind, handfeste Hinweise. Es habe ferner ein konspiratives Mobiltelefon gegeben, mit dessen Hilfe sich beide Angeklagte am Tag der Tat verständigt hätten. Einer der Angeklagten hatte sich bei der Polizei in seiner Heimatstadt Bremen auffällig verhalten. Er gab an, zur Tatzeit in Recklinghausen gewesen zu sein. Dies war nach Auswertung aller Daten praktisch nicht möglich. "Er hätte nur einmal mit der Hand ans Ortsschild fassen können", sagte Richter Skawran, denn schon kurze Zeit später wurde er in einer Tankstelle in Bremen von einer Überwachungskamera fotografiert.

Unmittelbar nach der Urteilsverkündung verließen nach Polizeiangaben zahlreiche Anhänger der "Hells Angels" das Gericht. Die Rocker machten sich mit Bussen, Autos und Motorrädern auf den Weg aus der Stadt. Nach Polizeiangaben hielten sich gut 400 Mitglieder der "Hells Angels" sowie 40 bis 50 Anhänger der "Bandidos" in Münster auf. Zwischenfälle zwischen den verfeindeten Banden gab es laut Polizei zunächst nicht. Sie waren voneinander getrennt eingetroffen. Vier "Bandidos" waren bei Kontrollen in Gewahrsam genommen worden, weil sie Schlagwerkzeuge bei sich hatten. Unter anderem waren bei ihnen ein Beil und ein Baseballschläger entdeckt worden. (kda/dpa)

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