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Queen Elizabeth und Prinz Andrew im Juni 2019

© Imago/Paul Marriott

Update

Klage wegen Missbrauchsvorwürfen: Queen entzieht Prinz Andrew alle militärischen Titel

Der Missbrauchsskandal um Andrew belastet das britische Königshaus. Die Queen lässt ihren Sohn fallen, die Royals gehen auf Distanz zu dem 61-Jährigen.

Die britische Queen Elizabeth II. hat ihrem wegen Missbrauchsvorwürfen in den USA verklagten Sohn Prinz Andrew alle militärischen Dienstgrade und royalen Schirmherrschaften entzogen.

Andrew werde sich in dem Prozess als privater Bürger verteidigen, teilte der Buckingham-Palast in London am Donnerstag mit – in betont nüchterner und distanzierter Sprache.

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Mehr als 150 militärische Veteranen hatten die Queen zuvor aufgefordert, Andrew seine militärischen Titel abzuerkennen. „Offiziere des britischen Militärs sind den höchsten Standards an Redlichkeit, Ehrlichkeit und ehrenhaftem Verhalten verpflichtet“, schrieben die ehemals ranghohen Vertreter der Royal Navy und der britischen Armee sowie Kampfpiloten in dem am Donnerstag veröffentlichten Brief. Andrew, der sich wegen der Missbrauchsvorwürfe in den USA einer Zivilklage gegenüber sieht, habe diese Standards nicht erfüllt.

„Wäre dies irgendein anderer ranghoher Militäroffizier, wäre es indiskutabel, dass er noch im Amt wäre“, hieß es weiter in dem Schreiben. Man fordere die Queen daher auf, ihrem zweitältesten Sohn alle verbleibenden militärischen Titel und Ränge zu entziehen. „Wir verstehen, dass er Ihr Sohn ist, aber wir schreiben Ihnen als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaberin der Streitkräfte.“ Diese Schritte hätten schon vor langer Zeit passieren können, sollten nun aber nicht länger aufgeschoben werden. Nur Stunden später folgte die Queen dem Ansinnen der Veteranen.

„Unsere großartige Stadt hat Besseres verdient“

Ein hochrangiger Ratsvertreter der englischen Stadt York forderte von Andrew, dem „Herzog von York“, ebenfalls Konsequenzen. „Nachdem die Queen ihm seine militärischen Rollen und royalen Schirmherrschaften entzogen hat, sollte er nun auch auf seinen Titel als Herzog von York verzichten“, sagte der Liberaldemokrat Darryl Smalley aus dem City of York Council am Freitag. York sei stolz auf seine besondere Verbindung zur Krone. Nun müssten alle Anschuldigungen, die gegen Andrew erhoben wurden, aufgearbeitet werden. „Unsere großartige Stadt hat Besseres verdient“, twitterte Smalley.

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Ein Prozess gegen Prinz Andrew ist mit der Entscheidung eines Gerichts in New York am Mittwoch ein Stück näher gerückt: Der Richter lehnte die Einwände von Andrews Anwälten ab, die die Klage im Keim ersticken wollten. Die US-Amerikanerin Virgina Giuffre wirft dem Prinzen vor, sie vor rund 20 Jahren als 17-Jährige mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Demnach wurde sie vom mittlerweile gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein vermittelt.

Andrew weist die Vorwürfe kategorisch zurück. Seine öffentlichen Aufgaben als Mitglied der Royal Family hat der Queen-Sohn schon seit Bekanntwerden der Vorwürfe niedergelegt, die militärischen Titel aber bislang behalten.

Millionen für einen außergerichtlichen Vergleich

In dem Missbrauchsskandal kann nach Ansicht von Experten nur noch eine Millionenzahlung den Queen-Sohn vor einem skandalösen Gerichtsverfahren retten. Der 61-Jährige habe ansonsten keine guten Optionen mehr, kommentierte der renommierte britische Medienanwalt Mark Stephens am Donnerstag. „Der Schaden muss begrenzt werden.“

Stephens schätzt, dass Andrew für eine außergerichtliche Einigung der Klägerin Virginia Giuffre fünf bis zehn Millionen Pfund (sechs bis zwölf Millionen Euro) bieten müsste. Das Hindernis: „Frau Giuffre wird ihren Tag im Gericht wollen.“

Das macht auch einer der Anwälte der US-Amerikanerin deutlich. „Es ist Virginia Giuffre sehr wichtig, dass diese Angelegenheit auf eine Weise gelöst wird, dass sie und die anderen Opfer Gerechtigkeit erfahren“, sagte David Boies der BBC. Er ließ aber eine Hintertür für eine gütliche Einigung offen. Der Fall gilt als bedeutendste Klage gegen ein Mitglied der königlichen Familie in jüngster Zeit.

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Geld für einen Vergleich wäre offenbar vorhanden. Zwar wird die Queen ihrem Lieblingssohn vermutlich keinen Penny aus ihrem immensen Vermögen zur Verfügung stellen - das würde ein PR-Desaster bedeuten. Doch hat Andrew vorgesorgt, wie die Zeitung „The Sun“ berichtete. Demnach will er sein Chalet im Schweizer Alpenort Verbier verkaufen und erwartet Einnahmen von mindestens 15 Millionen Pfund.

„Eine Bombe ins Herz der Royal Family“

Für die Queen und die königliche Familie ist Andrew bereits seit längerem eine Belastung. Mit der Fortsetzung des Verfahrens wird seine Position nach Ansicht von Experten immer unhaltbarer. Andrew sei erledigt, sagte Königshaus-Experte Phil Dampier der „Sun“. Er sehe keine Möglichkeit, dass Andrew - etwa im Rahmen des Gedenkens an den Falkland-Krieg vor 40 Jahren, in dem er gedient hatte - je wieder öffentlich für das Königshaus auftreten werde.

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Medienanwalt Stephens sagte der BBC, Richter Kaplan habe mit der Entscheidung „eine Bombe in die Mitte und ins Herz der Royal Family“ geworfen, die eine Verfassungskrise auslösen könne. „Das einzige, was er tun kann, ist, die Verantwortung zu übernehmen.“

Rechtsexperte Spencer Kalvin sagte der „Sun“, ein Prozess könne höchst intime und demütigende Fragen aufwerfen. Der Buckingham-Palast wollte den Fall mit Verweis auf ein laufendes Verfahren nicht kommentieren.

Andrew wurde am Donnerstag erstmals in diesem Jahr wieder kurz in der Öffentlichkeit gesichtet. Die Zeitungen „Sun“ und „Daily Mail“ veröffentlichten Fotos, die den Queen-Sohn auf dem Rücksitz seines Autos auf dem Gelände von Schloss Windsor zeigten. Der 61-Jährige wirkte in Gedanken versunken.

Ausgerechnet im Jahr der 70. Thronbesteigung von Elizabeth steht ihr Sohn im Mittelpunkt der schwersten royalen Krise seit langer Zeit. „Andrew muss die Sache um seiner Mutter willen klären“, sagte Royal-Expertin Ingrid Seward. (dpa)

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