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Hier ereignete sich das Unglück: die Margaretenbrücke im Herzen von Budapest.

© Bernadett Szabo/REUTERS

Update

Sieben Tote bei Havarie auf der Donau: Kapitän des Schweizer Kreuzfahrtschiffes verhaftet

In Ungarns Hauptstadt sind zwei Ausflugsschiffe kollidiert, eines sank. Fast alle Opfer stammen aus Südkorea. Viele sind noch vermisst, doch die Donau ist kalt.

Bei einem Zusammenstoß zweier Touristenschiffe sind am Mittwoch in Budapest mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Nach 21 weiteren Menschen an Bord eines Ausflugsschiffs – unter ihnen 19 Südkoreaner und zwei ungarische Besatzungsmitglieder – wurde am Donnerstag weiterhin gesucht, wie Behördenvertreter auf einer Pressekonferenz in Budapest sagten. Bei den Toten handelt es sich um südkoreanische Touristen. An Bord waren 33 Südkoreaner und die zweiköpfige ungarische Besatzung.

Das Ausflugsschiff „Hableany“ war unter der Margaretenbrücke mit dem weitaus größeren Flusskreuzfahrtschiff „Viking Sigyn“ zusammengestoßen, wie Polizeioberst Adrian Pal erläuterte. Das kleinere Schiff kenterte infolge der Wucht des Zusammenstoßes und ging in wenigen Sekunden in den Fluten der Donau unter. Sieben Menschen - alle Südkoreaner - konnten unmittelbar nach der Katastrophe aus dem Wasser gerettet werden. Sie wurden wegen Unterkühlung in Budapester Spitälern behandelt, erklärte ein Sprecher des Rettungsdienstes in der Nacht zum Donnerstag. Auf dem größeren Schiff kam niemand zu Schaden.

Nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap befanden sich 30 Touristen, die eine Sechs-Länder-Reise nach Osteuropa gebucht hatten, auf der gesunkenen „Hableany“ (Nixe). Dazu kämen noch drei Reisebegleiter sowie die zwei ungarischen Besatzungsmitglieder. Die meisten Reisenden seien 40 bis 50 Jahre alt gewesen. Auch ein sechsjähriges Kind sei an Bord gewesen.

Nach Darstellung von Oberst Pal ereignete sich der Zusammenstoß am Mittwoch um 21.05 Uhr. Unter der Margaretenbrücke sei das kleine Ausflugsschiff vor das größere Kreuzfahrtschiff gebogen, wodurch es zu der Kollision kam. Das kleinere Schiff kenterte und ging in wenigen Sekunden unter.

Auf dem größeren Schiff - dem unter Schweizer Flagge fahrenden Flusskreuzfahrtschiff „Viking Sygin“ - wurden weder Gäste noch Besatzungsmitglieder verletzt, wie eine Sprecherin des Unternehmens Viking mitteilte. „Wir arbeiten bei Bedarf mit den Behörden zusammen.“

Die große Viking Sigyn war als zweites Schiff in das Unglück involviert.
Die große Viking Sigyn war als zweites Schiff in das Unglück involviert.

© Bernadett Szabo/REUTERS

Wie Pal weiter ausführte, leitete die Polizei ein Strafverfahren gegen unbekannt wegen Gefährdung mit massenhafter Todesfolge ein. Der Kapitän der „Viking Sigyn“ und weitere Besatzungsmitglieder wurden als Zeugen befragt. Am Abend wurde der Kapitän festgenommen. Nach einem Verhör ist er dann verhaftet worden. Wie die staatliche ungarische Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf die Polizei berichtete, hätten sich gegen den ukrainischen Kapitän „begründete Verdachtsmomente“ ergeben. Worin dieser Verdacht konkret besteht, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Heftiger Regen und starke Strömungen behindern die Suche

Der erste Notruf war um 21.15 Uhr, zehn Minuten nach der Kollision, bei der Polizei eingegangen. Unmittelbar darauf begannen große Such- und Rettungseinsätze von Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst. Der Zugang zur Donau wurde durch die Behörden gesperrt.

Große Scheinwerfer beleuchteten Teile der Oberfläche der Donau in Budapest. Die Suche nach den Vermissten wurde durch heftigen Regen und starke Strömungen erheblich erschwert, wie das Internet-Portal „Index.hu“ berichtete. Die Wassertemperatur sank auf zehn Grad ab. Die Aussicht, Überlebende zu finden, bezeichneten Experten am Donnerstag als gering.

Südkorea schickt „schnelle Einsatzgruppe“

Südkoreas Präsident Moon Jae In wies die Behörden an, einen Krisenstab einzusetzen und zusammen mit den ungarischen Behörden „alle verfügbaren Mittel“ zur Rettung der Vermissten zu ergreifen. Das südkoreanische Außenministerium kündigte am Donnerstag an, eine „schnelle Einsatzgruppe“ mit 18 Beamten und Rettungskräften an den Unglücksort nach Budapest zu schicken. Ungarns Gesundheitsministerin Ildikó Horváth begab sich an die Unglücksstelle, um den Familien der Opfer ihr Beileid auszudrücken.

Der südkoreanische Reiseveranstalter Verygoodtour entschuldigte sich für das Unglück. Das Unternehmen werde alles tun, um den Opfern und deren Familien zu helfen, sagte der Leiter des Kundenservice, Lee Sang Moo, im südkoreanischen Fernsehen. Nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap befanden sich 30 Touristen, die eine Sechs-Länder-Reise nach Osteuropa gebucht hatten, auf der „Hableany“. Dazu kämen noch drei Reisebegleiter sowie zwei Besatzungsmitglieder. Die meisten Reisenden seien 40 bis 50 Jahre alt gewesen. Auch ein sechsjähriges Kind sei an Bord gewesen.

Unglücksschiff war für 60 Passagiere ausgelegt

Das undatierte Foto zeigt das Ausflugsschiff „Hableany“ auf der Donau mit dem Parlamentsgebäude im Hintergrund.
Das undatierte Foto zeigt das Ausflugsschiff „Hableany“ auf der Donau mit dem Parlamentsgebäude im Hintergrund.

© Zoltan Mihadak/MTI/AP/dpa

Das 27 Meter lange, für 60 Passagiere ausgelegte Unglücksschiff gehört dem Budapester Schifffahrtsunternehmen Panorama Deck. Ein Sprecher der Firma teilte am späten Mittwochabend mit: „Es werden alle Ressourcen mobilisiert, um Menschenleben zu retten.“

Der Unfall ereignete sich auf einem bei Touristen beliebten Abschnitt der Donau, der einen Blick auf die Stadt und das in der Nacht beleuchtete Parlament bietet. Die Donau fließt mitten durch Budapest und trennt die beiden Stadthälften Buda und Pest voneinander. (dpa. AFP)

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