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Gedenken an eines der Vergewaltigungsopfer in Indien – anderorts gab es heftige Proteste.

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Proteste in mehreren Regionen: Junge Frauen sterben nach zwei Gruppenvergewaltigungen in Indien

Innerhalb einer Woche ist die zweite junge Frau der niedrigsten indischen Kaste nach einer Vergewaltigung gestorben. Die Familie macht der Polizei Vorwürfe.

Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ist im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh eine junge Frau der niedrigsten indischen Kaste, der Dalits, nach einer Gruppenvergewaltigung ihren schweren Verletzungen erlegen. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, wurde die 22-Jährige am Dienstag vergewaltigt und starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Zwei Verdächtige wurden festgenommen und sollen vor ein Schnellgericht kommen.

Ein Rikscha-Fahrer habe ihre Tochter nach dem Angriff schwer verletzt nach Hause gebracht, berichtete die Mutter der 22-Jährigen dem Nachrichtensender NDTV. „Sie wurde einfach vor unserer Türe rausgeworfen. Mein Kind konnte kaum stehen oder sprechen.“ Zuvor sei sie entführt und betäubt worden, sagte ihre Familie indischen Medien.

Das Martyrium der jungen Frau ereignete sich im Bezirk Balrampur, rund 500 Kilometer entfernt von dem Dorf Bool Garhi, in dem eine 19-jährige Dalit-Angehörige Mitte September von mutmaßlich vier Männern auf einem Feld so brutal vergewaltigt wurde, dass sie am Dienstag in einem Krankenhaus in Neu Delhi ihren schweren Verletzungen erlag. Ihre Zunge und ihr Rückenmark seien dabei stark verletzt worden, sagte ihr Bruder indischen Medien.

Vier Verdächtige im Alter zwischen 20 und 30 Jahren wurden inzwischen festgenommen. Bei einem von ihnen soll es sich nach Informationen der indischen Zeitung „Express“ um den Sohn einer wohlhabenden Grundbesitzer-Familie handeln. Der Bundesstaat Uttar Pradesh, aus dem beiden Frauen kamen, ist der bevölkerungsreichste Indiens – gehört aber auch zu den ärmsten.

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Aus Protest gegen die Gruppenvergewaltigungen mit tödlichem Ausgang protestieren Menschen in mehreren Regionen Indiens. Die Polizei versuchte am Donnerstag im Heimatdorf eines der Opfer, die Proteste einzuschränken.

Die Familie wirft der Polizei vor, die Leiche mitten in der Nacht ohne Einwilligung eingeäschert zu haben. Die Polizei wies diesen Vorwurf zurück. Der Regierungschef des betroffenen Bundesstaates twitterte, Premierminister Narendra Modi habe gesagt, dass die Täter streng bestraft werden sollten.

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In Indien werden nach offiziellen Zahlen alle 15 Minuten eine Frau oder ein Mädchen vergewaltigt – weitere Fälle kommen hinzu. Auch heute schweigen viele Inderinnen darüber. Nur besonders brutale Fälle machen nationale Schlagzeilen, als Reaktion auf solche Berichte gab es in den vergangenen Jahren immer mal wieder Proteste.

Im März wurden vier Vergewaltiger hingerichtet, nachdem sie eine Studentin in einem fahrenden Bus vergewaltigt hatten. Aktivistinnen sagen, dass Indien ein grundsätzliches Problem habe – ein Vergewaltigungsproblem. Begründet liege es in der patriarchalen Gesellschaft, in der viele Frauen früh lernten, dass sie weniger wert seien als ihre Brüder.

Jedes Jahr werden Tausende weibliche Föten abgetrieben, Mädchen besuchen Schulen seltener als Jungen und Töchter sind für Familien oft eine finanzielle Belastung – häufig müssen sie bei ihrer Heirat eine hohe Mitgift zahlen, obwohl dies inzwischen offiziell verboten ist. Aktivistinnen werfen der Polizei und dem Justizsystem auch vor, Opfer sexueller Gewalt zu wenig ernst zu nehmen – besonders, wenn sie einer niedrigen Kaste angehören. (AFP, dpa)

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