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Von Chinesen gebaut. Gut eine Milliarde Euro hat sich der hochverschuldete Kleinstaat den neuen Nationalstolz kosten lassen.

© Imago

Abenteuer Schnellstraße: Jetzt hat auch Montenegro eine Autobahn

Seit wenigen Tagen donnert über die neue Asphaltpiste des bergigen Adriastaats der Verkehr. Nicht alle Fahrer halten sich an die geltenden Regeln.

Regierungskrise, Waldbrände und eine wegen des Ukrainekriegs völlig verhagelte Touristensaison: Die schlechten Nachrichten reißen in diesem Hitzesommer in Montenegro nicht ab. Doch zumindest die frohe Kunde von der Inbetriebnahme der ersten Autobahn des Landes elektrisiert die 620.000 Bewohner und Medien des bergigen Adriastaats gleichermaßen. Seit der neue Nationalstolz am Nationalfeiertag vergangene Woche mit dreijähriger Verspätung endlich eröffnet wurde, füttern die heimischen Medien das Publikum mit Nachrichten von dem turbulenten Geschehen auf der 41 Kilometer langen Strecke.

Gut eine Milliarde Euro hat sich der hochverschuldete Kleinstaat den neuen Nationalstolz kosten lassen: Wegen des bei China aufgenommenen Großkredites schrammte Montenegro schon im letzten Jahr nur knapp am Staatsbankrott vorbei. Doch dafür durchzieht nun eine über 20 Brücken und 16 Tunnel führende und von einem chinesischen Staatsbetrieb in sieben Jahren gefertigte Modellautobahn den bergigen Norden des Landes.

Bahn frei. Schon am ersten Tag vermeldete der heimische TV-Sender RTCG Geisterfahrer und Raser.

© REUTERS/Stevo Vasiljevic

Mit einem Spot hatte das staatliche Straßenbauunternehmen „Monteput“ seine Landsleute auf das neue Autobahn-Zeitalter vorzubereiten versucht – und die Funktionen von Mautstationen, Warnsignalen, Überhol- und Standspuren erklärt.

Nicht bei allen fand das Gehör: Schon am ersten Tag vermeldeten der heimische TV-Sender RTCG, dass Fahrer im Autobahntunnel eine Zigarettenpause eingelegt hätten. Erste Geisterfahrer und mit 200 Sachen über die Piste donnernde Raser lassen Monteput-Direktor Milan Ljiljanic über die „große Verkehrs-Unkultur“ seiner Landsleute klagen. Vielen der älteren Vehikel macht bei der Bewältigung der 1000 Höhenmeter indes weniger die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100, sondern die erforderliche Mindestgeschwindigkeit von 50 Kilometer zu schaffen.

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