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Singer-Songwriterin Cassandra Mae Spittmann aus Duisburg

© dpa/privat

Hits auf Hindi: Blinde Duisburgerin erobert Herzen in Indien

In Indien war sie noch nie, aber immer mehr Menschen hören ihr dort zu. Die 21 Jahre alte Cassandra Mae Spittmann begeisterte zuletzt selbst den indischen Premierminister Modi.

Von Anne-Sophie Galli, dpa

Cassandra Mae Spittmann aus Duisburg singt so schön, dass sie gar das Lob des indischen Premierministers auf sich gezogen hat. Und das, obwohl die 21-Jährige sich bis vor wenigen Jahren gar nicht mit indischen Sprachen beschäftigt hat. „So eine melodiöse Stimme – und jedes Wort spiegelt Emotionen wider. Wir können ihre Liebe zu Gott spüren“, sagte Narendra Modi im September in seinem Podcast über die Musikstudentin und spielte einige ihrer Lieder vor. „Ihr werdet erstaunt sein, dass diese Stimme einer Tochter aus Deutschland gehört.“

Und noch etwas beeindruckt Modi an CassMae, wie sich Spittmann in sozialen Netzwerken nennt: „CassMae ist seit ihrer Geburt blind, aber diese schwierige Herausforderung hat sie nicht davon abgehalten, außerordentliche Leistungen zu vollbringen.“

Spittmann sagt im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, sie suche Songs und Songtexte über die Sprachfunktion ihres Handys und könne Texte dann über ein mit Bluetooth verbundenes spezielles Gerät mit Brailleschrift lesen. Beim Singen lasse sie sich sehr von ihrem Gehör leiten.

Auf Instagram folgen ihr mehr als 400.000 Menschen

Seit ihrer Kindheit singt die Duisburgerin gerne. Sie erhielt früh Förderung, begann die afrikanische Trommel und Klavier zu spielen und ihre ersten Lieder zu komponieren. Laut Angaben auf ihrer Internetseite transportiere Spittmann gerne ihre Gefühle – und verarbeitete so mit dem Song „Bullies“ auch Mobbing-Erfahrungen. Damit gewann sie bei den Berliner Festspielen 2015 einen Songwriter-Wettbewerb, die wachsende Anerkennung habe sie selbstbewusster gemacht.

Der Klang der Sprachmelodien fasziniert mich. Das hat irgendwie so eine Magie für mich.

Cassandra Mae Spittmann

Mit indischer Musik kam die 21-Jährige zum ersten Mal im Jahr 2017 in Berührung – während eines mehrwöchigen Aufenthalts am Berklee College of Music in Boston in den USA. Sie war sofort begeistert. „Der Klang der Sprachmelodien fasziniert mich“, sagt sie. „Das hat irgendwie so eine Magie für mich.“

Spittmann suchte im Internet nach indischer Musik, begann das in Nordindien verbreitete Hindi unter anderem mit Apps zu lernen, Lieder in der Sprache zu singen und die Sprache in eigene Songs einzubauen. Die Lieder begleitet sie teils auf dem Klavier oder mit Trommeln und lädt Videos davon unter dem Namen CassMae auf Instagram und anderen Plattformen hoch. Inzwischen hat sie Hunderttausende Fans – vorwiegend aus Indien, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt. Auf Instagram folgen ihr mehr als 400.000 Menschen.

Indiens Premierminister Modi zeigte sich in seinem Podcast begeistert vom Sprachtalent der Singer-Songwriterin. Die 21-Jährige singt mittlerweile nicht nur auf Hindi und Englisch – sondern auch auf anderen indischen Sprachen, die sie selbst gar nicht spricht, etwa Malayalam, Tamil und Kannada. Für Modi ist Spittmann ein Beispiel dafür, dass die Faszination für indische Kultur und Musik um die Welt zunehme. Sprachen, sagt Spittmann, habe sie schon immer gemocht – auch als sie in der Schule Englisch, Französisch und Spanisch lernte.

Drei bis vier Stunden täglich investiert sie nach eigenen Angaben in ihren Instagram-Kanal. Sie erstellt neue Videos – und antwortet auf Kommentare ihrer Fans, die immer wieder neue Musikvorschläge machen. Außerdem besucht sie dreimal die Woche die Hochschule für Musik & Tanz in Köln, wo sie Musik studiert, gibt ab und zu Konzerte und hört in ihrer Freizeit viel indische Musik. „Es ist schon viel Musik. Eigentlich mache ich nicht viel anderes.“

Sie will auf jeden Fall mal in Indien auftreten

Von ihrer Erwähnung im Podcast erfuhr Spittmann kurz nach seiner Ausstrahlung, als ihr Leute den entsprechenden Link schickten. In einem Video auf Instagram erklärte sie: „Während meines Urlaubs erfahre ich, dass Premierminister Narendra Modi mich erwähnt hat und ich bin so überwältigt von der Liebe, die ich von dir erhalte, Bharat (Synonym für Indien). Vielen lieben Dank.“

Sie sagt: „Ich fühle mich geehrt, dass das, was ich mache, so gut ankommt, und ich fühle mich richtig ermutigt, dass ich damit weitermachen kann und auch möchte.“ Sie habe schon Zweifel gehabt, ob sie als Deutsche die indische Kultur leben könne. Inzwischen sei ihr klar: „Ich kann zwar die ganzen Sprachen nicht und ich muss noch viel lernen, aber ich mag die Spiritualität.“

Modi findet: „Solches Interesse von jemandem, der noch nie Indien besucht hat, ist inspirierend.“ Tatsächlich war Spittmann noch nie in Indien – aber das möchte sie ändern. Nach Modis Podcasts habe sie nicht nur mehr Abonnenten bekommen, sondern auch mehr Anfragen zur Zusammenarbeit und Nachfragen, wann sie denn endlich ins Land komme.

Sie will auf jeden Fall mal in Indien auftreten und generell mehr Fusion-Pop-Songs komponieren und singen – mit Texten in einer Kombination aus Englisch und indischen Sprachen. Mit einem solchen Song gewann sie vor zwei Jahren beim UK Songwriting Contest. Nun freut sie sich auf zukünftige Projekte.

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