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US-Präsident John F. Kennedy (1917-1963), Präsident der USA (1961-1963), bei seinem Berlin-Besuch 1963.

© imago/Sven Simon

Heute vor 60 Jahren: John F. Kennedys Ermordung in Dallas wirft immer noch Fragen auf

Den offiziellen Ermittlungen zufolge starb der US-Präsident vor 60 Jahren durch die Schüsse eines Einzeltäters. Doch unter anderem sein damaliger Bodyguard geht von einem Komplott aus.

Das vielleicht berühmteste Attentat der Geschichte erregt bis heute die Gemüter. Vor 60 Jahren, am 22. November 1963, wurde US-Präsident John F. Kennedy im texanischen Dallas erschossen. Der Tod des charismatischen Politikers löste in den USA und in vielen weiteren Ländern Entsetzen aus, die Bilder des von Kugeln getroffenen Hoffnungsträgers haben sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Bis heute gibt es offene Fragen zu Kennedys Tod – und viele Verschwörungstheorien.

Erst im Oktober sorgte ein früherer Kennedy-Bodyguard mit einem Buch zum Tod des Präsidenten für Schlagzeilen. Der einstige Secret-Service-Agent Paul Landis wirft in „The Final Witness“ (Der letzte Zeuge) erneut die Frage auf, ob Kennedy wirklich vom Einzeltäter Lee Harvey Oswald ermordet wurde – oder ob es womöglich mehrere Täter und damit ein Komplott gab.

Im Zentrum der Debatte steht eine Kugel, die laut dem offiziellen Bericht der sogenannten Warren-Kommission zu Kennedys Tod erst von hinten den 46-jährigen Präsidenten durchschlug und dann den vor Kennedy sitzenden texanischen Gouverneur John Connally traf – und an gleich mehreren Körperstellen verletzte. Der dafür notwendige Verlauf der Kugel wurde in der Folge immer wieder von Experten als plausibel eingestuft. Kritiker halten ihn aber für unmöglich und sprechen deswegen von der „Theorie der magischen Kugel“.

Landis schreibt nun, er habe damals die fragliche Kugel gefunden, und zwar auf Kennedys hinterem Sitz in der offenen Präsidentenlimousine. Sollte dies stimmen, hätte das Geschoss nicht den vorne sitzenden Connally treffen können. Dann wäre der Gouverneur von einer anderen Kugel getroffen worden – und damit womöglich von einem anderen Schützen, weil Oswald mutmaßlich gar nicht schnell genug hätte schießen können. Zumal es dann eine weitere Kugel war, die Kennedy tödlich am Kopf traf.

Nun gibt es an Landis' Darstellung viele Zweifel. Unter anderem hatte der Personenschützer direkt nach der Kennedy-Ermordung andere Angaben gemacht. Viele fragen sich, ob die Erinnerung den heute 88-Jährigen 60 Jahre nach dem Mord trügt. Doch so oder so bietet das Buch neuen Stoff für Spekulationen über das, was am 22. November 1963 um 12.30 Uhr an der Dealey Plaza in Dallas geschah.

Damals hatte der Ex-Soldat und Kommunismus-Sympathisant Oswald mit einem Gewehr aus einem Schulbuchlager auf Kennedys Wagenkolonne geschossen. Der 24-Jährige wurde Stunden später festgenommen, aber zwei Tage später bei seiner Überführung in ein Gefängnis vom Nachtclub-Besitzer Jack Ruby erschossen.

65 Prozent der Amerikaner glauben nicht an die offizielle Version der Geschehnisse

Ein jähes Ende fand Kennedys Leben am 22. November 1963 bei einem Attentat in Dallas, Texas.

© dpa

Über das Kennedy-Attentat sind im Verlauf der Jahrzehnte Hunderte Bücher geschrieben worden. Und es ranken sich viele Theorien um den Jahrhundertmord, die wahlweise die Mafia, die Sowjetunion, Kuba, Exilkubaner, den US-Auslandsgeheimdienst CIA oder gar Kennedys Vizepräsidenten Lyndon B. Johnson am Werke sehen.

Angeheizt wurden die Spekulationen durch den Hollywood-Film „JFK – Tatort Dallas“ von US-Regisseur Oliver Stone mit Kevin Costner aus dem Jahr 1991, der das Bild eines Komplotts zur Ermordung des Präsidenten zeichnet. Auch als Reaktion auf diesen Spielfilm wurde 1992 ein Gesetz beschlossen, das langfristig die Veröffentlichung aller offiziellen Dokumente zu Kennedys Tod verfügt, mit möglichen Ausnahmen bei Fragen der nationalen Sicherheit.

Unter den Präsidenten Donald Trump und Joe Biden wurden in den vergangenen Jahren Zehntausende Geheimdokumente veröffentlicht. Im vergangenen Juni erklärte das Weiße Haus, „mehr als 99 Prozent“ der Sammlung seien nunmehr der Öffentlichkeit zugänglich.

Doch die Zweifel an den Hintergründen des Attentats hat das nicht ausgeräumt. Laut einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup glauben 65 Prozent der Erwachsenen in den USA, dass Oswald nicht allein handelte.

Der 60. Jahrestag von Kennedys Ermordung am Mittwoch wird deswegen sicherlich nicht nur ein Tag der Erinnerung an den legendären Präsidenten – sondern auch ein Tag von Debatten über die Frage, wer für seinen Tod verantwortlich ist. (AFP)

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