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Der 39-jährige Hauptangeklagte kommt in den Verhandlungssaal.

© Uwe Anspach/dpa-Pool/dpa

Update

Prozess um tödliche Schüsse auf Polizisten bei Kusel: Hauptangeklagter schildert Art Notwehrlage – und beschuldigt seinen Komplizen

Ende Januar wurden eine 24 Jahre alte Polizistin und ein Kollege bei einer Fahrzeugkontrolle bei Kusel erschossen. Der mutmaßliche Täter steht nun vor Gericht.

Der Mordprozess wegen tödlicher Schüsse auf zwei junge Polizisten bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle in der Pfalz hat am Dienstagmorgen um 9 Uhr in Kaiserslautern begonnen. Vor dem Landgericht muss sich ein 39 Jahre alter Angeklagter verantworten. Er soll Ende Januar eine 24 Jahre alte Polizistin und ihren 29 Jahre alten Kollegen mit mehreren Gewehrschüssen getötet haben, um Jagdwilderei zu verdecken.

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In dem Prozess machte der 39-Jährige seinen mutmaßlichen Komplizen für den Tod eines der Opfer verantwortlich. Sein Mandant habe bei dem Vorfall Ende Januar Schüsse gehört und sei „perplex“ gewesen, sagte der Verteidiger des Mannes am Dienstag in einer Erklärung zum Prozessauftakt im Landgericht Kaiserslautern.

Sein Mandant habe zwar danach auch geschossen - aber „nur, um zu erreichen, dass nicht weiter auf ihn geschossen wird“, sagte der Verteidiger und schilderte eine Art Notwehrlage. Der 39-Jährige habe bei der unübersichtlichen nächtlichen Situation Mündungsfeuer gesehen und in diese Richtung gefeuert.

Nach dem Vorfall bei Kusel habe er sich im Saarland den Behörden stellen wollen, er habe aber zuvor mit seiner Frau sprechen wollen - so sei ihm ein Spezialeinsatzkommando (SEK) zuvorgekommen und habe ihn festgenommen.

Gedenken an die ermordeten Polizisten am Tatort bei Kusel (Archivbild vom 2. Februar 2022)

© dpa/Harald Tittel

Der Verteidiger des 33 Jahre alten Komplizen wies die Darstellung als unzutreffend und „vorhersehbar“ zurück. Es sei so gewesen, wie sein Mandant bei der Vernehmung geschildert habe. Nach etwa einer Stunde vertagte das Gericht den Prozess auf Montag.

Bis zum 9. September sind 14 Termine für den Prozess vorgesehen, mehrere Sachverständige und eine Vielzahl von Zeugen sind geladen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte in der Tatnacht mit einem 33 Jahre alten Komplizen zur Jagdwilderei bei Kusel in der Westpfalz unterwegs war.

Den Polizisten, die in einem Zivilfahrzeug Streife fuhren, kam der geparkte Kastenwagen am Rand einer Kreisstraße verdächtig vor, und sie stiegen zur Kontrolle aus. Überraschend, so die Anklagebehörde, habe der 39-Jährige einen Schuss aus der Flinte „aus kurzer Entfernung auf den Kopf“ der Polizeianwärterin abgegeben. Die Frau stürzte schwer verletzt auf die Straße. Danach soll der Angeklagte zunächst mit der Flinte, dann mit einem Jagdgewehr auf den Polizeikommissar geschossen und ihn tödlich am Kopf getroffen haben.

Als der 39-jährige Deutsche gemerkt habe, dass die Polizistin noch lebte, habe er mit der Flinte einen weiteren Schuss auf den Kopf der Frau abgegeben, hieß es. Die beiden Verdächtigen flohen der Justiz zufolge und wurden wenige Stunden später im nahen Saarland festgenommen.

Dem 39-Jährigen wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem zwei Morde vor, „aus Habgier und um eine Straftat zu verdecken“. Dem 33-Jährigen wirft sie unter anderem versuchte Strafvereitelung vor - er habe beim Spurenverwischen geholfen. Zudem werden beide der gemeinschaftlichen nächtlichen Jagdwilderei beschuldigt. Psychiatrische Gutachten ergaben keine Anhaltspunkte für eine eingeschränkte Schuldfähigkeit. (dpa)

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