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Lebt derzeit in sehr bescheidenen Verhältnissen. Gustl Mollath.

© picture alliance / dpa

Spenden nicht ausgezahlt: Gustl Mollath sieht sich von Unterstützerverein betrogen

Der Anwalt von Gustl Mollath, Gerhard Strate, wirft einem Unterstützerverein vor, Spendengelder an seinen Mandanten nicht weiterzugeben. Der Verein sieht sich an den Pranger gestellt.

Wer die Liste der Spendeneingänge liest, es sind mehrere hundert, dem wird rasch klar, wem ausschließlich dieses von ganz normalen Bürgern aufgebrachte Geld zugedacht ist. Da sind fünf Euro verzeichnet als „Spende für Gustl Mollath“, 25 mit dem Zusatz „Alles Gute für den Neuanfang“ oder auch 1000 – „nur für Gustl Mollath“. So steht es in den Spendenzwecken. Doch nun gibt es erbitterten Streit, ob dieses Geld voll und ganz dem 56-Jährigen zusteht, der am 6. August dieses Jahres nach mehr als sieben Jahren in der geschlossenen Psychiatrie in Bayreuth freigekommen ist.

Die "Zeit" berichtete am Mittwoch zuerst über die Strafanzeige von Gustl Mollath

Gustl Mollath hat Strafanzeige gestellt gegen ein Mitglied des Unterstützerkreises wegen Betruges, wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ am Mittwoch vorab berichtet hat. Der Münchner Gestalttherapeut Fritz Letsch ist Vorstandsmitglied des Münchner Vereins „Zusammenschluss bayerischer Bildungsinitiativen“ (zbb) und sammelt seit 2013 Spendengelder für Mollath auf einem Konto des Vereins. 27 000 Euro sind dabei zusammengekommen, das bestätigte er am Mittwoch dem Tagesspiegel.

Das Geld, das für Gustl Mollath gespendet wurde, wird nicht an ihn überwiesen

Nach Ansicht von Mollath-Verteidiger Gerhard Strate müsste das Geld nun auch an seinen Mandanten ausgezahlt werden. Wie der Verein die Verwaltung der Spenden allerdings geregelt habe, sei „letztlich eine Betrugskonstruktion“, sagte Strate am Mittwoch auf Anfrage. Denn der Verein hat es sich so vorgestellt, dass der Nürnberger Automechaniker Gustl Mollath sich das Geld über Dienstverträge etwa für Projekte der „Psychiatrie-Politik“ und Beratungen verdient. Einen solchen Vertragsentwurf habe Letsch kürzlich am Rande einer Demonstration in München an Mollath übergeben. Zuvor hatten sich die beiden noch nie gesehen, Letsch gibt auch zu, dass er ihn nie in der Psychiatrie besucht hat. „Wer Mollath ein wenig kennt“, so sagt Strate, „der weiß, dass er nicht auf die Schnelle einen solchen Vertrag unterschreiben würde“. Er verlangt, das Geld an Mollath auszuzahlen oder aber die Spenden zurückzuüberweisen – was der zbb aber bisher ablehnt.

Bis 17. September, so dokumentiert es Anwalt Strate, seien im Internet Spenden beworben worden, „ausschließlich für Gustl Mollath und seine Unterstützung“, die Unterstützergruppe arbeite „zu 100 Prozent ehrenamtlich“. Nun ist auf der Webseite dieser Verwendungszweck gelöscht, es wird aber für andere Projekte um Spenden gebeten, die auf das gleiche Konto überwiesen werden sollen. Fritz Letsch argumentiert, dass der zbb kein mildtätiger, sondern ein „Bildungsverein“ ist. Als solcher „kann ich nicht einfach Geld auszahlen“, sagte Letsch dem Tagesspiegel. Der Dienstvertrag sei ein Weg gewesen, das Geld Mollath auf andere Weise zur Verfügung zu stellen. Anwalt Strate hingegen meint, dass das Geld zweifellos von den Spendern nur für Mollath gedacht war. Wenn die Vereinssatzung dies nicht vorsehe, aber dennoch mit diesem Vorwand gesammelt worden sei, stecke darin „ein Betrug“.

Der Verein heißt „Gesellschaft für Ethik in der Psychiatrie“

Warum das Konto überhaupt zum Jahreswechsel 2012/13 von der „Gesellschaft für Ethik in der Psychiatrie“ auf den zbb übergegangen ist, bleibt unklar. Auch Strate weiß darauf keine Antwort. Fritz Letsch jedenfalls möchte das Thema bis Mitte kommender Woche vom Tisch haben. Er werde, so sagt er, mit Vorstandskollegen zum Finanzamt gehen und sich beraten lassen, „wie wir das Geld korrekt an Gustl Mollath weiterleiten können“. Vor allem mit dessen Anwalt liegt er aber ordentlich über Kreuz: „Strate macht jetzt einen großen Wind durchs ganze Land.“ Er hoffe, „dass das nicht dem Gustl Mollath schadet“. Dieser wiederum, so berichtet sein Anwalt, lebe derzeit in Niedersachsen in der Nähe eines langjährigen Freundes. Er habe einen „alten Mercedes“, mit dem er zu Terminen durch die Republik reise, dabei übernachte er in der Regel „in günstigen Pensionen“.

Zum Jahreswechsel wird der neue Prozess gegen Mollath erwartet wegen schwerer Körperverletzung gegenüber seiner ehemaligen Frau. Dieses Verfahren hatte überhaupt erst dazu geführt, dass Mollath wegen Gemeingefährlichkeit und der „Wahnidee“ von Schwarzgeldverschiebungen in die geschlossene Anstalt eingewiesen wurde. Das Nürnberger Oberlandesgericht Nürnberg hatte die Wiederaufnahme dieses umstrittenen Prozesses angeordnet.

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