zum Hauptinhalt
Berauschende Natur in Phi Phi.

© dpa/Carola Frentzen

Großes Weh und THC: In Thailand ist Cannabis nun legal – Kiffen jedoch nicht

Das asiatische Land legalisiert Marihuana für medizinische Zwecke und erhofft sich davon einen Schub für den Tourismus.

Als erstes Land in Asien hat Thailand Marihuana legalisiert: Die gesamte Pflanze steht nicht mehr auf der Liste der Betäubungsmittel. Damit erhofft sich das asiatische Land vor allem einen florierenden Medizintourismus.

Denn nachdem der Tourismus während der Pandemie zwei Jahre lang brachlag – tut das asiatische Land alles dafür, die Branche wiederzubeleben. Die Legalisierung einer Droge ist dabei ein ungewöhnlicher Schritt – die gesamte Region ist eigentlich für ihre strenge Drogenpolitik bekannt: In Indonesien bespielsweise stehen lebenslange Strafen oder sogar die Todesstrafe auf Drogenhandel.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Berauschen soll sich keiner

Auch Thailand hat Cannabis offiziell nur für den medizinischen und industriellen Gebrauch freigegeben. Joints in der Öffentlichkeit zu rauchen, ist nach wie vor nicht erlaubt. Und auch Extrakte der Cannabis-Pflanze sind illegal, sobald sie mehr als 0,2 Prozent THC enthalten. Letzteres ist die chemische Verbindung, die für die berauschende Wirkung von Marihuana verantwortlich ist. Berauschen soll sich also keiner – stattdessen geht es rein um die gesundheitlichen Vorteile der Pflanzen, die in kleinen Dosen beruhigend und schmerzlindernd wirken.

Wer in Thailand künftig eine Cannabis-Pflanze im Garten züchten möchte, der darf dies. Er muss den Anbau nur registrieren und unterschreiben, dass er die Ernte rein für medizinische Zwecke nutzt. Letzteres will das Ministerium für öffentliche Gesundheit sogar fördern und plant deswegen, eine Million Marihuana-Setzlinge im Volk zu verteilen. Im tropischen Klima Thailands sollten die Pflanzen bestens gedeihen.

Thai-Curry mit Cannabis

Auch der Weiterverkauf von Cannabis ist künftig erlaubt: „Es ist eine Gelegenheit für die Menschen und den Staat, mit Marihuana und Hanf Einnahmen zu erzielen“, postete Anutin Charnvirakul, stellvertretender Premierminister und Gesundheitsminister, im Mai auf seinen Social-Media-Konten.

Beispielsweise dürfen Cafés und Restaurants jetzt mit Cannabis kochen oder Getränke anbieten – einzige Voraussetzung: Sie dürfen die 0,2 prozentige THC-Grenze nicht überschreiten, wenn sie die Pflanze in Backwaren, Curries oder Drinks einbauen. Auch Kliniken dürfen Behandlungen mit der Pflanze anbieten. Der Medizintourismus ist es letztendlich auch, auf den die Regierung große Hoffnungen setzt.

Harsche Strafen gibt es nach wie vor

Einwanderer wie auch Experten vor Ort warnen Urlauber jedoch, dass Thailand aufgrund der gelockerten Regeln nun nicht zum El Dorado des Kiffens geworden ist. Auch wenn Marihuana entkriminalisiert wurde, sind die Strafen für diejenigen, die die doch recht eng gesteckten und nicht ganz eindeutigen Regeln nicht genau befolgen, nach wie vor harsch. Wer beispielsweise dabei erwischt wird, Cannabis in der Öffentlichkeit zu rauchen, muss unter Umständen bis zu drei Monate ins Gefängnis oder eine Strafe über 800 US-Dollar zahlen.

Und die thailändische Polizei greift durchaus streng durch, wie Ulla Haider, eine österreichische Auswanderin, berichtet. „Noch vor zwei Monaten wurde der Mann einer unserer Schneiderinnen verhaftet, weil er eine einzige Marihuanapflanze in seinem Garten hatte“, berichtete sie. Damals habe eine Truppe von acht Polizisten die Wohnung gestürmt und den Mann verhaftet.

„Die Korruption ist hoch“

Inzwischen wäre die Pflanze legal, doch Haider ist trotzdem skeptisch, ob die Legalisierung Gutes bringen wird. Sie befürchtet, dass viele doch anfangen werden, Cannabis zu rauchen und die Anzahl der Verkehrsunfälle dann zunehmen könnte. Auch Mark Heather, Direktor des Drogen-Rehab Miracles Asia in Phuket, warnt, dass die Legalisierung Probleme mit sich bringen könnte: „Das Problem in Thailand ist die Umsetzung von Gesetzen“, sagte er. „Die Regierung sitzt in Bangkok, aber jede Region hat noch mal ihre eigenen Regeln.“ Einheimische berichten zudem, dass die Korruption im Land hoch sei.

Trotzdem feierten die Thais die Legalisierung. Bei einer von Highland Legalization, einer thailändischen Interessenvertretung für Marihuana, organisierten Veranstaltung wurden Cannabis-Lebensmittel verkauft, es gab Musikdarbietungen und Podiumsdiskussionen. Außerdem wurden mehr als 3000 Häftlinge, die Haftstrafen wegen Drogendelikten im Zusammenhang mit Cannabis und Hanf verbüßten, in der vergangenen Woche auf freien Fuß gesetzt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false