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In schwieriger Lage. Viele Russen in Indonesien zahlen nun lieber mit Bargeld – wenn sie an welches herankommen.

© Reuters

Gestrandet im Paradies: Reisende aus Russland stecken auf Bali und in Thailand fest

Tausende Russen stecken auf Bali oder in Thailand fest – und suchen verzweifelt nach einem Weg zurück.

Wie weit die Sanktionen reichen, die im Zuge des Ukrainekrieges gegen Russland verhängt wurden, zeigt sich derzeit in Südostasien. Etwa auf der indonesischen Insel Bali oder an thailändischen Urlaubsorten, die bei russischen Reisenden und digitalen Unternehmern sehr beliebt sind. Viele von ihnen sind nun in Südostasien regelrecht gestrandet und haben Probleme, ihre Hotels, ihr Essen oder Mietautos zu bezahlen. Denn durch die internationalen Sanktionen funktionieren ihre Kredit- und Bankkarten nicht mehr.

Indonesische Medien berichten seit Tagen, wie russische Bürger versuchen, mit Kryptowährungen zu bezahlen, Geld auf die Konten von Freunden im Land zu überweisen oder indonesische Bankkarten zu beantragen, um die Beschränkungen durch die Sanktionen zu umgehen. Ein Konto im Land zu eröffnen, ist mit einem Touristenvisum aber nicht möglich. Dafür braucht es wohl mindestens ein sogenanntes Kitas, ein Kurzzeitvisum, das den Aufenthalt und die Arbeit im Land in der Regel für zwölf Monate am Stück ermöglicht.

Im lokalen balinesischen Nachrichtenmedium „Coconuts“ wird eine 36-jährige russische Grafikdesignerin und Unternehmerin zitiert, die auf Bali lebt. Die Frau, die anonym bleiben wollte, gestand ein, dass sie zwar erwartet hatte, dass angesichts der Krise etwas in Osteuropa passieren würde, aber sie nicht gedacht habe, dass es so massiv sein werde. „Wir haben einige Sanktionen erwartet, die zu einer ukrainischen Wirtschaftskrise führen“, sagte sie. Aber nichts, das so verrückt sei wie dieser Krieg.

Viele Russen zahlen nun mit Bargeld

Die Russin war eine von zahlreichen russischen Staatsangehörigen im Ausland, die die finanziellen Einschränkungen als Folge des Krieges zu spüren bekamen. Nachdem die amerikanischen Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard zahlreiche Banken in Russland blockiert haben, kommen viele im Ausland nicht mehr an ihr Geld.

Auch die Grafikdesignerin berichtete dem lokalen indonesischen Medium über Probleme. Sie sagte jedoch, sie habe ihr gesamtes Geld noch rechtzeitig abheben können, bevor ihre Mastercard gesperrt worden sei. „Es war eine Mission für sich, denn als ich zu den Geldautomaten ging, war in keinem der Automaten Bargeld“, berichtete sie. Etliche andere Russen seien mit ihr an den Automaten angestanden. Die Russin brachte in dem Interview zudem ihre Frustration über die Invasion zum Ausdruck und sagte: „Putins Tage sind vorbei. Er hat einen massiven Fehler gemacht. Ich hoffe, dass es bald eine Revolution geben wird.“

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Auch in der „Jakarta Post“ wird in einem Artikel beschrieben, welche Probleme Russen in Indonesien derzeit haben. Die Zeitung zitierte Rifki Saldi Yanto, den Manager eines Cafés. Yanto berichtete, wie er in den letzten Tagen einen Rückgang russischer Kunden bemerkt habe und es ihm aufgefallen sei, dass viele jetzt mit Bargeld statt mit Kreditkarten bezahlten. Die russische Botschaft in Jakarta bietet ihren Bürgern inzwischen aber wohl Informationen und Hilfe an.

Denis Tetiushin, ein Sprecher der Botschaft, sagte der indonesischen Zeitung, dass die russische Pochta Bank jetzt eine virtuelle Karte mit dem chinesischen Unionpay-System anstelle von Visa oder Mastercard anbiete. „Es ist kostenlos und die Leute können es aufmachen, wo immer sie auch sind“, schrieb er in einer Textnachricht an die Zeitung.

In Thailand sitzen mehr als 7000 Russen fest

Auch im nahen Thailand sieht die Lage ähnlich aus wie in Indonesien. Dort sollen mehr als 7000 Russen gestrandet sein, nachdem der russische Rubel im freien Fall ist, etliche Flüge storniert wurden und alle Probleme haben, Zahlungen zu tätigen. Beide Länder – Thailand wie auch Indonesien – sind auf ihre jeweilige Tourismusbranche angewiesen. In beiden Ländern versickerten die Einnahmen aber während der Pandemie fast völlig. Bali, wo 2019 – im Jahr vor der Pandemie – noch sechs Millionen Menschen Urlaub machten, ist erst seit Anfang Februar wieder für internationale Reisende geöffnet.

Sollten Einkünfte durch russische Urlauber künftig wegfallen, so wäre dies für Balis Wirtschaft nach der Pandemie ein weiterer herber Schlag. Auch Indonesiens Tourismus insgesamt würde leiden. Denn eigentlich hat die Regierung in Jakarta viel vor. So sollen in den kommenden Jahren zehn „neue Balis“ entstehen – gemeint sind damit Regionen, die wie die beliebte Urlaubsinsel Bali für Touristen erschlossen werden.

Teil dieser millionenschweren Tourismusentwicklung ist beispielsweise ein Projekt auf der Insel Rinca. Neben der berühmten Insel der Komodowarane sollen aber auch noch andere indonesische Reiseziele wie der Tobasee in Nord-Sumatra oder die malerische Bucht Pulisan am äußersten Zipfel Nord-Sulawesis ausgebaut und besser erschlossen werden. Auf diese Weise will das südostasiatische Land mehr internationale Besucher anlocken und russische Urlauber hätten dabei eigentlich eine wichtige Rolle gespielt.

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