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Während es in Australien im 18. Jahrhundert schätzungsweise zehn Millionen Koalas gab, liegt die Population nun bei unter 60 000.

© AFP

Gefährdete Koalas in Australien: "Jagger" soll die Beutler retten

Buschbrände, Verkehrsunfälle und Hunde bedrohen die Koalas. Forscher wollen nun die Tiere retten - mit einer besonderen Züchtung.

Schon rein äußerlich scheint „Jagger“ perfekt zu sein: Sein seidiges Fell, die wuscheligen Ohren, die markante Nase - Jagger ist der Inbegriff eines männlichen Koalas. Doch auch genetisch setzt sich der Beutler vom Rest seiner Spezies ab: Er ist nämlich der erste Koala, der im Rahmen des Pilotprogramms „Living Koala Genome Bank“ gezüchtet wurde.

Jagger hat „diverse Gene“ und trägt keinerlei Krankheiten in sich. Gegen die gefürchtete Chlamydien-Infektion, die Koalas unfruchtbar macht und sie sogar töten kann, ist Jagger mit einer ebenfalls neu entwickelten Impfung geschützt.
Dieser „perfekte Koala“ soll nun das Schicksal der gefährdeten Koala-Kolonien entlang der Ostküste Australiens wenden.

Bis zu 50 Prozent der Koalas leiden unter Chlamydien

Mit Jaggers Hilfe - genauer gesagt mit seinen hochwertigen Spermien - sollen gesunde Koala-Gene in den lokalen Populationen gefördert werden. Deswegen wurde Jagger nun in einer Kolonie im Elanora Conservation Park an der Gold Coast im Osten Australiens ausgesetzt. Koalas leiden seit Jahren: Neben Hundeangriffen und Verkehrsunfällen gefährden der Klimawandel und die bakterielle Chlamydia-Infektion die Beutler auf dem fünften Kontinent.

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Vor allem im Südosten Queenslands und in New South Wales sind teils über 50 Prozent der Koala-Population an Chlamydien erkrankt. Auch die schrecklichen Buschfeuer in den Jahren 2019 und 2020 haben den Tieren schwer zugesetzt. Rund 60 000 Koalas sollen in den Flammen umgekommen oder an den Folgen der Brände gestorben sein. Doch die Katastrophe war nicht der Auslöser dafür, dass die Tiere immer seltener werden.

Seit 2019 gingen die Bestände um 30 Prozent zurück

„Leider waren die Koala-Populationen, insbesondere in New South Wales, bereits lange vor den Buschbränden des Schwarzen Sommers 2019/2020 in Schwierigkeiten“, sagte die Präsidentin der Tierschutzorganisation „Friends of the Koala“, Aliison Kelly. Vor allem die Rodung großer Waldflächen hat den Bestand so reduziert, dass die australische Regierung im Februar eingestand, dass die Tiere aussterben könnten. In den Koala-Regionen im Osten des Landes wurden die Tiere daher als „gefährdet“ eingestuft.

Die australische Feuerwehr versorgte Koalas mit Trinkwasser während des Buschfeuers im Jahre 2019.
Die australische Feuerwehr versorgte Koalas mit Trinkwasser während des Buschfeuers im Jahre 2019.

© OAKBANK BALHANNAH CFS via REUTER

Doch diese Entwicklung zeichnet sich schon seit Längerem ab. Bereits im vergangenen September hatte eine Meldung der Australischen Koalastiftung (AKF) schockiert. Diese teilte mit, dass die Koala-Zahlen seit 2018 in Australien um 30 Prozent zurückgegangen seien. Inzwischen leben laut der Organisation womöglich weniger als 60 000 Koalas in Australien – zwischen 32 000 und 58 000, so glaubt die AKF.

"Landschaften, die wie der Mond aussehen"

„Wir haben einen drastischen Rückgang im Inland aufgrund von Dürre, Hitzewellen und Wassermangel für Koalas beobachtet“, sagte damals die Leiterin der Stiftung, Deborah Tabart. „Ich habe einige Landschaften gesehen, die wie der Mond aussehen - mit toten und sterbenden Bäumen.“

Zwar hatte die australische Regierung erst im Januar noch weitere 50 Millionen Australische Dollar - umgerechnet fast 34 Millionen Euro - für den Schutz der Tiere bereitgestellt. Umweltgruppen bezeichneten dies damals jedoch als „Tropfen auf den heißen Stein“, wenn nicht die eigentlichen Ursachen des Rückgangs angegangen würden. Dazu gehört, die Rodungen zu stoppen und mehr Waldkorridore einzuführen, da Habitate inzwischen zu fragmentiert sind.

[Lesen Sie auch: Klimafolgen im neuen IPCC-Bericht: Berichte aus Gegenwelten ohne Klimawandel (T+)]

Der Super-Koala hilft auch gegen Inzucht

Die Brände in Australien bedrohen Mensch, Tier und Umwelt.
Die Brände in Australien bedrohen Mensch, Tier und Umwelt.

© dpa

Tiere wie Jagger werden die Krise der Koalas nicht allein lösen. Sie sind aber ein Schritt in die richtige Richtung, um die Beutler widerstandsfähiger gegen Krankheiten und den Klimawandel zu machen. „Jagger ist vollständig gegen Chlamydien geimpft, frei von Krankheiten und wird – dank seiner vielfältigen Genetik – dazu beitragen, Koalas in dieser Population vor den Risiken der Inzucht zu schützen“, sagte Stephen Johnston, Koala-Experte der University of Queensland, der an dem Projekt beteiligt ist.

Jagger ist kein Einzelfall: In der sogenannten Living Koala Genome Bank gibt es noch weitere „perfekte“ Koalas mit „hohem genetischen Wert“. Besonders positiv an dem neuen Projekt sei, dass auch Zoos miteingebunden werden könnten, wie Johnston erklärte. Auch in ihren Gehegen könnten künftig Koalas mit diverser Genetik gezüchtet werden, um sie später in die Wildnis zu entlassen.

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