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Ein Polizist der italienischen Carabinieri.

© AFP / Gianluca CHININEA/AFP

Geachtet und gefürchtet zugleich: Legendärer Ausbrecherkönig auf Sardinien geschnappt

Der 79-jährige Mesina ist für seine Gefängnisausbrüche berühmt. Ein Jahr nach seiner letzten Flucht ist er nun der italienischen Polizei ins Netz gegangen.

Der legendäre italienische Kriminelle Graziano Mesina ist auf Sardinien verhaftet worden. Wie die Carabinieri und das Innenministerium in Rom am Samstag mitteilten, nahm eine Spezialeinheit der italienischen Polizei den 79-Jährigen in der Nacht auf Samstag in dem Örtchen Desulo fest. Dort war Mesina als jüngstes von elf Kindern eines Schäfers aufgewachsen.

Der Mann, der den Großteil seines Lebens im Gefängnis verbracht hatte und mehrmals ausgebrochen war, war 2020 vom höchsten italienischen Gericht zu einer Haftstrafe von 24 Jahren wegen Drogenhandels verurteilt worden. Er floh vor der Vollstreckung.

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Mesina ist einer der bekanntesten Banditen auf Sardinien und wurde auf der Mittelmeerinsel sowohl geachtet als auch gefürchtet. In den 1960er und 1970er Jahren war er der Kopf einer Kidnapperbande, die bei vielen Sarden wegen ihrer angeblich antikapitalistischen Haltung und der Entführung von Industriellen und Politikern verehrt wurde.

Immer wieder wurde Mesina verhaftet, doch regelmäßig gelang ihm die Flucht aus Gefängnissen, Krankenhäusern und Zügen. Sein Einfluss auf der Insel war so groß, dass er sich 1992 in einen Entführungsfall einschaltete und als Vermittler bei der Freilassung eines kleinen Jungen mithalf. Der Fall erlangte Bekanntheit, weil die Entführer dem Siebenjährigen einen Teil des Ohrs abschnitten, um Lösegeld zu erpressen.

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Der Hotelierssohn wurde erst nach 177 Tagen befreit; die Details und die Rolle Mesinas wurden nie geklärt. Im Jahr 2004 begnadigt der damalige Präsident von Italien Carlo Azeglio Ciampi den Verbrecher.

Eine Weile arbeitete Mesina als Fremdenführer, 2013 wurde er jedoch erneut festgenommen unter dem Vorwurf, ein Netzwerk internationaler Drogenhändler gegründet zu haben. Daraufhin wurde seine Begnadigung wieder aufgehoben.

Auch wegen seiner erfolgreichen Gefängnisausbrüche ist Mesina in seiner Heimat bekannt. Unter anderem sprang er während eines Gefangenentransports aus einem fahrenden Zug oder verkleidete sich als Priester, wie Medien berichteten. 1970 verfolgte er demnach als Frau verkleidet ein Spiel seines Fußballvereins Cagliari. (dpa, AFP)

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