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Aus „Keinen Bock auf Arbeit“ wird nun „Keinen Bock auf Deine jetzige Arbeit“.

© Plakat: Kultusministerium Baden-Württemberg

Update

„Gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Hurra!“: Baden-Württemberg überklebt provokante Werbung zur Lehrergewinnung

Nach fortgesetzter Kritik von Lehrerverbänden lenkt die grüne Bildungsministerin Theresa Schopper ein: Das umstrittene Plakat aus der Kampagne für Quereinsteiger wird durch einen Aufkleber ergänzt.

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Das baden-württembergische Kultusministerium will sein umstrittenes Plakat zur Quereinsteiger-Werbung für den Lehrerberuf mit einem Aufkleber entschärfen. Das kündigte Bildungsministerin Theresa Schopper (Grüne) am Montagabend an.

„Bei uns ist niemand überhaupt nur auf die Idee gekommen, Lehrkräfte mit dem Attribut faul in Verbindung zu bringen“, rechtfertigte sie den Slogan auf dem Werbeplakat, das seit vergangener Woche am Flughafen Stuttgart hängt und als Teil einer größeren Kampagne zur Pädagogenanwerbung gedacht war.

Zuvor hatte das Ministerium an dem Plakat festgehalten und argumentiert, die Slogans seien bewusst provokant gewählt, um Aufmerksamkeit zu erregen, wie ein Sprecher zunächst betont hatte. Dieses Ziel sei ohne Frage erreicht worden.

Nach dem Start der Werbekampagne in den sozialen Netzwerken am 17. Juli hängen aktuell zwei Großplakate im Ankunfts- und Abflugbereich des Stuttgarter Flughafens. Auf dem kritisierten ist zu lesen: „Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Hurra! Mach, was dir Spaß macht und werde Lehrer“. Die Ergänzung besteht nun darin, dass es heißen soll: „Keinen Bock auf Deine jetzige Arbeit“.

Auf die ursprüngliche Fassung hatte es heftige Kritik gegeben. So warf die Vorsitzende des Realschullehrerverbandes Baden-Württemberg, Karin Broszat, dem Ministerium „Niveaulosigkeit“ und „Geringschätzung des Lehrerberufs“ vor.

© Plakat: Kultusministerium Baden-Württemberg

Ziel der Kampagne ist es nach Worten des Ministeriumssprechers, Quereinsteiger für den Lehrerberuf zu gewinnen. Die Resonanz zeige, dass das funktioniere, sagte er vergangene Woche dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Bereits nach der ersten Woche hätten mehr als 8.000 Interessenten die Webseite zur Lehrkräfteeinstellung besucht. Rund 33 Prozent von ihnen strebten einen Direkteinstieg in den Beruf an. Daneben suche man aber auch Vertretungskräfte.

Der Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg bezeichnete das Plakat als „Beleidigung“ für alle Lehrer im Land. Es sei ein Schlag ins Gesicht für alle Lehrkräfte, die sich in 60-Stunden-Wochen um die Beschulung tausender Flüchtlingskinder aus der Ukraine, Syrien und anderen Ländern kümmerten.

Es verhöhne alle Lehrkräfte, die sich seit Jahren aufrieben, um den Lehrermangel auszugleichen und das System am Laufen zu halten.

Scharfe Kritik am Subtext

Nach Ansicht des Vorsitzenden des Philologenverbandes im Südwesten, Ralf Scholl, stünde es dem Kultusministerium gut zu Gesicht, die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte zu verbessern, anstatt „Hunderttausende Euro für provokative Werbung auszugeben“. Scholl: „Zu dieser Kampagne gibt s nur einen Kommentar: 'Null Bock auf Arbeit? - dann geh ins Kultusministerium! Da genügen hohle Sprüche!'“

Der Ministeriumssprecher hatte vergangene Woche gegengehalten: „Dass die Kampagne keineswegs suggeriert, dass Lehrkräfte faul seien, ist selbstredend. Wir wissen um die Leistungen unserer Lehrkräfte und wollen mehr Personen für diesen attraktiven Beruf gewinnen.“ Die aktuelle Kampagne sei ein Mittel dafür.

„Es war nie unser Ansinnen, auch nur eine Lehrkraft mit diesem Plakat zu diskreditieren“, betonte Kultusministerin Schopper nun am Montagabend. Dies habe sie auch gegenüber der GEW und dem VBE deutlich gemacht hat. Schopper fügt an: „Wir am Kultusministerium wissen ganz genau, wie viel Engagement unsere Lehrkräfte täglich für unsere Kinder und Jugendlichen aufbringen und wie aufreibend gerade auch die vergangenen Jahre waren.“

Die Kampagne verfolge das Hauptziel, Personen, die derzeit nicht als Lehrerin oder Lehrer arbeiten, darauf aufmerksam zu machen, dass sie auch ohne originäre Lehramtsausbildung in den Lehrerberuf wechseln können. „Wir haben Lehrermangel, und die Kampagne ist eine Maßnahme in unserem Bündel, um mehr Lehrkräfte zu bekommen“, ergänzte Schopper. (mit epd)

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