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Ex-Spitzensportler Oscar Pistorius (hier 2016) stand auf dem Zenit seiner Karriere, als er in Südafrika seine Freundin erschoss. Mehr als sechs Jahre saß er seitdem am Kap hinter Gittern. 

© AFP/Karel Prinsloo

Update

Ex-Spitzensportler in Südafrika: Oscar Pistorius soll auf Bewährung freigelassen werden

Der Ex-Paralympics-Star hatte 2013 seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen, er wurde wegen Totschlags verurteilt. Nun kommt der 37-Jährige Anfang Januar aus dem Gefängnis frei.

| Update:

Der Fall in Südafrika hatte über Jahre auch weltweit immer wieder Schlagzeilen gemacht, nun ist klar: Der frühere Spitzensportler Oscar Pistorius soll auf Bewährung freigelassen werden. Das teilte die südafrikanische Justizvollzugsbehörde DCS am Freitag mit. Pistorius war vor neun Jahren wegen Totschlags seiner Freundin verurteilt worden.

Der 37-Jährige soll demnach am 5. Januar aus dem Gefängnis in der Hauptstadt Pretoria entlassen werden, so die DCS. Er sei als „Ersttäter mit einem positiven Unterstützungssystem“ eingestuft worden, hieß es.

Pistorius hatte in der Nacht zum Valentinstag 2013 seine damalige Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa getötet. Das Verfahren gegen den ehemaligen Sprintstar zog sich über Jahre und ging durch mehrere Instanzen. Pistorius sagte damals aus, er habe mehrfach gefeuert, weil er hinter der Tür einen Einbrecher befürchtet habe. Doch die Beweislage sprach gegen ihn.

Mein liebes Kind hat so laut um sein Leben geschrien, dass die Nachbarn es hören konnten.

June Steenkamp, die Mutter der getöteten Reeva Steenkamp

Ein Bewährungsausschuss hatte seit Freitagmorgen in Pistorius’ Haftanstalt in einem Vorort von Pretoria darüber beraten, ob er für die „gesellschaftliche Reintegration geeignet ist oder nicht“. Nach DCS-Angaben entspricht seine vorzeitige Haftentlassung auf Bewährung dem Gesetz.

Für Oscar Pistorius gelten in Südafrika strenge Auflagen

Demnach steht Pistorius in dieser Zeit „unter ständiger Aufsicht“ und ist strengen Auflagen unterworfen. Wie der Sprecher der Familie Steenkamp, Rob Matthews, später ergänzte, darf der ehemalige Behindertensportler nur mit Erlaubnis den Vorort Waterkloof verlassen und muss ein Programm zur Resozialisierung absolvieren.

Dazu zählen gemeinnützige Arbeit sowie ein Anti-Aggressionstraining und eine „Therapie für seine Probleme mit geschlechtsspezifischer Gewalt“. Demnach dauert die Bewährungszeit bis zum 5. Dezember 2029. 

2014 wurde Pistorius zunächst wegen fahrlässiger Tötung seiner Freundin zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach Widerspruch der Staatsanwaltschaft wurde er 2017 schließlich vom Obersten Berufungsgericht wegen Mordes zu 13 Jahren und fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Die Behörden hatten sich im März bei der Anrechnung der Haftzeit auf das letzte Urteil gestützt.

Das südafrikanische Verfassungsgericht widersprach dieser Auffassung aber im Oktober: Es entschied, dass die Haftzeit mit dem Zeitpunkt zu beginnen hat, an dem Pistorius das erste Mal inhaftiert wurde.

Steenkamps Mutter June hat dem Antrag von Pistorius auf eine vorzeitige Entlassung offiziell nicht widersprochen. In einer Erklärung für den Bewährungsausschuss betonte sie aber am Freitag erneut, dass er bis heute keine echte Reue gezeigt habe.

„Resozialisierung setzt voraus, dass man sich ernsthaft mit der vollen Wahrheit seines Verbrechens und den Konsequenzen auseinandersetzt“, erklärte Steenkamp. Niemand aber könne behaupten, Reue zu empfinden, wenn er sich nicht mit der Wahrheit auseinandersetze.

In ihrer von dem Sprecher der Familie vor der Presse verlesenen Erklärung versicherte June Steenkamp erneut, sie glaube der Version des 37-Jährigen nicht, dass er ihre Tochter versehentlich erschossen habe. „Mein liebes Kind hat so laut um sein Leben geschrien, dass die Nachbarn es hören konnten.“

Oscar Pistorius hatte seine damalige Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa getötet.
Oscar Pistorius hatte seine damalige Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch die Toilettentür seiner Villa getötet.

© dpa/Timothy Bernard

Ihr Leben sei seit der Tötung ihrer Tochter „ein endloses schwarzes Loch aus Schmerz und Einsamkeit“, das niemals gefüllt werden könne, schrieb June Steenkamp. Ihr im September verstorbener Ehemann Barry, der kurz nach dem Prozessbeginn einen Schlaganfall erlitten habe, sei an einem gebrochenen Herzen gestorben.

Gleichzeitig aber versicherte June Steenkamp, sie habe dem beidseitig Unterschenkel-amputierten Ex-Sprinter „schon vor langer Zeit vergeben“ – sonst hätte ihr anhaltender Groll sie umgebracht. . Als Teil seiner Resozialisierung hatte Pistorius im vergangenen Jahr die Eltern von Reeva Steenkamp besucht. 

Bereits im März hatte eine Bewährungsanhörung stattgefunden. Diese war zunächst mit Verweis auf einen „bürokratischen Fehler“ abgelehnt worden.

Im Oktober befand Südafrikas Verfassungsgericht jedoch, dass ein Fehler gemacht worden sei. Bei der Anhörung am Freitag handelte es sich damit um den nachgeholten, rechtmäßigen Termin. (dpa, AFP)

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