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Eurovision Song Contest: "Frauen regier'n die Welt"

Roger Cicero swingt für Deutschland beim Grand Prix und hat damit die Mädchenträume der Casting-Band Monrose zerplatzen lassen. Nun soll der 36-jährige Hamburger am 12. Mai in Helsinki Europa überzeugen.

Hamburg - "Ich werde mein Bestes geben", kündigte Roger Cicero für das Finale an. Nach Countrymusik durch Texas Lightning im vergangenen Jahr ruhen jetzt alle Hoffnungen der deutschen Grand-Prix-Fans auf modernem Swing mit deutschem Text. "Ich denke, es ist wirklich alles möglich", meinte Cicero und setzt auf die "Außenseiterqualitäten" seiner Musik. Bei den Hardrockern Lordi habe das ja sehr gut funktioniert. Die mit Monstermasken verkleideten Finnen hatten 2006 den Sieg geholt.

Wie oft der Sohn des Jazzpianisten Eugen Cicero beim Eurovision Song Contest die begehrten zwölf Punkte bekommen könnte, wagen selbst Experten nicht einzuschätzen. "Mindestens unter die ersten 15 Plätze", wünschte ihn sich Thomas Hermanns, Moderator des Vorentscheids und Grand-Prix-Fan seit rund 30 Jahren. Doch noch stünden ja gar nicht alle Konkurrenten aus dem Ausland fest. Gespannt ist auch "Lindenstraßen"-Darsteller Georg Uecker: "Swing in reiner Form gab es noch nie beim Grand Prix", sagte der Schauspieler, der für Hermanns "der Experte schlechthin" ist. "Dieser Wettbewerb hat seine eigenen Gesetze", betonte Jan Schulte-Kellinghaus, Unterhaltungschef beim federführenden Norddeutschen Rundfunk (NDR).

Enttäuschte, aber faire Verlierer

"Der Grand Prix ist jedes Mal für eine Überraschung gut", hatte Schulte-Kellinghaus den Ausgang des Vorentscheids am Donnerstagabend im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg kommentiert. Exakt 892.298 Stimmen waren von den TV-Zuschauern abgegeben worden, Cicero sicherte sich im Wettstreit mit den sichtlich enttäuschten Monrose-Sängerinnen und dem 50-jährigen Heinz Rudolf Kunze mehr als die Hälfte davon.

Trotz der ersten Enttäuschung zeigten sich die Konkurrenten als faire Verlierer. "Nach Bekanntgabe des Ergebnisses waren wir schon kurz etwas geknickt, aber Roger Cicero wird Deutschland absolut gut vertreten", sagte Monrose-Sängerin Bahar (18). Sie drücke ihm fest die Daumen, auch Kunze wünschte seinem jüngeren Kollegen viel Glück in Helsinki.

Weniger Fernsehzuschauer als 2006

Auch die ARD musste eine kleine Niederlage einstecken: 4,60 Millionen Menschen (14,3 Prozent Marktanteil) schalteten das Erste ein und damit weniger als vor einem Jahr, als sich 5,28 Millionen (16 Prozent) für den Vorentscheid interessierten.

Damals hatte Texas Lightning mit Olli Dittrich am Schlagzeug die Zuschauer mit dem Song "No No Never" derart begeistert, dass viele Fans an einen Sieg in Athen glaubten. Dass es am Ende nur zu Platz 15 reichte, hat nach Meinung des NDR-Unterhaltungschefs wieder einmal bewiesen: "Das Spiel wird auf der Bühne entschieden." Der Auftritt entscheide alles, betonte er. Mit Cicero habe "der Kandidat mit dem größten Feuer" gewonnen. Für Helsinki ist Schulte-Kellinghaus zuversichtlich: "Jetzt wird Roger Cicero die Frauen Europas begeistern." Schon vorher hatte er verkündet: "Wir müssen den Grand Prix endlich wieder nach Deutschland zu holen." Deutschlands einziger Sieg liegt 25 Jahre zurück: Nicole hatte 1982 mit "Ein bisschen Frieden" gewonnen.

Cicero für Echo nominiert

Für Cicero und seine Big-Band-Musiker brechen nun aufregende Zeiten an. Bis zum 22. März sind sie mit dem aktuellen Album "Männersachen" auf Tour, bereits am Samstag steht ein Konzert in Essen auf dem Plan. Am 25. März könnte er erneut als Sieger auf die Bühne gerufen werden: Dann wird in Berlin der Musikpreis Echo verliehen, für den der Swingmusiker nach dem Erfolg seines Hits "Zieh die Schuh aus" im vergangenen Jahr als Newcomer nominiert ist. An seinem Auftritt will er für Helsinki nichts ändern. "Ich werde alles machen wie beim Vorentscheid", erklärte er. "Das war sozusagen die Generalprobe." (Von Dorit Koch, dpa)

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