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Ein Mann sitzt an seinem Arbeitsplatz vor einem Computerbildschirm.

© dpa

Folgen der Digitalisierung: Die Deutschen sitzen sich krank

Eine DKV-Studie zeigt: Die Deutschen bewegen sich zu wenig – nicht nur auf der Arbeit, auch in der Freizeit. Besonderes faul sind die Berliner. Dabei erhöht jede Stunde Sitzen das Sterberisiko.

Die Deutschen bewegen sich immer weniger – besonders am Arbeitsplatz, aber auch in ihrer Freizeit. Laut einer Studie der Deutschen Krankenversicherung (DKV) und des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung der Sporthochschule Köln (DSHS) arbeitet in Deutschland mittlerweile fast die Hälfte aller Berufstätigen am Schreibtisch, sieben Stunden pro Werktag verbringt jeder Bundesbürger durchschnittlich im Sitzen.

Für die repräsentative Untersuchung „Wie gesund lebt Deutschland“ (hier das PDF zum Download) hatte das Marktforschungsinstitut GfK mehr als 2800 Menschen im Bundesgebiet zu ihrem Gesundheitsverhalten im Alltag befragt: wie viel bewegen sie sich, was essen sie, wie gestresst sind sie und wie viel Alkohol und Zigaretten konsumieren sie? Auch zur Nutzung von sogenannten Wearables wie beispielsweise Fitnessarmbändern wurden die Teilnehmer befragt.

„Es bereitet uns Sorge, dass die Bewegung hierzulande dermaßen auf dem Rückmarsch ist“, sagte DSHS-Professor Ingo Froböse am Montag bei der Vorstellung der Studie. Laut der Untersuchung schaffen derzeit nur rund 45 Prozent der Bundesbürger, sich insgesamt 150 Minuten pro Woche zu bewegen, wie es Wissenschaftler empfehlen. Dabei sei es besonders am Arbeitsplatz gut möglich, Bewegungsmangel entgegenzuwirken – etwa durch regelmäßiges Aufstehen oder Telefonate im Stehen.

Bei der Befragung gaben zahlreiche Arbeitnehmer an, sich vor allem wegen hohen Zeit- und Leistungsdrucks kaum von ihrem Schreibtisch fortzubewegen. „Hier sind die Arbeitgeber gefragt“, sagte Froböse. Unternehmen müssten ihre Mitarbeiter aufklären und ihnen vorleben, dass sich körperliche Aktivität auszahle.

Dauerhaftes Sitzen hat Folgen für Stoffwechsel und Rücken

Dem Professor zufolge hat dauerhaftes Sitzen weitreichende Folgen für den Fett- und Blutzuckerstoffwechsel und kann krank machen. Wer viel am Schreibtisch arbeitet, leidet überdurchschnittlich oft unter Rückenschmerzen und Verspannungen. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sterben pro Jahr rund 1,2 Millionen Menschen in Europa an den Folgen von Bewegungsmangel. „Jede zusätzliche Stunde Sitzen erhöht das Sterberisiko“, sagte Ingo Froböse. Dennoch sei Sitzen mittlerweile für viele Menschen offenbar zur Gewohnheit geworden, die nur durch bewusstes Verhalten abzustellen sei.

Die Berliner bewegen sich im bundesweiten Vergleich besonders wenig: Sie verbringen an einem Wochentag durchschnittlich fast neun Stunden im Sitzen. Dabei ist es den Zahlen zufolge keinesfalls nur die Arbeit im Büro, die die Deutschen von sportlicher Betätigung abhält. Statt sich nach Feierabend zu bewegen, hängen viele Bürger auch in ihrer Freizeit oft stundenlang am Fernseher, Computer, Tablet oder Handy.

Unter diesem Aspekt steht die Digitalisierung gesundem Verhalten entgegen. Daran ändern offenbar auch die sogenannten Wearables nichts, die seit einiger Zeit auf dem Markt sind. Der Studie zufolge werden digitale Hilfsmittel wie Fitnesstracker weit weniger genutzt als bisher angenommen. „Nur rund sieben Prozent der Befragten setzen solche Geräte überhaupt ein“, sagte DKV-Chef Clemens Muth.

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