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Lederhose

© dpa

Fashion aus Kolumbien: Modetipp: Die schusssichere Lederhose

In Kolumbien, dem Land mit der höchsten Mordrate, tüfteln die Modeschöpfer an der Kombination von nützlichen Klamotten und schicker Kleidung. Deshalb haben sie jetzt schusssichere Lederhosen und kugelsichere Krawatten geschneidert.

Die schicke braune Lederjacke hat ein Einschussloch. Stolz präsentiert Miguel Caballero das Modell aus seiner Kollektion, denn innen ist es unversehrt. Der Kolumbianer hat mit einer Pistole aus nächster Nähe auf einen seiner Angestellten geschossen - zu Demonstrationszwecken. "Der Mann hatte nicht mal einen blauen Fleck", erzählt Caballero in seiner ersten Boutique in Mexiko-Stadt. Zu Hause in Bogotá tüfteln derweil Schneiderinnen und Techniker an der weltweit wohl ersten schusssicheren bayrischen Tracht. Damit will Caballero auch in Deutschland für seine außergewöhnlichen Jacken und Hemden werben. Es handelt sich um normale Kleidung, in deren Innentaschen schussabweisende Einlagen getragen werden.

Wer in Caballeros Boutiquen in Bogotá oder Mexiko-Stadt einkaufen will, muss einen Termin vereinbaren. Die Preise sind ebenso wie die Kleidung selbst nichts für Normalsterbliche: 1000 Dollar (691 Euro) kostet eines der roten Hemden, die Venezuelas linksgerichteter Präsident Hugo Chávez gern ordert. Doppelt so viel muss für die Lederjacke hingeblättert werden. Kunden sind Politiker, Unternehmer und Künstler. So ließ sich der Schauspieler Steven Seagal einen kugelabweisenden Kimono anfertigen. Auch schussfeste Krawatten für die "Sicherheitslücke" zwischen linker und rechter Brust sind im Angebot.

Gezielte Marketing-Methoden

"Kugelsichere Westen gibt es schon lange. Das Besondere an unseren Produkten ist die Leichtigkeit und die Unauffälligkeit", sagt Andrés Aljure, der in Bogotá Besucher durch die kleine Fabrik führt. Während herkömmliche Sicherheitswesten, die über der Kleidung getragen werden, leicht vier Kilogramm auf die Waage bringen, wiegen Caballeros Hemden und Jacken weniger als die Hälfte. Aber fast noch wichtiger sei, dass sie auch aus der Nähe kaum als schusssicher auszumachen sind. "Kugelsichere Kleidung offen erkennbar zu tragen, ist wie eine Aufforderung an die Angreifer: Schieß mir lieber gleich in den Kopf", sagt Aljure.

Die Geschäftsidee kam Caballero während des Studiums: Damals ließen die Leibwächter einer Kommilitonin ihre kugelsicheren Westen immer im Auto, weil sie zu schwer und unbequem waren. Caballero tüftelte lange mit verschiedenen Materialien, sie sind mehrschichtig und ansonsten streng geheim. Zunächst wollte kein Kolumbianer in dem Land mit einer der höchsten Mordraten der Welt den Westen aus heimischer Produktion trauen. Dann schoss Caballero bei einer öffentlichen Vorführung auf seinen Rechtsanwalt. Als der unversehrt blieb, stellte sich auch der kommerzielle Erfolg ein.

Schusssichere Bibel im Sortiment

Seit gut einem Jahr bietet Caballero auch Kunden in Mexiko gepanzerte Kleidung direkt vor Ort an. "Die Leute hier wollen sich mehr und mehr schützen. Es gibt viele gepanzerte Wagen, zahlreiche Entführungen, eine hohe Kriminalitätsrate und viele Reiche", sagt Caballero. Einem Kaliber von bis zu zwölf Millimetern halte die Kleidung stand, versichert er. Eine Rippe kann aber schon brechen, denn das Spezialgewebe wird von der Kugel stark nach innen gewölbt.

"Ich kann alles panzern", behauptet der Erfinder. "Das Absurdeste war eine Decke. Ecuadorianer hatten sie bestellt, weil sie darunter schlafen wollten." Auch eine Bibel hat er schusssicher gemacht, ebenso das dazugehörige Untergewand eines kolumbianischen Priesters. Die Kollektion umfasst 300 Modelle. Mittlerweile schneidern, nähen und tüfteln 130 Angestellte an der Kollektion. Zum weiteren Erfolg soll auch die bayrische Tracht beitragen. Bisher ist nur das Hemd schusssicher, aber notfalls ließen sich auch die Hose und die Hosenträger panzern. Stichfeste Unterhosen gegen Messerangriffe unterhalb der Gürtellinien hat Caballero ebenfalls im Angebot. 

Anne-Katrin Mellmann, Jan-Uwe Ronneburger[dpa]

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