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Rolf-Peter Kudritzki

© Privat

Experteninterview: Die unbekannte Gefahr aus dem All

Rolf Peter Kudritzki, Chef des renommierten Instituts für Astronomie in Honolulu, berichtet im Interview mit tagesspiegel.de über Sternen-Regen aus dem All, Asteroiden-Bomben und wie wir uns gegen sie schützen könnten.

Herr Kudritzki, wie groß ist die Gefahr des Einschlages eines Asteroiden auf der Erde?

Das hängt von der Größe ab. Meteore, das sind ganz kleine Körper, kommen täglich und verursachen Sternschnuppen. Im Jahr regnen ungefähr 40.000 Tonnen Meteore auf uns herab. Kleine Asteroiden werden alle 1000 Jahre erwartet. Das letzte Mal ist einer 1908 in Tunguska, Sibirien, eingeschlagen und hat 1000 Quadratkilometer verwüstet.

Objekte, wie beim "Meteor Crater", werden alle 10.000 Jahre erwartet. (Vor 20.000 bis 50.000 Jahren schlug östlich der Stadt Flagstaff in Arizona ein Asteroid ein und formte einen gigantischen Krater, der 1,2 km breit ist. Anm. d. Red.)

Ganz große, wie in Yukatan, werden alle Millionen Jahre erwartet. (Vor 65 Millionen schlug dort, wo heute die Nordküste der mexikanischen Halbinsel Yucatán verläuft, ein Asteroid von zehn Kilometern Durchmesser ein. Er löste einen Klimaschock aus, der nach Ansicht der Wissenschaft für ein großes Artensterben verantwortlich gewesen sein soll. Anm. d. Red.)

Diese Zahlen sind aber sehr unsicher, weil über die Asteroiden einfach noch nicht genug bekannt ist.

Wie viele bekannte gefährliche Asteroiden gibt es?

Wir kennen einige 100, wir schätzen, dass es tausende gefährliche gibt und Millionen ungefährliche.

Gibt es Abwehrsysteme gegen Asteroiden?

Noch nicht. Aber wir bauen unser Pan-Starrs Teleskop, das solche Objekte 30 Jahre vor Einschlag entdecken wird.

Wer kontrolliert die Bomben aus dem All überhaupt?

Niemand.

Was macht Pan-Starrs und wie funktioniert es?

Es ist ein System von vier Teleskopen, jedes mit zwei Meter Spiegeldurchmesser und mit einem sehr großen Gesichtfeld. Jedes besitzt eine gigantische digitale Kamera (1.5 Milliarden Pixel), die den gesamten Himmel durchmustert - über zehn Jahre Tag für Tag. So werden alle Objekte am Himmel gefunden, die Helligkeit und Position verändern. Darunter werden auch die Asteroiden sein. Pan-Starrs produziert zehn Terabyte Daten pro Nacht, die per Computer ausgewertet werden.

Was gibt es für Möglichkeiten der Gegenwehr?

Das Ablenken des Asteroiden durch ein kleines Raumschiff ist möglich.

Wann könnte der nächste Asteroid einschlagen?

Die Wahrscheinlichkeit für den Einschlag eines großen Asteroiden innerhalb der nächsten 100 Jahre ist 1:700. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie durch Asteroiden-Einschlag sterben, ist 1:20000, vergleichbar mit der Wahrscheinlichkeit, durch einen Flugzeugabsturz zu sterben.

Rolf Peter Kudrizki, Direktor des astronomischen Instituts in Honululu, Hawaii, ist verantwortlich für das Asteroiden-Frühwarnsystem "Pan-Starrs". Das Hauptquartier seines Institutes befindet sich in Honolulu auf dem Campus der Universität. In den Himmel blickt er auf dem Gipfel des Vulkans Mauna Kea. Dort befinden sich die größten Teleskope der Welt.

Das Interview führte Katrin Jurzig

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