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Zwei aufgeschnittene Zugwaggons nach dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen

© Tobias Hase/dpa

Frau noch in kritischem Zustand: Ermittlungen nach Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen dauern an

Nach dem Zugunglück mit fünf Toten sind Ermittler der Soko „Zug“ weiter mit Untersuchungen beschäftigt. Das wirkt sich auch auf die Instandsetzungsarbeiten aus.

Die Ermittlungen an der Unfallstelle des tödlichen Zugunglücks von Garmisch-Partenkirchen ziehen sich hin. Mit den Instandsetzungsarbeiten konnte auch am Donnerstag zunächst nicht begonnen werden: „Noch immer ist die Unfallstelle nicht freigegeben, weil noch Begutachtungen stattfinden“, sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Stefan Sonntag.

Die fast 50 Mitarbeiter umfassende Soko „Zug“ arbeite weiter auf Hochtouren. Es müsse abgewartet werden, „bis irgendwann die Experten sagen: Wir haben jetzt alles untersucht“.

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Dem Vernehmen nach könnten die Arbeiten bis nach dem G7-Gipfel Ende Juni dauern. Allerdings macht die Bahn hierzu keine Angaben. „Aktuell finden vor Ort keine Arbeiten der DB statt, die Unfallstelle ist noch nicht vollständig freigegeben“, teilte ein Bahnsprecher mit.

Die Lok und ein Waggon stehen weiter auf den Gleisen. Sie müssten nach der Freigabe von Norden kommend über die Schiene geborgen werden. Dazu müsse aber das Gleis instandgesetzt werden, damit ein Schienenkran zur Unfallstelle gelangen könne. Die Instandsetzung des Gleisabschnittes solle im Laufe der nächsten Tage beginnen.

Experte mahnt System mehrfacher Sicherungsmaßnahmen an

Die zerstörten Zugwagons und Drehgestelle stehen in der Nähe der Unglücksstelle in Oberbayern auf einem Betriebshof.

© Tobias Hase/dpa

Thomas Strang, Experte für Kommunikation und Navigation am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), hat nach dem Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen angemahnt, zuerst nach der Ursache und dann erst nach den Verantwortlichen zu suchen. Er sieht grundsätzlich einen Fehler im System.

„In anderen Ländern ist nicht so wichtig, wer war schuld - sondern was ist passiert und wie können wir das systematisch das nächste Mal verhindern?“, sagte Strang der Deutschen Presse-Agentur. „Natürlich hat bei solchen Unglücken meist irgendein Mensch dazu beitragen, indem er irgendetwas übersehen hat.“

Der Fehler eines Einzelnen dürfe aber gerade nicht zu einem Unfall führen. Es sei ein System mehrfacher Sicherungsmaßnahmen nötig. „Wir brauchen Redundanzen, die verhindern, dass ein Fehler zum Unfall führt.“ Jedes Fahrrad oder jeder E-Scooter habe zwei unabhängige Bremssysteme.

[Lesen Sie auch: Probleme auf der Schiene: Sechs Gründe für das ständige Chaos bei der Bahn (T+)]

Zwar solle EU-weit das Sicherheitssystem ETCS eingeführt werden, mit dem zum Beispiel auch das Einhalten der Geschwindigkeit an Langsamfahrstellen überwacht werde. „Das ist eine gute Sache - aber es dauert noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis es kommt. Es braucht schnellere Lösungen - und mehr als ein Lösung. Sonst sind wir bei dem E-Scooter mit einer Bremse.“

Dass an den Schienen der DB Netz Sanierungsbedarf bestehe, zeigten diverse Langsamfahrstrecken. „Die Anzahl der Langsamfahrstellen ist ein direkter Indikator für den Zustand unseres Netzes.“ Es fehle allerdings - so Strangs Einschätzung - an qualifizierten Fachkräften, die entsprechende Arbeiten konzipierten. Zudem sei das Streckennetz so stark ausgelastet, dass jede Baustelle den Betrieb stark behindere.

Der Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München war am Freitagmittag entgleist. Vier Frauen und ein 13-Jähriger aus der Region starben. Unter den Toten sind zwei Mütter aus der Ukraine, die mit ihren Kindern vor dem Krieg geflüchtet waren. Eine weitere Frau war auch laut Polizei am Donnerstag noch in kritischem Zustand. Am Samstag ist in Garmisch-Partenkirchen ein ökumenischer Trauergottesdienst geplant. (dpa)

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