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Die 20-Pfennig-Münze der DDR wurde von Axel Bertram gestaltet.

© dpa

Er designte das 20-Pfennig-Stück der DDR: Axel Bertram, ein Multitalent wie nur wenige

Hinter seinem Produkt verschwinden – das war das Credo des vielseitigen DDR-Gebrauchsgrafikers Axel Bertram. Jetzt ist er gestorben. Ein Nachruf.

Seinen Namen kannten nur Spezialisten, seine Werke kennt jeder, der in der DDR gelebt hat. Geboren in Dresden und aufgewachsen in Freital, arbeitete Axel Bertram nach dem Studium an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee seit 1960 als freiberuflicher Grafiker. Von 1977 bis 1992 unterrichtete er zugleich als Professor für Schrift und gebrauchsgrafisches Gestalten an der Berliner Kunsthochschule.

Bertram, ein Multitalent wie nur wenige, war auf sämtlichen Feldern des grafischen Designs tätig. Er gestaltete zahlreiche Bücher und Plakate und entwarf das Layout der legendären Zeitschriften „Sibylle“ und „Wochenpost“. Er gestaltete Umlauf- und Gedenkmünzen, zum Beispiel das berühmte 20-Pfennig-Stück und die Fünf-Mark-Münze der DDR, auch zahlreiche Briefmarken gehen auf den umtriebigen und vielseitigen Designer zurück.

Bertram legte keinen Wert auf eine unverwechselbare Handschrift. Er sah sich vielmehr als Diener des Lesers, Betrachters oder Nutzers und suchte stets aufs Neue nach der perfekten Lösung einer konkreten Aufgabe. Mit einem an der Tradition geschulten Formbewusstsein und dem Selbstverständnis eines Künstlers, der nicht für das Museum, sondern für den Alltag arbeitet, nahm er mehr als fünf Jahrzehnte lang jede Gelegenheit wahr, Neues auszuprobieren.

Der Grafikdesigner Axel Bertram ist am Sonnabend nach langer Krankheit in Berlin gestorben.
Der Grafikdesigner Axel Bertram ist am Sonnabend nach langer Krankheit in Berlin gestorben.

© atFotoMhias Bertram:

„Ich bin mit dem aufgewachsen, was er gestaltet hat“, sagt Mark Lehmstedt, in dessen gleichnamigem Verlag in Leipzig ein Band über das Gesamtwerk Axel Bertrams erschienen ist. Wer in der DDR groß geworden sei, „habe in Bertrams grafischer Welt gewohnt“. Dessen Arbeitsfeld sei groß gewesen, neben Münzen und Briefmarken gehörte die Gestaltung von Belletristik und Illustrierten genauso dazu wie zum Beispiel das Logo des Metropol-Theaters. „Und er hat über seine Arbeit klug reflektiert“, erzählt Lehmstedt. In der Zeitschrift „Sibylle“ habe Bertram regelmäßig sehr feinsinnig über die Ästhetik des Alltags geschrieben. „Er war nie der große Zampano nach dem Motto Meine Handschrift müsst ihr erkennen! Seine Fragestellung war vielmehr: Was muss ich machen, damit ich hinter dem Produkt verschwinde?“ Den Nutzer habe er bei seiner Arbeit immer im Blick behalten.

So auch, als er ab 1982 die Bildschirmschrift „videtur“ für das DDR-Fernsehen entwickelte, weil er festgestellt hatte, dass der Rezipient auf dem Monitor anders liest als in einem Buch. „Über dieses Problem hatte vorher noch niemand nachgedacht“, meint Lehmstedt.

Am Sonnabend ist Axel Bertram, der vielseitige und einflussreiche Gebrauchsgrafiker der DDR, kurz vor seinem 83.Geburtstag nach langer schwerer Krankheit in Berlin gestorben. (Tsp)

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