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Die US-Polizei hatte die flüchtigen Eltern des 15-jährigen Schul-Schützen nach eintägiger Fahndung in Detroit gefasst.

© REUTERS/Seth Herald

„Diese zwei Individuen hätten es verhindern können“: Eltern des Schul-Schützen von Michigan plädieren auf nicht schuldig

In einem seltenen Schritt erhebt die Staatsanwaltschaft in den USA Anklage gegen die Eltern eines minderjährigen Schützen. Sie sollen Warnungen ignoriert haben.

Die wegen Totschlags angeklagten Eltern des 15-jährigen Schützen, der an einer Schule im US-Bundesstaat Michigan vier Menschen erschossen haben soll, haben auf nicht schuldig plädiert. James und Jennifer C. seien von den Ereignissen genauso „erschüttert“ wie alle anderen Menschen, sagte eine ihrer Anwältinnen am Samstag vor Gericht. Die zuständige Richterin legte die Kaution gemäß dem Ersuchen der Staatsanwaltschaft auf jeweils 500.000 US-Dollar fest (rund 450.000 Euro). Im Falle einer Freilassung müssten sie jederzeit einen GPS-Monitor tragen und weitere Auflagen erfüllen, hieß es.

Die Verteidigung hatte eine Kautionssumme von maximal 100.000 US-Dollar vorgeschlagen. Staatsanwältin Karen McDonald forderte jedoch, dass angesichts der Schwere der Vorwürfe, der Beweislast und des Fluchtrisikos die Kaution möglichst hoch angesetzt werden solle. Die „schreckliche“ Tat des Sohnes habe die ganze Gemeinschaft traumatisiert. „Diese zwei Individuen hätten es verhindern können“, sagte McDonald. „Sie hätten wissen müssen, dass er gefährlich war, und sie gaben ihm eine Waffe und sicherten sie nicht.“

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Die US-Polizei fasste die flüchtigen Eltern nach eintägiger Fahndung am frühen Samstagmorgen im nahen Detroit. Sie seien im ersten Stock eines Fabrikgebäudes entdeckt und ohne Zwischenfälle festgenommen worden, sagte Detroits Polizeichef James White. Zwei Anwältinnen, die das Ehepaar vertreten, erklärten hingegen, die beiden hätten die Stadt zu ihrer Sicherheit verlassen und seien freiwillig zurückgekehrt. Die Polizei hatte wenige Stunden nach Verkündung der Anklage am Freitag eine Großfahndung gestartet.

Die Eltern des Schützen, James und Jennifer C. sitzen in einem Gefängnis in Pontiac, Michigan in Gewahrsam.
Die Eltern des Schützen, James und Jennifer C. sitzen in einem Gefängnis in Pontiac, Michigan in Gewahrsam.

© Oakland County Court/Handout via REUTERS

McDonald hatte am Freitag erklärt, James (45) und Jennifer C. (43) hätten die Tatwaffe gekauft, ihrem minderjährigen Sohn Zugang zu der Pistole erlaubt und mehrere Warnungen ignoriert. Eine Anklage gegen die Eltern eines Täters bei einem solchen Gewaltakt in Schulen sei sehr selten, aber in diesem Fall seien die Fakten „ungeheuerlich“, sagte sie.

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Der 15-Jährige hat nach Polizeiangaben am Dienstag in seiner High School in Oxford nördlich von Detroit mit der Waffe, die sein Vater erst Tage zuvor gekauft hatte, vier Schüler getötet. Zudem verletzte er sechs Schüler und eine Lehrerin. Die Anklage geht von einer vorsätzlichen Tat aus. Der Zehntklässler ist unter anderem wegen Terrorismus mit Todesfolge und vierfachem Mord angeklagt. Zu der Terror-Anklage sagte McDonald, in Michigan sei eine Tat mit Todesfolge gegen eine Gruppe von Menschen Voraussetzung dafür.

In den USA kommt es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen, weil Menschen an Schulen schießen. Das Waffenrecht in den USA unterscheidet sich je nach Bundesstaat, aber Schusswaffen wie Pistolen und Sturmgewehre sind meist verhältnismäßig leicht zu bekommen. Strengere Waffengesetze scheitern in der Regel an den Republikanern im Kongress und an der mächtigen Waffenlobby. US-Präsident Joe Biden hat Maßnahmen zur Eindämmung von Waffengewalt in Aussicht gestellt, bislang aber ohne konkrete Ergebnisse. (dpa)

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