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Geöffnet, aber leer. Auf Mallorca sind bislang nur Einheimische.

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Ballermann-Tourismus in Spanien: Die Angst vor der Hotelzimmer-Quarantäne

Statt Strandbar und Palmen - Flatscreen und Klimaanlage. Mallorcas Hotels öffnen, doch Urlauberinnen und Urlauber müssen zunächst in Quarantäne.

Die Innenansicht ihres Hotelzimmers könnte künftig die einzige Aussicht für Mallorca-Urlauber sein. Zwar dürfen Hotels auf Europas meistbesuchter Urlaubsinsel wieder öffnen, jedoch müssen sich Einreisende für 14 Tage in Quarantäne begeben. Das ordnete Spaniens Regierung am Montag überraschend an.

Die Regelung ist an die Dauer des Ausnahmezustandes im Land gebunden. Wenn der geltende Corona-Notstand Mitte Juni formal beendet wird, entfällt somit automatisch die Grundlage für die Zwangsquarantäne. Voraussetzung dafür sind weiterhin sinkende Infektionszahlen.

Kein Urlauber wird kommen, um zwei Wochen eingesperrt zu bleiben“, heißt es vom spanischen Reiseverband Exceltur. Die Quarantänepflicht sei ein schwerer Schlag für den Tourismus. Man wisse zwar nicht, ob diese Pflicht auch im Sommer noch gelte, erklärt der Exceltur-Vizechef, José Luis Zoreda. Aber die Ankündigung sei ein falsches Zeichen in einer Zeit, in der sich die Urlaubsbranche bemühe, die Feriensaison zu retten und Touristen ins Land zu bringen.

Inzwischen wurden auf Mallorca, auf den Kanaren und an Teilen der Festlandküste, wo die Epidemie bereits weitgehend unter Kontrolle ist, die Ausgangsbeschränkungen erheblich gelockert. Dort dürfen Hotels, gastronomische Terrassen und kleine Geschäfte wieder öffnen. Auch Spaziergänge und Wassersport sind an den Stränden möglich.

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In den spanischen Ballungsgebieten, zu denen die Corona-Hotspots Madrid und Barcelona gehören, gelten noch strengere Ausgangssperren – dort dürfen Hotels noch nicht aufmachen. Francina Armengol, regionale Regierungschefin der Balearischen Inseln, hatte sich kurz vor der Verkündigung der Quarantäneregelung noch optimistisch geäußert: „Die touristische Saison ist nicht verloren. Wir arbeiten eng mit Reiseveranstaltern zusammen, um diesen Sommer in sicheren Bedingungen Urlauber auf die Inseln zu bringen.“

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Die Zusammenarbeit hatte bereits Früchte getragen: Bei mehreren großen Pauschalveranstaltern können schon Sommerferien auf Mallorca reserviert werden. Von der zweiten Junihälfte an. Die Lufthansa kündigte passend dazu an, im Laufe des Junis wieder Mallorca anzufliegen.

Bislang sind die spanischen Grenzen bis zum 23. Mai für alle Reisenden geschlossen, die keinen ersten Wohnsitz in Spanien haben. Die Quarantäne betrifft somit im Moment vor allem die aus dem Ausland zurückkehrenden Spanier. Und ausländische Spanien-Residenten, die zwischen ihrem Heimatland und ihrer spanischen Wahlheimat hin- und herreisen. Aber auf internationale Touristen, die im Sommer mit dem Gedanken eines Spanienurlaubs spielen, könne die Quarantänenachricht eine abschreckende Wirkung haben, sagt Zoreda von Exceltur.

Die Tourismusbranche betet für eine Sommersaison

Von Freitag an müssen alle Personen, die per Flugzeug, Schiff oder mit dem Auto ins Königreich reisen, zwei Wochen in Selbstisolation. Egal ob sie aus einem Staat mit geringem oder hohem Infektionsrisiko kommen. „Während der Quarantänezeit müssen die Personen in ihrer Unterkunft bleiben“, ordnete die Regierung an. Nur zum Kauf von Lebensmitteln und Medikamenten sowie zum Arztbesuch dürfen sie auf die Straße – und dann auch nur mit Maske.

Reiseveranstalter und Airlines sind verpflichtet, ihre Kunden beim Kauf von Urlaubspaketen oder Flugtickets auf die Lage hinzuweisen. In Spanien ankommende Flugpassagiere müssen zudem eine Aussteigekarte (Passenger Location Card) ausfüllen, auf der Personendaten, Ziel und Unterkunftsadresse festgehalten werden. Die Behörden dürfen später überprüfen, ob die Quarantäne eingehalten wird.

Wer nach der Einreise Covid-19-Symptome hat, muss dies dem staatlichen Gesundheitsdienst melden. Ausgenommen sind Wanderarbeiter, Speditionsfahrer und medizinisches Personal, das in Spanien arbeitet.

Exceltur betet nun, dass die Quarantänepflicht für das Ferienland parallel zum geltenden Corona-Notstand eliminiert wird. Denn wenn nicht, dann ist dies das Ende der Hoffnung auf einen Mallorcaurlaub im Sommer.

Gesundheitsminister Jens Spahn äußerte sich optimistisch zu Auslandsreisen im Sommer. Möglich sei etwa auf Mallorca der Finca-Urlaub oder der Urlaub in Hotels mit Abstands- und Hygieneregeln, sagte er dem Sender NTV. Es gehe nicht mehr um das Ob, sondern das Wie. „Ballermann ist ein Problem“, ergänzt er: Man hätte etwa in Ischgl gesehen, dass Partytourismus die Virenverbreitung verstärkt. Er selbst plane einen Sommerurlaub in Deutschland.

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