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Polizisten auf Spurensuche am Tatort auf dem Hamborner Altmarkt

© dpa/Roberto Pfeil

Update

Clan-Männer und Rocker streiten: Vier teils schwer Verletzte nach Schießerei in Duisburg

In Duisburg sammelten sich bis zu 100 Männer in zwei Gruppen. Es fallen Schüsse, ein Großeinsatz folgt. Beteiligt ist wohl ein Clan mit Ableger in Berlin.

Bei einer Schießerei am Mittwochabend sind vier Männer in Duisburg verletzt worden. Auf dem Hamborner Altmarkt seien zwei Gruppen aufeinander getroffen, die der Rockergruppe Hells Angels und einem kriminellen türkisch-arabischen Clan zuzurechnen seien, wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Nachmittag mitteilte. Es fielen mindestens 19 Schüsse. Zeugen alarmierten die Polizei. Auf Amateuraufnahmen sind randalierende Cliquen zu erkennen, offenbar bis zu 100 Männer.

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Als die Beamten vor Ort eintrafen, flüchteten die meisten Beteiligten, teilte ein Polizeisprecher mit. Zwei Verletzte wurden mit Rettungswagen in Krankenhäuser gebracht, zwei weitere begaben sich später selbst in ärztliche Behandlung. Trotz teils schwerer Verletzungen, schwebe keiner der Männer in Lebensgefahr, erläuterte Reul.

Die Polizei nahm 15 Männer vorübergehend in Gewahrsam. Sie seien alle entweder der Rockergruppe und ihrem Umfeld oder dem Clan zuzurechnen. „Die Bilder sind schockierend“, sagte Reul. Von einer neuen Dimension wollte er aber nicht sprechen. Nach Tagesspiegel-Informationen war an den Kämpfen auch Angehörige einer Großfamilie beteiligt, deren Verwandte in Berlin-Neukölln leben.

Motiv für Auseinandersetzung unklar

In Berlin-Schönberg wurde am Donnerstag der am 1. Mai getötete Mohamed R. nach islamischen Ritus beerdigt. R. war erstochen worden, nachdem er und seine Begleiter auf einem Volksfest mit Männern einer anderen Familie aneinander gerieten. R. soll dabei eine Schusswaffe gezogen haben. Die Beisetzung wird von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet.

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Das Motiv für den Streit in Duisburg ist noch unklar, als wahrscheinlich gilt, dass sich einer der Männer in seiner Ehre verletzt sah. Im Laufe des Tages sollen zudem die festgenommenen Männer befragt werden. Eine 15-köpfige Mordkommission ermittelt.

[Lesen Sie mehr: Drogenhandel am Stadtrand, Kämpfe in Neuruppin, Immobilien im Grünen - welche Orte die Berliner Clans erobern (T+)]

Männer aus beiden Gruppen sollen sich auch in Rocker-Bruderschaften bewegt haben, sagte ein Polizeisprecher. Womöglich gab es Streit um den Ausschluss eines Libanesen aus einer Ortsgruppe der Hells Angels. Immer wieder hatten sich Zweige deutsch-arabischer Großfamilien auch lokalen Dependancen von Hells Angels und Bandidos angeschlossen. Unter Rockern ist dieser Trend umstritten.

Die in Duisburg mutmaßlich beteiligte, aus dem Libanon stammende Großfamilie zählte zu jenen Clans, die das Bundeskriminalamt der organisierten Kriminalität, kurz der OK, zurechnet: Diese Clan-OK sei „von verwandtschaftlichen Beziehungen, einer gemeinsamen ethnischen Herkunft“ und „eskalierenden Gewaltdelikten“ geprägt. Regelmäßig fallen Angehörige dieser Familien durch „Tumultlagen“, aber auch schwere Rohheitsdelikte auf.

„Der gestrige Abend führt uns vor Augen, wie wichtig es ist, bei diesem Problem am Ball zu bleiben. Clan-Kriminalität ist keine PR-Erfindung, sondern ein Riesenproblem, dass die Menschen besonders im Ruhrgebiet in Angst und Schrecken versetzt“, sagte Reul. „Totschweigen ist keine Lösung.“ (mit dpa, AFP)

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