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Panorama: Callas Nachlass-Versteigerung: Glücksbringer eines gebrochenen Herzens

Musikliebhaber und treue Fans des Opernstars Maria Callas haben in Paris Dutzende von Erinnerungsstücken aus ihrem Nachlass ersteigert. Für Mäntel, Handschuhe, Fotos oder Strümpfe der eigenwilligen Diva gaben sie allein am Sonnabend, dem ersten von zwei Auktionstagen, sechs Millionen Franc (1,7 Millionen Mark) aus, wie die Organisatoren am Sonntag mitteilten.

Musikliebhaber und treue Fans des Opernstars Maria Callas haben in Paris Dutzende von Erinnerungsstücken aus ihrem Nachlass ersteigert. Für Mäntel, Handschuhe, Fotos oder Strümpfe der eigenwilligen Diva gaben sie allein am Sonnabend, dem ersten von zwei Auktionstagen, sechs Millionen Franc (1,7 Millionen Mark) aus, wie die Organisatoren am Sonntag mitteilten.

Die Einnahmen am Sonntag konnten gestern abend noch nicht genau beziffert werden. Für den Verkauf der 417 Stücke im Auktionshaus Drouot-Montaigne wurde ein Gesamterlös von 7,5 Millionen Franc (2,24 Millionen Mark) erwartet. Sie gehörten zwei Sammlern, die sich aus persönlichen Gründen von den Dingen trennen wollten, die sie nach dem Tod ihres Idols 1977 erworben hatten. Den höchsten Preis erzielte der persönliche Glücksbringer der Callas, ein kleines Ölgemälde.

Auch am Sonntag hielt die große Nachfrage an. Zahlreiche Bieter waren aus dem Ausland zur Versteigerung angereist. Einer von ihnen erklärte, er wolle vor allem die Unterwäsche der Callas ersteigern, um sie anschließend zu zerstören. Es sei skandalös, das Bild der Callas durch diesen Teil der Auktion so zu erniedrigen.

Zu den Teilnehmern der Auktion gehörte auch der stellvertretende Bürgermeister von Athen, Fotis Papathanassiou, der nach möglichen Ausstellungstücken für ein geplantes Museum zu Ehren der Operndiva suchte. Er verließ das Auktionshaus nach Meinung vieler mit den schönsten Stücken: einem Chinchilla-Mantel, zahlreichen Dokumenten und Fotos sowie einem Paar langen weißen Handschuhen.

Der Mantel zum Preis von 220 000 Franc(65 000 Mark) erinnere an die immer elegante Kleidung der Sopranistin, sagte Papathanassiou. Die in New York geborene Callas hatte griechische Vorfahren; ihre Asche wurde in der Ägäis verstreut.

Die Versteigerung erinnert an den 77. Geburtstag der Callas, der nach verbreiteter Auffassung der 2. Dezember ist. Die Opernlegende starb unter mysteriösen Umständen am 16. September 1977 im Alter von 53 Jahren. Ihr letzter öffentlicher Auftritt lag damals schon zwei Jahre zurück.

Sie starb offiziellen Verlautbarungen zufolge an einem Herzinfarkt; andere schreiben ihren frühen Tod jedoch einem gebrochenen Herzen zu, nachdem ihre große Liebe, der griechische Reeder Aristoteles Onassis, gestorben war. Er hatte die Callas für eine Hochzeit mit der ehemaligen amerikanischen First Lady Jacqueline Kennedy verlassen.

"Kurz vor ihrem Tod war sie sehr traurig", sagte der Pianist Robert Sutherland, der Callas fünf Jahre lang begleitete. "Nach seinem Tod sah sie keinen Grund weiterzuleben." Sutherland kritisierte die Pariser Auktion. Es stünden zu viele unbedeutende Stücke zum Verkauf. "Wer wird einen schwarzen Strumpfgürtel kaufen?"

Eine Haarlocke der Operndiva brachte 78 000 Franc (23 000 Mark), ein Paar schwarze Nylonstrümpfe beachtliche 26 000 Franc (7700 Mark) und ein lila Mieder mit schwarzer Spitze immerhin 41 000 Franc (12 200 Mark).

Der Glücksbringer der Callas, ein kleines Ölgemälde der heiligen Familie in einem roten Samtkästchen, enthüllt vielleicht die privateste Seite der Sängerin. Sie bekam das Bild 1947 von ihrem zukünftigen Ehemann Giovanni Battista Meneghini einen Tag vor ihrem ersten Auftritt in Verona.

Seitdem weigerte sie sich, ohne ihren Glücksbringer aufzutreten. Als sie in Wien bemerkte, dass sie das kleine Gemälde vergessen hatte, schickte sie einen Privatjet nach Mailand und betrat erst nach der Ankunft ihres Glücksbringers die Bühne. Das Samtkästchen war einem europäischen Bieter am Ende 900 000 Franc (268 000 Mark) wert. Eine weiße Nerzstola, ein Geschenk von Onassis, brachte 300 000 Franc (89 000 Mark).

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