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Touristen fahren an Bord eines Kreuzfahrtschiffes am Markusplatz und dem Dogenpalast vorbei (Symbolbild).

© dpa/Soeren Stache

Besucheransturm auf Venedig: Lagunenstadt will bald „Eintritt“ von Tagestouristen verlangen

Auf etwa 50.000 Einwohner kommen pro Tag ein Vielfaches an Besuchern nach Venedig. Um die Massen besser lenken zu können, plant die Stadtverwaltung ein Ticketsystem.

In Venedig müssen Urlauber, die nur für einen Tag kommen, wahrscheinlich bald Eintritt zahlen. Der Tourismusausschuss der italienischen Lagunenstadt beschloss, mit Beginn des nächsten Jahres von Tagesbesuchern fünf Euro Gebühr zu verlangen. Der Stadtrat will kommende Woche abschließend über die Pläne entscheiden, vermutlich am Dienstag.

Viele Details sind noch unklar, insbesondere hinsichtlich der Anzahl der täglich zur Verfügung stehenden Tickets. Bürgermeister Luigi Brugnaro versicherte aber bereits, dass die weltberühmte Stadt mit ihren vielen Kanälen auch für Tagesurlauber zugänglich bleiben werde.

Ziel sei es, den Tagestourismus „zu bestimmten Zeiten herunterzufahren“ und damit der „Fragilität und Einzigartigkeit“ Venedigs gerecht zu werden, erklärte die Stadtverwaltung. Venedig mit seinen im Kern nur etwa 50.000 ständigen Einwohnern gehört zu den beliebtesten Touristenzielen weltweit. Der Strom an Besuchern bereitet seit vielen Jahren große Probleme.

100.000
Touristen übernachten zu Spitzenzeiten pro Nacht in Venedig – bei 50.000 Einwohnern.

Zu Spitzenzeiten übernachten in der im 5. Jahrhundert gegründeten Inselstadt 100.000 Touristen pro Nacht, dazu kommen Zehntausende Tagesbesucher.

Vor allem im Sommer ist in den engen Straßen rund um den Markusplatz kaum noch ein Durchkommen. Insbesondere Kreuzfahrt-Touristen stehen in der Kritik. Deshalb gibt es schon seit längerer Zeit Überlegungen, Eintritt zu verlangen. Mehrfach wurden Beschlüsse aber wieder verschoben.

Die jetzigen Pläne sehen vor, dass von Januar 2024 an von Tagesbesuchern für die Innenstadt Eintritt erhoben wird, zunächst in einer 30-tägigen Testphase, die sich voraussichtlich auf Feiertage und Wochenenden im Frühjahr und Sommer 2024 erstrecken wird.

Unesco will Venedig als bedrohtes Weltkulturerbe einzustufen

Die Urlauber sollen sich übers Internet einen QR-Code besorgen und aufs Handy laden, den sie bei Kontrollen vorzeigen müssen. Andernfalls drohen mindestens 50 Euro Strafe. Ausnahmen soll es für Anwohner, Pendler, Studenten und Kinder unter 14 Jahren sowie Touristen, die in der Stadt übernachten, geben.

Von der Stadtverwaltung wird das Vorhaben damit begründet, dass es ein „Gleichgewicht der Interessen“ von Anwohnern und Touristen geben müsse. Bürgermeister Brugnaro sagte: „Ich appelliere an die Zusammenarbeit aller, damit Venedig gerettet und die älteste Stadt der Zukunft werden kann.“

Die Unesco hatte Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Ende Juli empfahl die Unesco aber, die Stadt als bedrohtes Weltkulturerbe einzustufen.

Der italienischen Lagunenstadt drohten „irreversible“ Schäden, falls die Behörden in Italien nicht mehr zu ihrem Schutz täten, begründete die UN-Kulturorganisation ihre Empfehlung. Mitte September stimmt der Welterbe-Rat der Unesco-Mitgliedstaaten über die Einstufung ab. (dpa/AFP)

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