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Kardinal George Pell bei einer Predigt zu Thanksgiving im Jahre 2014. Pell ist neute Budgetverwalter im Vatikan und hat vor der australischen Untersuchungskommission zu Kindesmissbrauch durch Kirchenvertreter ausgesagt.

© dpa

Australien: Kardinal: Kirche glaubte Kindern bei Missbrauchsvorwürfen nicht

Der australische Kardinal Pell hat immer bestritten, Missbrauchsfälle in der Kirche vertuscht zu haben. Dabei bleibt er auch unter Eid vor einer Regierungskommission. Er sagt aber noch mehr.

Die katholische Kirche in Australien hat Kindesmissbrauch durch Priester jahrelang heruntergespielt. Das räumte der ranghöchste Kardinal George Pell am Montag als Zeuge vor einer Regierungskommission ein. Er stritt aber ab, persönlich Fälle vertuscht zu haben. Er habe vor 40 Jahren Gerüchte gehört, aber nie von konkreten Fällen. Insofern habe er auch nichts dagegen tun können.

Pell (74) machte bei seiner Befragung Erinnerungslücken geltend. Die australische Kommission untersucht seit drei Jahren Kindesmissbrauch in Institutionen von Staat und Kirche. Generell habe die Kirche Kindern damals nicht geglaubt, sondern eher Priestern, die Vorwürfe abstritten, so Pell. „Ich bin nicht hier, um das Unhaltbare zu verteidigen“, betonte er. „Es waren meist persönliche Schwächen, kein Versagen der Struktur... Der Instinkt war, die Institution, die Gemeinschaft der Kirche, vor Schande zu schützen.“

Pell ist heute als Budgetverwalter im Vatikan die Nummer drei der Hierarchie der katholischen Kirche. Er trat via Video-Link aus Rom vor der Kommission auf, weil er nach Angaben seiner Ärzte zu krank für die Reise nach Australien war. Pell war in den 70er Jahren Priester in der Diözese Ballarat, in der pädophile Priester mehrfach versetzt wurden.

Aus der Diözese waren mehr als ein Dutzend Opfer nach Rom gereist und saßen während der Anhörung mit Pell im selben Konferenzzimmer eines Hotels. Ihre Reise war mit öffentlichen Spenden finanziert worden. Pell wird vorgeworfen, ein Opfer zum Schweigen überredet zu haben.

Die Kommission wollte den Fall bei der Fortsetzung der Anhörung in den kommenden Tagen zur Sprache bringen. „Ich finde es problematisch, dass Zeugen und Täter Erinnerungslücken haben, aber die Opfer sind mit sehr eindringlichen Erinnerungen konfrontiert“, meinte John Hennessy, Mitglied eines Verbandes von Menschen, die in öffentlichen Institutionen wie Waisenhäusern aufgewachsen sind. (dpa)

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