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Der seit acht Tagen vermisste Achtjähriger aus Oldenburg ist lebend in einem Gully gefunden worden.

© Andre van Elten/dpa

Aus Kanalisation geretteter Junge: Polizei schließt Fremdverschulden im Fall Joe aus

Im Fall des vermissten Jungen gibt es keine Hinweise auf ein Verbrechen. Der Junge kroch laut Polizei in ein Abflussrohr und fand nicht mehr hinaus.

Im Fall des nach acht Tagen in einem Gully entdeckten vermissten kleinen Joe aus Oldenburg schließt die Polizei ein Verbrechen nach einer ersten gründlichen Untersuchung aus. Nach Auswertung aller Spuren und Hinweise seien die Ermittler überzeugt, dass der Achtjährige noch am Tag seines Verschwindens beim Spielen in die Regenwasserkanalisation gekrochen sei und dort die Orientierung verloren habe, erklärte die Polizei in der niedersächsischen Stadt am Dienstag.

Der geistig behinderte Junge war am vorvergangenen Freitag verschwunden und erst am Samstag nach dem Hinweis eines Spaziergängers in einem Gully entdeckt worden. Dieser hatte ein leises Weinen gehört und die Polizei verständigt. Einsatzkräfte hatten zuvor tagelang mit großem Aufwand in der Umgebung von Oldenburg vergeblich nach Joe gesucht. Dabei kamen auch Spürhunde und Drohnen zum Einsatz. Zahlreiche Freiwillige halfen dabei.

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Anfänglich waren die Ermittler noch davon ausgegangen, dass das Kind die Suche nach ihm eventuell als ein Spiel missverstehen und sich absichtlich weiter verstecken könnte. Nach mehreren Tagen rückte dann aber zunehmend auch die Möglichkeit eines Verbrechens in den Blickpunkt. Ein Zeuge gab an, den gesuchten Jungen in Begleitung eines Unbekannten gesehen zu haben. Die Polizei gründete daraufhin umgehend eine Mordkommission.

Nach Angaben der Ermittler vom Dienstag ergaben die zwischenzeitlichen Überprüfungen aber eindeutig, dass dieser Hinweis "als nicht relevant" eingestuft werden könne. Gleiches gelte auch für andere Hinweise von Zeugen, die den Jungen in der Zeit seines Verschwindens gesehen haben wollten. Keiner davon habe verifiziert werden können, hieß es. Insgesamt gebe es keine Erkenntnisse darüber, dass sich der Joe in den fraglichen Tagen außerhalb des unterirdischen Kanalisationssystems aufgehalten habe.

Ein mit einer Kamera ausgestatteter Roboter soll helfen den Weg nachzuvollziehen, wie Joe in das Kanalsystem gelangt sein könnte.
Ein mit einer Kamera ausgestatteter Roboter soll helfen den Weg nachzuvollziehen, wie Joe in das Kanalsystem gelangt sein könnte.

© Martin Remmers/dpa

Demnach geht die Polizei vielmehr davon aus, dass der Junge am Tag seines Verschwindens beim Spielen selbst in ein rund ein Meter hohes Abflussrohr kroch, das aus der Regenwasserkanalisation in einen Straßengraben mündet. Er folgte dem Rohr, dass sich wenig später verzweigt und kroch weiter in ein nur noch etwa 60 Zentimeter hohes Rohr. Dieses verzweigt sich in der Folge in regelmäßigen Abständen unter Gullyschächten dann immer weiter.

Es sei davon auszugehen, dass Joe in diesen System "mehr und mehr die Orientierung verlor keinen Ausgang mehr finden konnte", teilten die Beamtinnen und Beamten mit. Darauf deute auch eine erste Äußerung des Jungen selbst hin. Untermauert werde diese Version auch durch die Ergebnisse einer Spurensuche mit einem Roboter in der Kanalisation.

Demnach wurden alle Kleidungsstücke von Joe auf dem insgesamt knapp 300 Meter langen Rohrleitungsstück gefunden, die er vom Mündungsrohr bis zu seinem Auffindeort in einem Gullyschacht gekrochen sein muss. Bei seiner Rettung war Joe unbekleidet, dehydriert und erheblich unterkühlt. Er hatte allerdings laut Polizei keine schwereren äußeren Verletzungen. Der Junge befindet sich weiter im Krankenhaus. Gefunden wurde er letztlich ebenfalls nur etwa 300 Meter von seinem Elternhaus entfernt. (AFP)

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