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Eine Afrikanerin bezahlt mit dem Handy eine Rechnung.

© AFP

Afrika: Geld mit dem Handy bezahlen und überweisen - ein Weg aus der Armut

Es ist ein weltweiter Trend: Bezahlen mit dem Handy. Deutsche Kunden sind skeptisch, aber Afrikaner sind darauf angewiesen, um wirtschaftlich voranzukommen.

Der Weg aus der Armut, so scheint es, führt dieser Tage immer häufiger über ein Bankkonto. Mindestens 700 Millionen Menschen haben in den vergangenen fünf Jahren Zugang zu einem Konto bekommen – entweder über eine Bank oder einen sogenannten mobilen Finanzdienstleiter. Das zeigt eine jüngst veröffentlichte Studie der Weltbank zur stärkeren Einbeziehung der Armen in das Weltfinanzsystem. Ihr Präsident Jim Yong Kim will bis 2020 allen Menschen weltweit diese Möglichkeit offerieren. „Das Vorhaben wird viele Partner brauchen.

Aber seine Umsetzung ist durchaus möglich – und die Folgen könnten Millionen aus ihrer Armut reißen“, glaubt Kim. Zwei Milliarden Menschen auf dem Globus – mehr als die Hälfte aller Erwachsenen – haben nach Angaben der Weltbank bislang kein eigenes Bankkonto, darunter drei von vier Afrikanern. Obwohl sie zu den Ärmsten der Armen zählen, besitzen die meisten jedoch ein Handy, mit dem sie Rechnungen begleichen oder mobil Geld überweisen könnten.

Der Trend, mit dem Mobiltelefon an der Kasse zu bezahlen und Bankgeschäfte zu tätigen, verbreitet sich derzeit auf der ganzen Welt. Afrika ist deshalb Vorreiter, weil hier viele arme Menschen leben, die auf eine solche Möglichkeit angewiesen sind. In Ländern wie Deutschland gibt es nicht die Notwendigkeit und viele Bankkunden sind gegenüber Neuerungen skeptisch. Nicht ganz zu Unrecht. Die neuen technologischen Kleinstfirmen und Banken auf diesem Gebiet sind nach Ansicht von Experten zu wenig reguliert. Manche befürchten gar, dass durch diesen Trend eine neue Finanzblase entstehen kann, wenn das nicht rechtzeitig umfassend reguliert wird.

Langfristig könnten Mobiltelefone auch zum Sparen dienen oder den Zugang zu Mikrokrediten und Versicherungen ermöglichen, glauben Experten. 2013 hatten fast zwei Drittel der Haushalte im Afrika südlich der Sahara einer Umfrage zufolge mindestens ein Mobiltelefon; in den Städten waren es sogar mehr als drei Viertel. Verantwortlich für den seit 2010 stark gewachsenen Zugang zu Finanzdienstleistungen ist vor allem das in Afrika weitverbreitete „Mobile Money“, das der kenianische Mobilfunkanbieter Safaricom 2007 mit seinem Dienst M-Pesa startete.

Afrikaner können mit dem Handy Kleinstbeträge überweisen

Mussten Geldbeträge bis dahin oft in langen Busfahrten an entfernt lebende Angehörige persönlich überbracht werden, können dank M-Pesa die mehr als 20 Millionen Mobilfunknutzer in Kenia Telefonguthaben nun so einfach versenden und empfangen wie eine SMS. Das auf dem Mobilfunkkonto angesparte Geld wird ihnen bei Bedarf landesweit an Kiosken ausgezahlt. Die meisten Transaktionen umfassen weniger als einen Dollar. Genau darin liegt das Geheimnis des Erfolgs: Händler können das Mobiltelefon dafür nutzen, um Kleinbauern für einen Sack Maismehl oder ein Netz Tomaten zu entlohnen.

Der mobile Geldtransfer funktioniert auch in Supermärkten, bei der Bezahlung von Strom- und Wasserrechnungen oder aber einer Taxifahrt. Das hat den Vorteil, dass es die vorher teilweise sehr langen Schlangen vor den Filialen der Elektrizitäts- und Wasserbetriebe in vielen Orten nicht mehr gibt. Außerdem können Arbeitsmigranten, die ihren Angehörigen Geld nach Hause schicken, nun die hohen Gebühren umgehen, die den ohnehin kargen Lohn bisher noch weiter reduziert haben.

Ähnliche Systeme sind in ganz Afrika aufgekommen, vor allem in wirtschaftlich abgestürzten Ländern wie Somalia oder Simbabwe, die ihre eigene Währung quasi aufgegeben und durch den US-Dollar ersetzt haben. Zuletzt haben vor allem clevere Start-ups bemerkt, dass selbst Finanzdienstleistungen für wenig Geld durchaus profitabel sein können, solange der Kundenkreis groß genug ist. Die Bedeutung herkömmlicher Banken wird in diesem Prozess zunehmend untergraben. Immer häufiger kommt es stattdessen zu einer Kooperation zwischen ihnen und den Mobilfunkern.

Während die Bezahlsysteme der Mobilfunker oft nicht flexibel genug sind, sind die Systeme der Banken häufig noch immer zu teuer. Allerdings gibt es in Afrika beim mobilen Banking von Land zu Land große Unterschiede und deshalb oft keine direkte Übertragungsmöglichkeit: M-Pesa hat es zum Beispiel nicht geschafft, sich in Südafrika zu behaupten, weil es dort an der notwendigen Unterstützung durch die Regierung fehlt. Auch gibt es am Kap strikte Regeln durch die Zentralbank in Pretoria. Für den kenianischen Marktführer Safaricom ist der mobile Geldtransfer ein Gewinnbringer. Das Unternehmen ist jedenfalls fest davon überzeugt, dass Millionen von Kenianern dem mobilen Geld erst ihre Teilhabe am Wirtschaftsleben verdanken.

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