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Nach Überschwemmungen in der Provinz Lugar südlich von Kabul sammeln Menschen ihre Habseligkeiten.

© Shafiullah Zwak/AP/dpa

Update

Mehr als 3000 Häuser zerstört: 20 Tote und 30 Verletzte nach Sturzfluten im Osten von Afghanistan

20 Menschen sind nach Sturzfluten in der Provinz Logar gestorben, 30 Menschen wurden verletzt. Der Wetterdienst des Landes erwartet weitere Überschwemmungen.

Nach heftigen Regenfällen sind in der Provinz Logar im Osten Afghanistans mindestens 20 Menschen infolge von Sturzfluten ums Leben gekommen. Zudem seien mehr als 30 Menschen verletzt und mehr als 3000 Häuser zerstört worden, teilte das Büro des Provinzgouverneurs am Sonntag mit. Sicherheitskräfte und Hilfsorganisationen würden die Menschen in sichere Gebiete bringen, nachdem ihre Häuser zerstört worden seien.

Nach Angaben der Behörden zerstörten die Wassermassen auch rund 5000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, vor allem Obstgärten. Zudem seien etwa 2000 Tiere umgekommen.

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Regierungssprecher Bilal Karimi wandte sich in einer Erklärung mit der Bitte um Hilfe an die internationale Gemeinschaft. „Wir fordern die internationale Gemeinschaft dringend auf, den Afghanen in dieser kritischen Zeit zur Seite zu stehen und keine Mühen zu scheuen, um den Opfern zu helfen.“ Der Wetterdienst des Landes teilte mit, dass in den kommenden Tagen weitere schwere Regenfälle und Überschwemmungen in 21 Provinzen zu erwarten seien.

Seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im vergangenen August wurden internationale Hilfsprogramme drastisch reduziert. Der Westen befürchtet, dass Hilfen direkt in die Taschen der Taliban fließen könnten. Jedes Jahr sterben Dutzende Afghanen durch Überschwemmungen und sintflutartige Regenfälle, insbesondere in verarmten ländlichen Gebieten, wo viele Häuser einsturzgefährdet sind.

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Baerbock setzt weiter auf Ausreisemöglichkeiten aus Afghanistan

Außenministerin Annalena Baerbock beim Tag der offenen Tür im Außenministerium in Berlin

© IMAGO/Bernd Elmenthaler

Außenministerin Annalena Baerbock will mit ihrem pakistanischen Amtskollegen Bilawal Bhutto Zardari über weitere Ausreisemöglichkeiten für besonders schutzbedürftige Menschen aus Afghanistan beraten. Es sehe nicht gut aus, sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung im Auswärtigen Amt in Berlin vor dem Hintergrund des restriktiven Verhaltens der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan. Sie hoffe aber sehr, dass es gelinge, in den nächsten Wochen einige Tausend Menschen über Pakistan aus dem Land zu holen.

Baerbock wollte den pakistanischen Außenminister Bilawal Bhutto Zardari eigentlich an diesem Montag in Berlin empfangen und über weitere Ausreisemöglichkeiten sprechen. Zardari sagte seine Europareise wegen Überschwemmungen in seinem Land jedoch kurzfristig ab, wie sein Ministerium am Sonntag mitteilte.

Die Taliban verhindern derzeit die Umsetzung einer Vereinbarung zwischen Deutschland und Pakistan, von der sich die Bundesregierung die zeitnahe Ausreise zahlreicher weiterer besonders schutzbedürftiger Menschen versprochen hatte. Die Anfang Juni zwischen Baerbock und ihrem pakistanischen Amtskollegen bei einem Besuch in Islamabad getroffene Vereinbarung sollte ehemaligen Ortskräften auch ohne Pass die Einreise ins Nachbarland ermöglichen.

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Ein Bürger hatte Baerbock zuvor gefragt, wie sie mit Pakistan zusammenarbeiten könne, obwohl das Land gegen westliche Werte stehe. Die Ministerin antwortete, es gehe um eine Abwägungsfrage. „Blankoschecks“ stelle sie keine aus, Dissens spreche sie sehr deutlich an.

Die Ministerin ergänzte aber auch: „Wenn ich Menschen in Schutz bringen will, muss ich mit Ländern wie Katar, Pakistan und noch ein paar anderen Nachbarländern reden, weil die müssen erst über deren Grenze kommen.“ Baerbock betonte: „Wir arbeiten zusammen, weil ich ansonsten den wenigen Menschen, die ich überhaupt noch rausholen kann, überhaupt gar keine Ausreisemöglichkeit ermögliche.“

Rund ein Jahr nach dem Fall von Kabul hoffen noch mehrere Hundert frühere afghanische Ortskräfte und deren Angehörige auf Aufnahme in Deutschland. Die meisten von ihnen haben einst für die Bundeswehr gearbeitet, wie kürzlich Anfragen bei Auswärtigem Amt, Entwicklungshilfeministerium, Innenministerium und Bundeswehr zeigen. (AFP, dpa)

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