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Offline? Wer ein gebrauchtes Smartphone kauft, kann viel Geld sparen.

© imago/Westend61

Die Sparkolumne: Neu oder gebraucht?

Warum unser Kolumnist Geld für ein altes Handy ausgibt und plötzlich doch noch Bedenken hat.

Von Andreas Austilat

Unsere Tochter spart ja wirklich, wo sie kann. Was man schon an ihrem Handy sieht: Das Display ist gesprungen, am Rand wird es nur noch von Klebestreifen zusammengehalten, trotzdem möchte mein Mädchen von dem Ding nicht lassen. Vorbildlich, dachte ich bis vor Kurzem. Wobei ich mich natürlich auch schon fragte, ob ich vielleicht einmal zu oft angedeutet haben könnte, dass sie unseren Etat ganz schön belastet – jedenfalls, seit sie auswärts studiert.

Kollegen mit jüngeren Kindern denken ja, nur sie hätten es schwer. Weil ihr Nachwuchs so viele Windeln verbraucht, rasant aus den Schuhen herauswächst und seinen teuren Lieblingsteddy verbummelt. Alles Kleinkram, verglichen mit den Kosten, die noch kommen. Ich sage nur: Klassenfahrt, Auslandsaufenthalt oder ein neues Smartphone mit All-inclusive-Tarif.

Neulich fiel mir auf, dass meine Tochter nicht mehr bei WhatsApp ist. Aha, dachte ich, wahrscheinlich misstraut sie den Datenkraken, ist jetzt bei Threema, Signal oder Telegram. Schade, sie nimmt nicht mehr an unserer WhatsApp-Familiengruppe teil, die ein wenig Zusammenhalt stiftet, seit die Kinder aus dem Haus sind. Außerdem, ich sage es ungern: Ich habe morgens oder abends schon hin und wieder geschaut, ob sie online ist. Wenn ja, wertete ich das als gutes Zeichen, während ich mir bei „offline“ schnell Sorgen machte, ob irgendetwas nicht stimmt.

Ach Kinder, hört das denn nie auf?

„Warum bist du nicht mehr dabei?“, habe ich also gefragt. Für ihr altes Handy gebe es keine Updates mehr, erklärte sie mir, kaum eine App funktioniere noch. Mein großzügiges Angebot, ihr einen neuen Tarif mit Inklusivhandy zu finanzieren, wies sie aber zurück. Viel zu teuer, und ständig ein neues Handy, das sei nicht nachhaltig. Gutes Kind, ich erkannte meine Gene.

Also habe ich mich umgehört und stieß auf diverse Plattformen für Gebrauchthandys. Ein Anbieter führt die Kategorie „akzeptabel“ in seinem Katalog, als Alternative zu „wie neu“ oder „gut“. Für den entschied ich mich. Akzeptabel klingt nachhaltig, dachte ich und kaufte für 134 Euro ein iPhone 6 mit 64 Gigabyte Speicherplatz.

Das Gerät kam schnell und sieht aus wie neu, wenn da nicht dieser Kratzer auf dem Display wäre, der mich schon ein bisschen stört. Die Frage ist: Wie denkt meine Tochter darüber?

Am nächsten Wochenende kommt sie, ich wollte ihr das neue Smartphone dann überreichen. Bis dahin kann ich ja noch grübeln. Hätte ich mich über alle Bedenken hinwegsetzen und mehr Geld ausgeben sollen? War es überhaupt richtig, mich einzumischen? Ach Kinder, hört das denn nie auf?

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