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Eine Frau protestiert in L.A. gegen das Urteil des Obersten Gerichtshofs zur Abtreibung in den USA.

© Keith Birmingham/The Orange County Register via AP/dpa

Nach Änderung des Abtreibungsrechts: Zahlreiche Frauen in den USA löschen offenbar ihre Zyklus-Apps

Nachdem der Supreme Court das US-Abtreibungsrecht gekippt hat, werfen offenbar viele Frauen Cycle-Tracker vom Smartphone. Auch aus Angst vor Strafverfolgung.

Als Reaktion auf die aktuelle Abtreibungspolitik in den USA deinstallieren zahlreiche dort lebende Frauen einem Bericht zufolge sogenannte Zyklus-Apps auf ihren Smartphones. Grund sei die Furcht vor einer Verwendung der App-Daten in künftigen Strafverfahren, wie der britische „Guardian“ berichtet.

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Demnach habe diese Entwicklung bereits Anfang Mai eingesetzt, als Gerüchte über eine Verschärfung des Abtreibungsrechts in den Vereinigten Staaten aufkamen. Am 24. Juni kippte die erzkonservative Mehrheit im Supreme Court dann tatsächlich das bislang geltende Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ aus dem Jahr 1973.

Mehrere von Republikanern regierte Bundesstaaten verboten unmittelbar nach der Entscheidung de facto Schwangerschaftsabbrüche. Deshalb sehen sich nun viele Frauen offenbar dazu veranlasst, ihre Periodendaten von den Apps zu entkoppeln.

Mithilfe von Cycle-Trackern, wie die Apps auch genannt werden, können Frauen ihren Zyklus beobachten. So ergeben sich etwa Hinweise zur Familienplanung oder zu Gesundheitsproblemen. Darüber hinaus können sie verschiedene Zusatzangaben einpflegen, wie zu Menstruationsschmerzen oder zum Befinden. All jene Daten könnten künftig Gegenstand von juristischen Ermittlungen sein, sofern ein Bundesstaat seine Rechtsgrundlage dementsprechend angepasst hat.

Dem „Guardian“-Bericht zufolge haben allein die beiden Apps Flo aus den USA und Clue aus Deutschland in den USA zusammen mehr als 55 Millionen Nutzerinnen. Mehr noch: Laut einer von der Kaiser Family Foundation veröffentlichten Umfrage aus dem Jahr 2019 nutzt fast ein Drittel der US-amerikanischen Frauen Zyklus-Apps.

Erster Anbieter reagiert

Mit Blick auf das vergangene Woche ausgelöste juristische Erdbeben und die dadurch geschürten Ängste kündigte zumindest Flo die Einführung eines „anonymen Modus“ an. Damit solle der Datenschutz gewährleistet werden. Doch es gibt noch zahlreiche andere App-Entwickler, die ebenfalls den neuen Bedürfnissen Rechnung tragen müssen.

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Zudem weist der „Guardian“-Bericht darauf hin, dass auch Apps von den Smartphone-Herstellern selbst Gefahrenherde sein können. So bietet auch Apple einen eigenen Zyklus-Tracker in seiner Health-App an.

Frauenrechtsorganisationen jedenfalls mahnen dazu, nun noch achtsamer mit Daten im digitalen Raum umzugehen. Das gelte nun insbesondere im Falle von Perioden-Trackern in den Vereinigten Staaten. (Tsp)

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