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Wo das Umweltthema auf Journalismus trifft: Umweltschützer demonstrieren vor dem Landtag Nordrhein-Westfalen für den Stopp des Braunkohleabbaus und der Kohleverstromung.

© Christophe Gateau/dpa

MEDIA Lab: Zurück zu Fakten und Erkenntnis

Es ist bitter nötig, dass Journalismus erfolgreicher als bisher komplexe und brisante forschungsgetriebene Themen anpackt. Bürgerwissenschaftliche Forschung kann dazu einen Weg ebnen.

Wie muss Berichterstattung über Wissenschaftsthemen sein, damit sie verstanden wird und interessiert? Wiebke Rögener und Holger Wormer (Technische Universität Dortmund) untersuchten in einem bürgerwissenschaftlichen Projekt (Citizen Science), ob und worin sich das Qualitätsverständnis des Publikums von jenem des professionellen Journalismus unterscheidet.

Sie wählten Umweltforschung als Beispieldisziplin, warben in einem Nachhaltigkeitsnetzwerk engagierte Bürgerinnen und Bürger, Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sowie nicht speziell umweltinteressierte Bürgerinnen und Bürger an. Diese drei Gruppen entwickelten und gewichteten Kriterien für aus ihrer Sicht guten Umweltjournalismus, die gegeneinander abgeglichen wurden.

[Rögener, W.; Wormer, H. (2020): Gute Umweltkommunikation aus Bürgersicht. Ein Citizen-Science-Ansatz in der Rezipierendenforschung zur Entwicklung von Qualitätskriterien. Medien & Kommunikationswissenschaft. In der Nomos-Elibrary. ]

Wo sich die Erwartungen decken

Die generellen Erwartungen aller „Nicht-Journalisten“ deckten sich weitgehend mit professionellen Qualitätserwartungen: Faktentreue, Recherchequalität sowie Lösungsorientierung, Transparenz und Unabhängigkeit zählten am meisten. Den Schülerinnen und Schülern lag zudem der Punkt „Zukunftsorientierung“ am Herzen. Bei den speziellen Vorstellungen zum Umweltjournalismus hingegen gab es Unterschiede: Die Bürger wollen eine ethische Reflexion: Die „Schuldigen“ für Umweltprobleme sollten namentlich genannt und damit in ihrer Verantwortlichkeit adressiert werden. Journalismus müsse klarmachen, welche Folgen das eigene alltägliche Handeln für Gegenwart und Zukunft haben könne.

Der Citizen Science-Ansatz zahlt auf die Medienkompetenz ein: Er lieferte über das Projekt hinaus anwendbare Kriterien, die Bürgerinnen und Bürger helfen, die Qualität der Berichterstattung entlang von Punkten einzuordnen, die ihnen selber wichtig sind. Denn auch später hinzugestoßenen Teilnehmenden gelang es, entlang des Kriterienkatalogs Beiträge zu bewerten. Auch Wissenschaftskommunikation und -journalismus können die Kriterien als Tipps nutzen, wie sie ihr Zielpublikum noch besser erreichen. Das explorative Verfahren ist übertragbar auf andere Wissenschaftsdisziplinen; deshalb ist sehr gut, dass das Forscherteam sich sehr genau mit der Methodenentwicklung befasste.

Marlis Prinzing

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