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 Winand Wernicke war vier Tage lang mit russischen Soldaten im Donbass unterwegs. Sein Bericht darüber war am Sonntag im „heute-journal“ zu sehen.

© Rico Rossival/ZDF

ZDF-Reportage von der russischen Seite der Front: „Zeigen, wie schlimm die Situation im Donbass ist“

Winand Wernicke hat die russische Armee als Embedded-Reporter begleitet. Warum sich das ZDF dazu entschieden hat.

Herr Wernicke, TV-Reportagen von der ukrainischen Seite der Front hat es schon einige gegeben. Sie waren mit der russischen Armee im Donbass als Reporter unterwegs. Wie kam es dazu?

Das russische Verteidigungsministerium ist an uns und andere westliche Journalistinnen und Journalisten herangetreten und hat gefragt, ob Interesse an einer solchen Embedded-Reise besteht. Das ist zunächst nicht weiter ungewöhnlich. Ich kenne das Vorgehen noch aus meiner Zeit als Studioleiter des ZDF in Moskau. Damals hatte die russische Armee einen Einsatz in Syrien und das Verteidigungsministerium schlug vor, sich die Situation vor Ort anzusehen. Solche Reisen werden innerhalb des Journalismus kontrovers diskutiert. Das finde ich richtig. Auch wir in der Redaktion haben lange darüber gesprochen, ob wir zusagen sollten oder nicht. Am Ende überwog das journalistische Interesse.

Wenig Auflagen gemacht

Wurden Ihnen von russischer Seite Auflagen gemacht?
Der Donbass ist ein Krisengebiet, in dem bis vor wenige Tage gekämpft wurde. Es ist also sehr gefährlich und man hält sich alleine schon aus Eigeninteresse an die Sicherheitsregeln – insbesondere in den noch nicht geräumten Gebieten. Ansonsten wurden uns wenig Auflagen gemacht. Vor der Reise gab es ein Gespräch, bei dem es darum ging, was das Interesse der russischen Seite ist. Das ist üblich.

[Im "heute-journal" wurde Wernickes Bericht am Sonntag gezeigt, er ist zudem über die ZDF-Webseite abzurufen]

In dem Fall sagte das Verteidigungsministerium, dass man vermeiden wolle, dass – und das ist der gängige Begriff in Russland – „Fake News“ über die Situation im Donbass verbreitet werden und man sich die Situation deshalb vor Ort ansehen sollte. Auflagen, dass man mit bestimmten Personen nicht reden durfte oder ähnliche Dinge, hat die russische Seite nicht gemacht. Aber Busse, Routen, Drehorte hat die russische Seite ausgesucht.

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Sehen Sie ein Problem in solchen Reisen?
Ich denke, dass dem Verteidigungsministerium bewusst ist, dass wir nicht so berichten wie Kreml-nahe Medien – sie mit unserer Arbeit im Donbass also keine Reichweite für ihr Anliegen generieren können. Sondern kritisch berichten und einordnen was wir erleben und sehen. Dennoch gibt es Diskussionen um solche Embedded-Reisen, weil sie nicht unseren journalistischen Standards entsprechen.

Doch sie sind die einzige Chance für uns, um überhaupt erst in solche Gebiete zu kommen. Schließlich kann ich nicht mit dem Taxi oder dem Flugzeug in den Donbass fahren. Es ist der einzige Weg, um einen Blick auf das Leben der Menschen zu bekommen. Denn darum geht es ja: Zu zeigen, wie es den Menschen dort geht. Ich hoffe, dass wir in unseren Berichten zeigen konnten, wie schwierig und schlimm die Situation im Donbass ist – und wie stark das Interesse Russlands ist, das Gebiet wirtschaftlich und politisch von der Ukraine zu entfernen.

Anastasia Trenkler

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