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 Mit 2:0 siegt die Nationalelf von Brasilien über Serbien.

© IMAGO/MN Press Photo / IMAGO/Marko Metlas

Wüsten-WM im Fernsehen: Brasilien-Spiel überspringt gerade einmal Fünf-Millionen-Marke

Die WM-Quoten starten auch im fünften Spieltag nicht wirklich durch. Warum der künftige ARD-Chef Kai Gniffke das öffentlich-rechtliche Engagement dennoch verteidigt.

Eine TV-Quote von fünf Millionen Zuschauern bei einer Fußball-Weltmeisterschaft hätte man in früheren Zeiten als Grundrauschen abgetan. Irgendjemand schaut immer irgendein Spiel. Bei der Wüsten-WM in Katar sind die 5,019 Millionen Zuschauer, die den Brasilien-Sieg gegen Serbien im ZDF verfolgten, schon eine kleine Rekordmeldung. Denn es ist erst das dritte Spiel dieser umstrittenen Fußball-WM, das die Fünf-Millionen-Marke überhaupt übersprungen hat.

Doch selbst dieser bescheidene Rekord hat am Donnerstag nicht einmal zum Tagessieg gereicht. Quoten-Gewinner des Tages war vielmehr in der ARD der „Flensburg-Krimi“ mit Katharina Schlothauer als Kommissarin Svenja Rassmussen. Die Folge „Der Tote am Strand“ brachte es auf 5,9 Millionen Zuschauer.

Bereits die enttäuschende Begegnung Deutschland-Japan am Mittwoch hatte gezeigt, dass diese Fußball-WM höchstens mit Negativ-Rekorden in die TV-Geschichtsbücher eingehen wird. Nicht einmal zehn Millionen Menschen in Deutschland trieb dieses Spiel vor die Fernseher (genauer gesagt waren es 9,23 Millionen). In vorherigen Weltmeisterschaften hatte es auch in der Vorrunde diverse Spiele mit mehr als zehn Millionen Zuschauern gegeben.

Auf die schlechten Quotenwerte ging Kai Gniffke, Intendant des SWR und ab Januar 2023 neuer Vorsitzender der ARD, bei seiner Verteidigung der Katar-Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender gar nicht ein.

Gniffke zählt WM-Berichterstattung zum Informationsauftrag

Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst betonte er vielmehr, dass die Kommentierung der Spiele und eine kritische Berichterstattung über das Gastgeberland keineswegs im Gegensatz zueinander stünden. „Wenn kritisch-reflektierte Köpfe wie Tom Bartels ein Fußballspiel kommentieren, dann steht das überhaupt nicht im Widerspruch zu anderen Elementen unserer Berichterstattung wie zum Beispiel die SWR-Dokumentation ,Katar - warum nur?‘“, sagte er im epd-Gespräch.

Tatsächlich handelt es sich eher um eine generelle Kritik daran, dass ARD und ZDF die Spiele der Wüsten-WM übertragen, wo doch das Gastgeberland seit langem für die Verletzung der Rechte von Frauen, Homosexuelle und Arbeitsmigranten kritisiert wird. Nach Medienberichten haben die beiden öffentlich-rechtlichen Sender 214 Millionen Euro für die Übertragungsrechte gezahlt.  

„Der SWR ist nicht Teil des WM-Systems und wird es nie werden“, distanziert sich der designierte ARD-Chef. Gniffke zählt die Berichterstattung über die WM-Spiele und die Einordnung der Veranstaltung in politische, rechtliche und gesellschaftliche Zusammenhänge zum Informationsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender.

Kai Gniffke verweist darauf, dass die Sender immer wieder das Thema Menschenrechte aufgreifen - beispielsweise wenn die Nationalmannschaft des Iran die Nationalhymne nicht mitsinge oder die deutschen Spieler sich auf dem Mannschaftsfoto alle ihren Mund zuhielten.

Über die WM zu berichten, ist eine Angelegenheit, Millionen-Gelder für Live-Übertragungen etwas anderes. So werden die Sender auch dafür kritisiert, dass sie mit hohen Werbeeinnahmen im Umfeld der WM zur Vorweihnachtszeit zu den Profiteuren gehören. Welche Bedeutung die Themen rund um die Fifa Fußball-Weltmeisterschaft 2022 nach Sonntag haben werden, darüber wird ab 20 Uhr beim Spiel Deutschland gegen Spanien entschieden. (mit dpa/epd)

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