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Ruft uns an. Sat 1 bringt ab 11 Uhr 30 Infos zum Champions-League-Finale, auch mit Johannes B. Kerner und Franz Beckenbauer (Spiel ab 20 Uhr 45). Zeit für knifflige Fragen.

© Sat1

Champions-League: Warum die Fragen bei Fernseh-Gewinnspielen oft so dämlich sind

Ob Fußball-Übertragung, US-Krimi oder Casting-Show: Ein Einstein muss man oftmals nicht sein, um die Fragen bei Gewinnspielen von Fernsehsendern beantworten zu können. Woran das liegt? Das hat verschiedene Gründe.

Es ist ein besonderer Tag: nicht nur für den Club Bayern München, der heute im eigenen Stadion ein Fußball-Champions-League-Finale gegen Chelsea London bestreitet. Auch für den Privatsender Sat 1, der nach drei Jahren zum vorerst letzten Mal ein Spiel aus der europäischen Königsklasse überträgt. Gelegenheit, mit einem 20-Stunden-Tag fast rund um die Uhr vom Spiel, das erst um 20 Uhr 45 angepfiffen wird, alle Register zu ziehen, bis dass der letzte Tropfen, die letzte Werbesekunde aus diesem Ereignis gezogen ist. Allerletzte Gelegenheit auch für jene legendären Spiele mit recht abstrusen Fragen, bei denen Zuschauer und Fans nie so genau wissen, ob sie darüber nun lächeln, sich veralbert fühlen oder doch per Anruf mitmachen und womöglich ein Auto gewinnen sollten.

Fragen der Kategorie, wie sie Sat 1 beim Halbfinalspiel Real Madrid gegen Bayern München vor Wochen seinem 14-Millionen-Publikum zu stellen wagte: „Wer spielt bei Real Madrid mit: di Maria oder der Josef?“ Darauf muss man erst mal kommen. Wie schwer oder leicht dürfen diese Fragen eigentlich sein, die auch US–Serien oder Shows von „Deutschland sucht den Superstar“ bis zu „Germany’s Next Topmodel“ durchziehen, um die Zuschauer zum Mitmachen zu animieren und gleichzeitig nicht für blöd zu verkaufen? Den Sendern scheint es gar nicht so angenehm zu sein, im Detail darauf angesprochen zu werden. „Wir möchten den Kreis der Zuschauer, die daran teilnehmen können, möglichst groß halten. Auch Nicht-Fußballexperten sollten die Fragen leicht beantworten können“, sagt ein Sprecher von ProSiebenSat1. Die Fragen zur Champions League werden von der „ran“-Redaktion entwickelt. „Gern nehmen wir Vorschläge von unseren Zuschauern. Meist sind die Fragen mit einem Augenzwinkern zu verstehen.“

So kann man es auch sehen. Wie viele Zuschauer bei diesem Geschäftsmodell im Durchschnitt – kostenpflichtig – mit richtigen oder falschen Antworten durchkommen, will Sat 1 aus Wettbewerbsgründen nicht verraten. Genauso wenig wie Pro 7 bei „Germany’s Next Topmodel“. Auch die Heidi-Klum-Show passt sich in der Auswahl der Gewinnfragen offenbar einem gewissen Niveau an. Beispielhaft sind Rätsel à la: „Worüber gehen Models, über den Catwalk oder Dogwalk“? Darüber lässt sich lange sinnieren. Oder kurz lachen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es die ,goldene Mitte’ zu finden gilt. Sind die Fragen zu schwer, können wir die Zuschauer nicht dafür begeistern, am Gewinnspiel teilzunehmen“, erklärt eine Pro7-Sprecherin.

Ein mediales Phänomen. Es ist in Zeiten öffentlich-rechtlicher Verflachung eigentlich davon auszugehen, dass diese Gewinnspiel-Geschichten bei ARD und ZDF anders ausfallen. „Im Ersten sollten Zuschauerfragen anspruchsvoller sein, schließlich haben wir ein überdurchschnittlich gebildetes Publikum“, sagt ARD-Sprecher Bernhard Möllmann. Aber auch hier gilt: Der Schwierigkeitsgrad der Frage habe Einfluss auf die Beteiligung der Zuschauer. Beim Länderspiel Deutschland gegen Brasilien 2011 wurde gefragt, wie häufig Brasilien Weltmeister wurde. Das ist, zugegeben, schwerer. Je nach Bedeutung des Spiels, nach Machart des Trailers oder der Anmoderation, aber natürlich auch nach dem Schwierigkeitsgrad der Frage können es bei der ARD 30 000 oder 200 000 Anrufer sein. Ohne Gewinnspiel werden an diesem Wochenende allerdings etwaige Champions-League-Siegesfeierlichkeiten der Bayern im Ersten ablaufen. Der Autokorso der Mannschaft durch München und die Party auf dem Marienplatz wären am Sonntag ab 16 Uhr zu sehen.

Erstaunlich ist, dass ARD und ZDF beim größten Fußballereignis diesen Jahres, der Europameisterschaft ab 8. Juni, auf kluge Fragen verzichten wollen. Dafür ist bei der Champions League ab der kommenden Saison wieder mit dem Zweiten, dem neuen Rechteinhaber, zu rechnen. Grundsätzlich, so ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz, seien redaktionelle Gewinnspiele weder Werbung noch Sponsoring. Das heißt, diese Gewinnspiele könnten im Rahmen der Champions-League-Spiele auch weiterhin nach 20 Uhr zum Einsatz kommen.

Dazu schon mal ein paar besondere Fragenvorschläge nach Mainz. Wer wurde als Deutschlands Rekordtorschütze „Bomber der Nation“: Gerd Müller oder Heiner Müller? Wie heißt der Wettbewerb, den letztmals Bayern München gewann: Champignons League oder Champions League? Womit werden Fußballer verwarnt: Gelbe Karte oder Speisekarte? Das Copyright liegt jeweils beim Autor.

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