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„Alle in einem Boot“ heißt die Auftaktfolge der „WaPo Berlin“. Im Gegensatz zur Wasserschutzpolizei darf die Truppe um Jasmin Sayed (Sesede Terziyan, r.) auch bei Gewaltverbrechen ermitteln.

© ARD/Daniela Incoronato

Update

„WaPo Berlin“: Das doppelte Pilotprojekt

Das ist hier nicht der Bodensee: Mit „WaPo Berlin“ schickt der RBB wieder eine Serie in den ARD-Vorabend. Die erste Folge erfüllt die Quotenhoffnungen.

Am Dienstag bringt die ARD eine neue Serie ins Werbefernsehen des Ersten. Die „WaPo Berlin“ ist in mehrfacher Hinsicht ein Pilotprojekt. Die fiktive Polizeieinheit heißt eigentlich „Wasserkriminaldezernat Eins der Wasserschutzpolizei Berlin“ und ist ein Versuch auf Zeit. Im Gegensatz zur herkömmlichen Wasserschutzpolizei ermittelt die „WaPo“ auch bei Kapitalverbrechen. Damit qualifiziert sie sich zugleich als Pilotprojekt für das Vorabendprogramm der ARD.

Nach vielen Jahren hat damit der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) nach dem „Hauptstadtrevier“ wieder einmal eine Serie im Vorabendprogramm der ARD. Eine Serie für den Vorabend zu entwickeln, hat für den ausführenden Sender einen großen Vorteil: Die ARD-Werbung übernimmt die Finanzierung. Anders als bei „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ wird der Etat des RBB durch die „WaPo Berlin“ nicht belastet.

Der Vorabend zwischen 18 und 20 Uhr ist die einzige Zeit, in der die Öffentlich-Rechtlichen mit den Privatsendern um die begehrten Werbe-Millionen kämpfen dürfen.

In diesen zwei Stunden ist der Konkurrenzkampf noch härter als in der Primetime – zumal am Vorabend die Dritten Programme ihre stärkste Zeit haben. Wie hart der Kampf ist, musste Thomas Gottschalk erfahren. 2012 zog die ARD nach 70 von geplanten 144 Folgen von „Gottschalk Live“ den Stecker, weil die Show unter den Erwartungen blieb.

Gute Quote für erste Folge

Wenn am Dienstag die erste Folge der „WaPo Berlin“ läuft, konkurriert die Serie unter anderem mit der „Soko Köln“ im ZDF, dem RTL-Starmagazin „Exclusiv“ und der Sat-1-Krimiserie „Auf Streife – Die Spezialistin“. Martina Zöllner, die beim RBB den Programmbereich „Doku und Fiktion“ leitet, ist für den Serien-Newcomer zuversichtlich. Sie kennt das Format so gut wie kaum jemand anderes.

In ihrer Zeit als SWR-Chefin für „Film und Doku“ hatte sie die „WaPo Bodensee“ in den ARD-Vorabend eingebracht. Als sie 2017 zum RBB wechselte, kam mit ihr zugleich die Idee für eine „WaPo Berlin“ an die Spree.

Hergestellt wird die neue Serie wie schon „WaPo Bodensee“ von Saxonia Media. Jetzt wird gehofft, dass die Berliner „WaPo“ ebenso erfolgreich ist wie das Bodensee-Vorbild, von dem es bereits 40 Folgen gibt. Die erste Folge des Ablegers hat die Hoffnungen erfüllt. Mit 2,85 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 11,2 Prozent liegt die Berliner WaPo deutlich über der für den Vorabend entscheidenden Zehn-Prozent-Marke.

Tot im Wannsee

Beim ersten Fall [„WaPo Berlin“, acht Folgen, ARD, Dienstag, 18 Uhr 50] haben sich die Macher von einem spektakulären realen Verbrechen inspirieren lassen. In der ARD-Serie wurde zwar keine übergroße Goldmünze gestohlen. Aber die Umstände, unter denen eine wertvolle Skulptur aus dem Dom entwendet wurde, sind ähnlich.

„Wir wollten zeigen, das ist Berlin, das ist realitätsnah“, erklärt Zöllner. Ähnlichkeiten zu einer Serie von Verbrechen gibt es auch in anderer Hinsicht, denn die „WaPo“ hat damit zu kämpfen, dass die beiden Täter – zwei eineiige Zwillinge – nicht überführt werden können, weil deren DNA-Probe eine eindeutige Beweislage nicht zulässt. Weil einer der beiden Verbrecher tot im Wannsee schwimmt, beginnt die Serie mit einem Doppelfall.

Das Team der „WaPo Berlin“ wirkt dabei wie in der TV-Retorte entwickelt. Zur Crew der „Silbermöwe“ – so heißt das Boot der Wasserkommissare – gehören fünf Ermittler und ein Hund. Leiterin der neuen Dienststelle ist Jasmin Sayed (Sesede Terziyan), die als Kind mit ihren Eltern aus dem Iran geflohen ist.

Bei Verhören gibt sie schon mal den Bad Cop. Mehr Empathie zeigt Kommissarin Paula Sprenger (Sarina Radomski), die zugleich Sayeds beste Freundin ist. Sprenger ist die Berliner Göre im Team. Sie berlinert immerhin so stark, dass man auch im Rest der Republik erkennt, dass dies nicht die „WaPo Bodensee“ ist.

Zur Multikulti-Truppe gehört Fahri Celik (Hassan Akkouch), der nach langen Clubnächten schon mal zu spät zum Dienst erscheint. In dieser Serie kennt die Polizeipräsidentin (Marion Kracht) türkische Sprichworte, die Celiks Mutter benutzt. Kommissar Wolf Malletzke (Christoph Grunert), der Kapitän der „Silbermöwe“, hat anders als manche Kollegen aus der Ex-DDR seinen Weg in die neue Zeit gefunden, auch wenn er die Dinge mit etwas Distanz betrachtet.

Die Kommissaranwärterin Marlene Weber (Melina Borcherding) ist die IT-Expertin der Truppe. Sie schreibt kurzerhand Programme, auf die selbst das BKA neidisch wäre.

Die wichtigste Rolle an Bord und in der Wache hat freilich der Hund Stulle, das Maskottchen der „WaPo Berlin“. Die Produktion einer zweiten Staffel steht bereits fest, derzeit werden die Bücher geschrieben. Damit kann dann wieder gedreht werden kann, wenn es auf den Berliner Gewässern am schönsten ist.

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