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Radio- und Fernsehmoderator, Mr. Teleshopping: Walter Freiwald

© dpa

Walter Freiwald ist tot: Freude, Energie, Wahnsinn

Er hat im Radio und Fernsehen und Teleshopping-TV moderiert. Und wie Walter Freiwald das machte, das konnte nur Walter Freiwald. Ein Nachruf.

Berufszeichnung: Moderator. Gefährlich, kann ja alles und nichts bedeuten, kann von der Moderation einer politischen Talkshow bis hin zum Heizdeckenverkauf reichen. Walter Freiwald lag da nicht in der Mitte, er war Walter

Freiwald und er moderierte, was seines Weges kam. Geboren am 21. April 1954 in Wittmund, Mittlere Reife, kaufmännische Lehre, 1979 eine erste Stelle bei der Plattenfirma EMI, wurde er Redakteur und später Moderator bei verschiedenen Radiosendern, darunter Radio Luxemburg und Radio Gong. Freiwald hatte bis dahin das Leben in seiner rauen Variante kennengelernt: viel Prügel und wenig Liebe in der Kindheit, von zu Hause ausgerissen, Opfer eines Sexualverbrechers. So steht es in seiner Autobiographie "Frei Schnauze und mit einem Augenzwinkern".

Aber beim Radio bekam sein Leben Struktur, schnell war er Privatradio-Pionier unter Frank Elstner bei RTL in Luxemburg, lebte damals mit Hugo Egon Balder in einer WG. Wie gut Freiwald Menschen ansprechen und begeistern konnte, zeigte er bei Radio Gong in München, wohin ihn Helmut Markwort geholt hatte. Menschenaufläufe, Verkehrschaos, Auftritt von 20 000 Menschen im Olympiapark - Freiwald reizte sein Publikums-Gen bis zum Anschlag aus.

So einer musste, als sich das Privatfernehen in der Bundesrepublik ausbreitete, zu RTL. An der Seite von Harry Wijnvoord machte er die Spielshow "Der Preis ist heiß" zum Must-See für die Zuschauer des kommerziellen Fernsehens, als Warm-Upper, Ansager, Sidekick und Show-Clown in einer Person. Von 1989 bis 1997 lief die Show. Als 2001 der Teleshopping-Kanal RTL Shop aufgemacht wurde, stand Freiwald an der Spitze des Moderatoren-Trupps. Was immer es zu verkaufen gab, wollte Freiwald, übrigens bald auch Direktor des Einkaufssenders, mit großer Geste und viel Temperament an Mann und vor allem Frau bringen. Ob jedes Produkt das Versprechen hielt, das Freiwald gab? Unklar, der Mann wollte verkaufen, verkaufen, verkaufen. Und er hatte das Gesicht, das nicht nach Betrug, sondern nach Beglückung aussah.

Freude, Energie, Wahnsinn

Walter Freiwald hatte seine TV-Persönlichkeit entwickelt, sein Profil geformt, und er hatte Erfolg. Er hatte Freude daran, er hatte Energie, Wahnsinn war auch dabei. 2010 bewarb er sich bei der SPD als Kandidat für die Wahl zum Bundespräsidenten, was er 2016 wiederholte. Wurde nix, auch mit der Karriere wurde es enger. Als seine Frau Annette gegen einen Hirntumor kämpfte, arbeitete er eine Weile nicht, um sich um sie zu kümmern, und fand dann zwei Jahre lang nichts Neues. Freiwald brauchte dringend ein Comeback, wie schon andere in vergleichbarer Lebensphase zog er 2015 ins RTL-Dschungel-Camp („Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“). Die zugedachte und eigentlich nicht zu ihm passende Rolle des bösen Fieslings führte zu heftigen Redaktionen im Netz. Die Hater stürzten sich auf ihn, er bekam Morddrohungen und Personenschutz.

„Diese perverse Art - das ist gefährlich, was da im Netz passiert“, sagte Freiwald. Ganz unschuldig daran war er nicht, "ich bin ne Rampensau, na klar", sagte er. Was folgte, waren Auftritte hier ("Gottschalks große Geburtstagsshow") und da ("Freiwald am Morgen" beim Teleshoppingsender 1-2-3 tv), nicht selten spendete er sein Honorar für die Deutsche Hirntumorhilfe.

Anfang November dieses Jahres machte Freiwald öffentlich gemacht, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist. Er werde „diese Krankheit nicht überleben“, teilte der 65-Jährige vor zwei Wochen über Twitter und Facebook mit. „Der Krebs ist ein Arschloch und wird mich töten“, schrieb er weiter. „Ich liebe meine Frau und meine Kinder.“ Wenige Tage später bedankte er sich noch für Zuspruch und Trost. „Danke für eure Reaktionen und euer Mitgefühl. Ihr tut mir gut. Vergesst mich nicht!“, schrieb er.

Er war nicht vergessen. Die vielen Reaktionen in den sozialen Medien zeigen, dass Walter Freiwald vielleicht nicht immer bewusst, aber immer von Herzen den Leuten Spaß bereiten wollte. Er hat nicht camoufliert, er hat sich nicht hinter Images und Masken versteckt - er war und wollte Walter Freiwald sein. Das wurde ihm honoriert.

Am 16. November ist Walter Freiwald gestorben. Er wurde 65 Jahre alt.

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