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Elon Musk kauft Twitter - müssen die öffentlich-rechtlichen Sender darauf reagieren?

© REUTERS

Tweets in den Mediatheken von ARD und ZDF: #gutgemeint

ZDF-Fernsehrat Leonhard Dobusch schlägt ein öffentlich-rechtliches Twitter vor. Der Vorschlag ist ehrenwert, mehr aber auch nicht. Ein Kommentar

Elon Musk kauft Twitter. Damit gerät auch die letzte große Plattform in die Hände eines US-Milliardärs. Silicon Valley steuert die Kommunikation der Welt, nach kommerziellen Gesichtspunkten. Für Leonhard Dobusch, Professor für Organisation an der Universität Innsbruck und ZDF-Fernsehrat, steht damit fest: „Es werden gesellschaftliche Gräben vertieft und demokratischer Diskurs erschwert.“ Es herrscht, verkürzt gesagt, das Geschäftsmodell Wut.

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In einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ plädiert er für eine „gemeinnützige, auf Basis offener Standards und offener Software entwickelte Alternative zu den dominanten, kommerziellen Plattformen“. Diese Alternative sei überfällig, Twitter, Facebook, Tiktok soll so ein „öffentlich-rechtliches Ökosystem“ entgegengesetzt werden. Dobusch würde dafür die Mediatheken von ARD und ZDF zu Debattenplattformen aufrüsten.

Mit zusätzlich Geld versehen würden sich die Sender einer derartigen Erweiterung ihres Programmauftrags nicht verweigern. Die Gralshüter des Guten, Schönen und Wahren werden zu Kuratoren des noch Besseren, Schöneren und Wahreren.

Was gegen Twitter von ARD/ZDF spricht

Spricht was dagegen? Eine Menge. Eine nicht kleine Zahl von Menschen fühlt sich von den Öffentlich-Rechtlichen gegängelt, zugleich sehen sie in den Programmen einen Elitendünkel versendet, eine Mesalliance aus Politik und Journalismus. Hier werde nach dem Diktum von Ansage und Durchsage gearbeitet.

Das stimmt zwar nicht (mehr), doch hat dieser anhaltende Verdacht nicht wenige aus den öffentlich-rechtlichen zu den sozialen Medien getrieben. Hass und Hetze werden gerne oder wenigstens als Kollateralschaden der ungepflegten, doch als frei und freiwillig empfundenen Kommunikation akzeptiert.

Twitter will Nutzer nicht ändern

Twitter & Co. wollen ihre Nutzer nicht ändern, sondern von ihnen gewinnbringend profitieren, indem sie Emotionen pushen, Vorurteile eskalieren lassen.

Ein anderes, ein öffentlich-rechtliches Twitter wäre von alldem purifiziert. Mir fehlen Überzeugung und Fantasie, einen Erfolg zu prognostizieren, wenn der Programmauftrag auch im Netz als Erziehungsauftrag missverstanden wird.

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