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Julia (Bernadette Heerwagen) dated im Netz.

© SWR/Christian Koch/SWR/Christian Koch

„Tatort“ aus Ludwigshafen: Fluch und Segen der KI

Der neue „Tatort“ aus Ludwigshafen zeigt, dass Künstliche Intelligenz (KI) noch einen weiten Weg vor sich hat, um einen Mordfall zu lösen. Da helfen weder Smart-Uhren noch Dating-Portale.

Künstliche Intelligenz (KI) ist eine praktische Sache: Julia da Borg (Bernadette Heerwagen) nutzt Chatbots bei der Suche nach männlichen Bekannten im Internet. Und die Smartwatch eines Bank-Managers, dessen Leiche auf einem Wanderweg gefunden wird, dokumentiert den genauen Zeitpunkt seines Ablebens. Smart genug, um gleich noch Todesursache und Täter kundzutun, sind KI-Uhren dann aber doch nicht.

Es braucht vorerst noch die Ermittlungsarbeit echter Menschen wie Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) oder Johanna Stern (Lisa Bitter), denen freilich ganz andere Technologien zur Verfügung stehen als früher, auch im „Tatort“, der ja eine Art Fernseh-Spiegel der Zeitgeschichte ist. Trotz zahlreicher Verweise in die digitale Welt bleibt die Technik jedoch in der Ludwigshafener „Tatort“-Episode „Avatar“ (ARD, 7. Januar, 20.15 Uhr) Nebensache.

Der Schlüssel des Falls liegt im menschlichen Missbrauch virtueller Möglichkeiten, und das Mitgefühl des Publikums wird durch Julia da Borg geweckt, eine in der Werbebranche beschäftigte Programmiererin mit dem Hobby Thai-Boxen.

Die Mittvierzigerin wirkt verstört und verzweifelt, und die gebürtige Bonnerin Heerwagen darf mal wieder zeigen, dass sie in der ZDF-Reihe „München Mord“ eher unterfordert ist. Der Film erzählt von Fluch und Segen der KI, ohne zu belehren oder mit überflüssigen Spielereien anzugeben.

Und in dem Krimi-Plot bleibt die Spannung hoch, obwohl es spätestens nach dem gewaltsamen Tod eines zweiten Mannes keinen Zweifel an der Täterin gibt. Regisseur Miguel Alexandre inszeniert den stummen Zweikampf des Mannes mit Julia da Borg als archaisches Ringen um Leben und Tod. Da Borg befindet sich offenkundig auf einem Rachefeldzug, während ein Avatar ihr über einen großen Verlust hinweghelfen soll.

Auch damit spielt das Drehbuch von Harald Göckeritz: Wie uns Bilder täuschen können und auf die falsche Fährte locken. Mit „Avatar“ werden außerdem Annalena Schmidt als Assistentin Edith Keller und Peter Espeloer als Kriminaltechniker Peter Becker nach 25 Jahren in den Ruhestand verabschiedet..

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