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Ausgebrannt. Volker Feldmann (Bjarne Mädel) rackert sich ab, kommt aber auf keinen grünen Zweig.

© Arte/BR/Jürgen Olczyk

Sozialdrama mit Bjarne Mädel: Mehr Respekt, bitte!

In „Geliefert“ zeigt ein berührender Bjarne Mädel als ausgebeuteter Paketzusteller, was in der Gesellschaft alles schiefläuft.

Das Sozialdrama „Geliefert“ mit Bjarne Mädel („Stromberg“, „Tatortreiniger“, „Sörensen hat Angst“) in der Hauptrolle des alleinerziehenden Vaters, der sich als Paketzusteller mehr schlecht als recht über Wasser hält, hätte gut zum Bundestagswahlkampf einer Partei wie der SPD und den Forderungen von Spitzenkandidat Olaf Scholz nach mehr Respekt für die Leistung schwer arbeitender Menschen gepasst. Denn Anerkennung können diese modernen Sklaven der Konsumgesellschaft offenbar nicht erwarten. „Es ist doch ihr Job“, lautet einer der freundlicheren Sätze, die Volker Feldmann zu hören bekommt, wenn er wieder einmal ein Dutzend Weinflaschen von der Weinhandlung im Erdgeschoss in die fünfte Etage geschleppt hat, weil die Lieferung kostenlos und der Empfänger zu bequem ist.

Bjarne Mädel weiß, was man als Paketbote aushalten muss. Als Student hat er damit Geld verdient. „Man hat oft wirklich nicht mal Zeit, etwas zu essen oder auf die Toilette zu gehen, so dass man dann wirklich als Fahrer in die Flasche pinkelt, um Zeit zu sparen. Das ist Realität. Leider“, erzählte er in einem dpa-Interview.

[„Geliefert“, ARD, Mittwoch, 20 Uhr 15]

„Geliefert“ ist in gewisser Weise die Fortsetzung von „Moderne Zeiten“. So sehr sich Volker Feldmann auch abstrampelt, und egal wie viele unbezahlte Überstunden er auch anhäuft, er wird das Ziel dennoch nicht erreichen und am Ende des Arbeitstages nicht alle Pakete zustellen können. Finanziell reicht es hinten und vorne nicht. Die Kosten für die Abschlussfahrt für Sohn Benny (Nick Julius Schuck) bringen ihn der Verzweiflung immer näher. Und der Zweitjob, den er annimmt, verursacht noch größere Probleme.

Fortsetzung von „Moderne Zeiten“

Während der Charlie-Chaplin-Klassiker noch eine gewisse Komik besitzt, gibt es bei „Geliefert“ wenig zu lachen. Der Film von Jahn Fehse, der sowohl für Buch als auch Regie verantwortlich ist, kann nicht mal ansatzweise als Komödie bezeichnet werden. In diesem deprimierenden Sozialdrama mit einem Bjarne Mädel, der die Zuschauer zutiefst mitleiden lässt, scheint es nur eine Richtung zu geben: Was schief gehen kann im Leben von Volker Feldmann, der seinen Job als Fußball-Jugendtrainer wegen eines unbedachten Angriffs auf einen schlechten Schiedsrichter verlor, geht schief. Wo Respekt fehlt, wird Würde zu einem unerschwinglichen Luxusgut. Dabei versucht Volker Feldmann doch mit aller Macht, trotz aller Fährnisse den richtigen, ehrlichen Weg zu gehen. Auch um seinem Sohn ein gutes Vorbild zu sein. Doch ist angesichts der Umstände ein schier aussichtsloses Unterfangen. Wer glaubt, dass es nicht noch schlimmer kommen kann, wird in „Geliefert“ eines Besseren belehrt.

Beinahe jedenfalls. Denn glücklicherweise gibt es auch für Volker Feldmann Menschen, auf die er sich verlassen kann. Die Polizistin Lena Wallinger (Anne Schäfer), die ihren Mann an den Krebs verloren hat, hält zu ihm. Ganz anders als sein Chef Konrad (Stefan Merki), den allein die Erfüllung der an ihn gestellten Vorgaben interessiert. Der private Paketdienst ist dabei nicht zimperlich, schreckt nicht einmal vor heimlicher Überwachung seiner Mitarbeiter zurück.

Bjarne Mädel neigt nicht so zum Konsum, wie er selbst sagt. Während der Pandemie hat er gehofft, dass die Menschen darüber nachdenken, was wirklich wichtig ist und was sie brauchen. „Aber es wurde ja mehr bestellt und eingekauft als zuvor.“ Man kann nur hoffen, dass der Film dazu beiträgt, dass Paketboten und den vielen anderen Menschen, die in ähnlich schwierigen Berufen arbeiten, mit mehr Verständnis und Anerkennung begegnet wird.

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