zum Hauptinhalt
Satellit, Kabel, Antenne oder Internet? Beim Fernsehen konkurrieren nicht nur die Sender um die Gunst der Zuschauer, zugleich stellt sich immer wieder die Frage, auf welchem Wege die Programme auf den TV-Bildschirm gelangen sollen.

© Monika Skolimowska/dpa

Nach dem Ende der Analog-Ära: So schauen die Deutschen fern

Die Abschaltung des Analog-TV ist so gut wie abgeschlossen. Fernsehen via Internet wird immer beliebter.

Die Zeit des analogen TV-Empfangs ist so gut wie vorbei. Via Satellit und Antenne wird das Programm bereits seit langem ausschließlich digital übertragen, seit einigen Monaten schalten Telekom, Vodafone und Pÿur/Tele Columbus das Analog-TV nun auch in den Kabelnetzen sukzessive ab. Spürbare Auswirkungen hat das finale Ende dieser Übertragungstechnik dann, wenn noch ein alter Röhrenfernseher im Einsatz ist. Diese Altgeräte können nun nor noch über einen Digitaldekoder für das Kabelfernsehen oder einen anderen Verbreitungsweg eingesetzt werden.

In Berlin ist die Umstellung bereits abgeschlossen, im Nachbarland Brandenburg laufen noch letzte Umstellungsarbeiten. Über die genauen Termine informiert die Initiative Digitales Kabelnetz via digitaleskabel.de. Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, lautet: Welche TV-Empfangswege setzen die Bundesbürger nun bevorzugt ein?

Satellit und Kabel weiter vorn

Trotz einiger Verluste haben die beiden führenden Systeme ihre dominierende Stellung behalten. An erster Stelle steht weiterhin das Satellitenfernsehen, das 2018 auf einen Marktanteil von 45,6 Prozent kam. Das Kabelfernsehen folgt mit 42,2 Prozent, wie die vom Marktforschungsinstitut Kantar TNS für den Astra-TV-Monitor ermittelten Zahlen ergeben. Doch die Stellung von Satellit und Kabel ist nicht unangefochten. Von 2017 auf 2018 sank die Zahl der Satellitenhaushalte um 230 000 und beim Kabelfernsehen betrug der Rückgang 210 000 Haushalte. Wobei Marktführer Vodafone – 7,6 Millionen TV-Kunden – die ehemals analogen Kabelhaushalte weitgehend für die digitalen Angebote interessieren konnte. Das Antennenfernsehen DVB-T2 gewann 50 000 Haushalte hinzu. Der größte Gewinner ist allerdings das Internet-Fernsehen. Die Zahl der Haushalte, die über IPTV ihre Programme beziehen, stieg um 140 000 auf 2,78 Millionen.

Zu diesen Anbietern gehört auch das Unternehmen Zattoo, das nach eigenen Angaben in Deutschland auf jährliche Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent kommt. „Wir sind inzwischen auf Augenhöhe mit einigen mittelgroßen Kabelnetzbetreibern in Deutschland“, sagte Manager Jörg Meyer. „TV-Streaming ist keine Nische mehr, sondern im Massenmarkt angekommen. Das haben auch die großen TV-Anbieter erkannt und bringen eigene TV-Streamingdienste in den Markt.“ Zattoo geht von über 500 000 zahlenden TV-Streaming-Abonnenten aus. Ein Wachstumstreiber war die Umstellung des Antennenfernsehens auf das teilweise kostenpflichtige DVB-T2. Zattoo hat seither seine Abonnentenzahl mehr als verdoppelt, teilte Meyer mit.

Das Streamen der TV-Sender über das Internet befindet sich auf Wachstumskurs. Über 40 Prozent der deutschen Internetnutzer können sich vorstellen, in Zukunft Fernsehen ausschließlich über das Internet zu sehen, ergab eine Umfrage der Kantar-Marktforscher im Auftrag von Zattoo. Ein Grund dafür ist, dass die Fernsehprogramme nicht nur auf dem großen TV-Gerät, sondern zusätzlich auf Smartphones und Tablets genutzt werden können. Und zwar sowohl daheim als auch unterwegs. Über TV-Streamingdienste kann das deutsche Programm im Urlaub sogar auch im EU-Ausland gestreamt werden.

Vom Bezahlschock erholt

Das digitale Antennenfernsehen konnte sich vom anfänglichen Bezahlschock weiter erholen. Beim Wechsel von DVB-T zu T2 vor zwei Jahren wurde der zuvor kostenlose Empfang der Privat-Sender kostenpflichtig. Viele der einst 3,5 Millionen DVB-T-Nutzer hatten danach andere Optionen gesucht. Zuletzt ist die Zahl der DVB-T2 Nutzer allerdings wieder gestiegen, und zwar um sieben Prozent auf 2,5 Millionen Haushalte. „Antennenfernsehen spielt eine wichtige Rolle im Angebotsmix“, sagte Media-Broadcast-Chef Arnold Stender dem Tagesspiegel.

Den Marktanteil von Kabel oder Satellit werde es aus heutiger Sicht zwar nicht erreichen, das Antennenfernsehen „spricht aber passgenau unterschiedliche Zuschauergruppen und ihre Bedürfnisse an: Kostenbewusste Menschen, denen Kabel zu teuer ist, die Satellit nicht nutzen können, junge Menschen, die lineares TV zusätzlich zu Gaming und Video On Demand nutzen und Zuschauer, die beim Fußball Spiel nicht möchten, dass die Nachbarn schon 20 Sekunden vor ihnen jubeln. Für sie alle ist DVB-T2 beziehungsweise freenet TV die erste Wahl“.

Doch wie viele Haushalte sind tatsächlich bereit sind, für den Empfang der werbefinanzierten privaten TV-Sender zusätzlich Geld auszugeben? Offenbar doch immer mehr: Für das kostenpflichtige Freenet-Abo bei DVB-T2 entschieden sich mit Stand Frühjahr 2019 etwas über eine Million zahlende Kunden, das sind 112 000 mehr als 2017.

Insgesamt stieg die Zahl der Haushalte, die in HD-Fernsehen – dazu gehören auch die generell Abo-freien Sender von ARD und ZDF – im vergangenen Jahr von 27,5 auf 29,9 Millionen Haushalten. Damit empfingen knapp 78 Prozent aller TV-Haushalte in Deutschland ihr Programm in HD-Qualität. Unter den deutschen HD-Haushalten ist Satellit mit 13,5 Millionen erreichten Haushalten der führende Verbreitungsweg, gefolgt von Kabel (12,1 Millionen), IPTV (2,5 Millionen) und Terrestrik (1,7 Millionen).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false