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Wollte nicht immer James Bond sein und blieb es auch nicht: Sean Connery.

© picture alliance/dpa/PA Media / Danny Lawson/pa/dpa

Sean Connery im TV-Porträt: Geschüttelt, nicht gerührt

Die Dokumentation „Sean Connery vs. James Bond“ zeigt die Ambivalenz eines Schauspielerlebens.

Als Sir Thomas Sean Connery am 31. Oktober 2020 im Alter von neunzig Jahren in seinem Zuhause auf den Bahamas stirbt, da geht unweigerlich eine Ära zu Ende: Dieser Mann, bereits zu Lebzeiten bigger than life, hat Film- und Kulturgeschichte geschrieben und personifiziert eine der größten Erfolgsgeschichten des internationalen Kinos.

„Sean Connery vs James Bond“ ist nach vielen Jahren die erste Dokumentation über den am 25. August 1930 als Sohn eines irischen Fernfahrers und einer schottischen Putzfrau in Edinburgh geborenen Schotten. Filmautor Gregory Monro hat für seine einstündige Doku zum einen Zeitzeugen wie etwa Connerys Spielpartner Andy Garcia und Rob Brown, „Zardoz“-Regisseur John Boorman oder Connerys Biographen Michael Feeney Callan interviewt.

Zudem hat er etliche Sequenzen aus der umfangreichen, knapp fünfzig Jahre andauernden Karriere des Schauspielers ausgesucht und vor allem recht seltenes Archivmaterial eingesetzt, das Connery bei Dreharbeiten oder in verschiedensten Interview-Situationen zeigt. Es sind insbesondere diese zeithistorischen Aufnahmen, die den großen Reiz dieser Dokumentation ausmachen.

Denn dieser Sean Connery zeigt den anderen Sean Connery: Jenen Mann, der mit der Figur des britischen Geheimagneten James Bond 007 oftmals hadert, der keinen Hehl daraus macht, dass der globale Erfolg seit „James Bond 007 jagt Dr. No“ für ihn Segen und Fluch zugleich darstellt, der es hasst, wenn man ihn jenseits der Rolle im realen Leben als Mister Bond anspricht.

Connery wirkte mitunter regelrecht verzweifelt

Mehr als einmal ist in diesen Gesprächen aus den 1960er, 1970er und 1980er Jahren zu sehen, wie der Schauspieler explizit davon spricht, dass es sich hier um eine „figure“ handele, die eben „fictive“ sei und mit ihm nichts zu tun habe. Er wirkt dabei nicht selten regelrecht verzweifelt, sehr angestrengt, und es soll zu einer Lebensaufgabe werden, sich von 007 zu lösen und als ernstzunehmender seriöser Schauspieler nach der Bond-Ära akzeptiert zu werden.

Dieser Mann, über Jahrzehnte Inbegriff des Virilen, versucht sich in der Post-Bond-Ära zu emanzipieren, versucht zugleich, sich selbst zu finden. Er, der im armen Teil Edinburghs heranwuchs, sich dort als Milchmann und Pferdekutscher, als Baggerfahrer und Sargpolierer durchschlägt, gilt später, mit Beginn der Bond Jahre ab 1962, als sexiest man alive.

Neben den vielen Flops und Misserfolgen, die den Weg seiner Emanzipation von Bond weg zeichnen, ist er in den 1970ern in solch herausragenden Filmen wie etwa „Der Mann, der König sein wollte“ zu sehen, zusammen mit Audrey Hepburn in „Robin und Marian“, in „Der Wind und der Löwe“.

Die 1980er bringen schließlich die größten Erfolge mit sich, er ist William von Baskerville in Jean-Jacques Arnauds Adaption von Umberto Ecos „Der Name der Rose“, und er spielt in Brian de Palmas „Die Unbestechlichen“ und erhält dafür seinen ersten Oscar. Connery, der passionierte Golfspieler, wäre nicht Connery, würde er anlässlich seines ersten Oscars nicht zum Besten geben, er hätte lieber die US-Open im Golf gewonnen.

Wahrscheinlich sind es die achtziger Jahre im Leben des Sean Connery, als er ein wenig mehr zu sich selbst findet, wenngleich Connery rückfällig wird und 1983 „Never Say Never Again“ dreht, eine Art Gegen-Bond zu Roger Moores im selben Zeitraum anlaufenden und wesentlich erfolgreicheren „Octopussy“.

„Ich möchte gern ein alter Mann mit einem guten Gesicht werden, wieHitchcock oder Picasso“, sagt Connery, als er sechzig ist. Das war 1990. Er wird schließlich neunzig, wird ein alter Mann, der in seinen letzten Filmen bis 2003 zunehmend den Part des Mentors einnimmt. „Sean Connery vs James Bond“, Arte, Sonntag, 22 Uhr 20

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